Fachgebiet
Humanmedizin, © Alamy Stock Foto/ton koene
Humanmedizin beschäftigt sich mit der Wechselwirkung von Krankheit und Gesundheit beim Menschen. Das tut sie mit naturwissenschaftlichen Methoden, indem sie Krankheitsbilder erforscht, ihre Gemeinsamkeiten erkennt, nach Ursachen sucht und Wege zur Prävention, Linderung oder Heilung findet. Sie bezieht aber auch geisteswissenschaftliche Erkenntnisse mit ein und betrachtet jeden Patienten als einzigartig in seinem psychosozialen Umfeld und seine Krankheit als ein nur ihm eigenes Erlebnis. Medizin findet stets in bestimmten sozialen Strukturen statt und ist jeweils in ein Gesundheitswesen eingebunden, von dem sie beeinflusst wird und das sie ihrerseits mitprägt. Damit Medizinerinnen und Mediziner ihre Aufgaben wahrnehmen können, sind sie auf die Partnerschaft mit anderen Bereichen angewiesen, denn die Medizin ist auch Teil der Wirtschaft und Politik.
Studium
Im dreijährigen Bachelorstudium werden humanbiologische, natur- und humanwissenschaftliche Grundlagen (insbesondere Chemie, Physik und Molekularbiologie), aber auch erste klinische Fertigkeiten wie Anamnese (Krankengeschichte) und Status (körperliche Untersuchung) vermittelt. Gelehrt wird in Themenblöcken zu jedem Organ oder im problemorientierten Unterricht. Je nach Universität nehmen Frontalunterricht, Gruppenarbeiten (Tutorien), praktische Kurse und Selbststudium unterschiedlich viel Raum ein. Im dreijährigen Masterstudium erfolgt dann die eigentliche klinische Ausbildung mit zunehmender Hinführung zum ärztlichen Handeln. Vorlesungen wechseln ab mit Gruppenunterricht am Krankenbett und Kursen auf den verschiedenen Spitalabteilungen. Im sogenannten Wahlstudienjahr im fünften und/oder sechsten Studienjahr üben die Studierenden die praktische Arbeit an Patientinnen und Patienten, entweder als Unterassistentin und Unterassistent einem Spital oder in Privatpraxen.
Eidgenössische Prüfung
Nach dem Studienabschluss findet die eidgenössische Prüfung in Humanmedizin statt. Sie stellt sicher, dass die Studierenden über jene Kompetenzen verfügen, die sie zur Ausübung des Berufes benötigen. Bei erfolgreicher Prüfung wird ein eidgenössisches Diplom erteilt, das auch als Voraussetzung für die berufliche Weiterbildung gilt.
Traditionelle Chinesische Medizin TCM
TCM bietet einen alternativen Umgang mit Krankheit und Verletzung. Sie bedient sich unterschiedlicher historischer Diagnostik- und Therapiemethoden aus Fernost. Viele Annahmen der TCM stehen im Widerspruch zur wissenschaftsbasierten Humanmedizin. Der Studienabschluss in TCM berechtigt daher weder zur Aufnahme einer universitären Weiterbildung noch zur Ausübung einer ärztlichen Tätigkeit in der Schweiz.
«Die Faszination für die zahlreichen Facetten des menschlichen Körpers lässt mich nicht mehr los.»
Zu den TestimonialsAnforderungen
Das Studienprogramm der Humanmedizin ist sehr dicht und somit zeitintensiv. Es erfordert Disziplin, Lernbereitschaft und Durchhaltevermögen; ein Teilzeitstudium ist kaum möglich. Es werden solide Vorkenntnisse in Chemie, Biologie und Physik sowie gute Englischkenntnisse erwartet. Im klinischen Teil der Ausbildung und meist auch später im Beruf sind soziale Fähigkeiten, Freude am Umgang mit Menschen sowie ein hohes Mass an Einfühlungsvermögen, Kommunikations- und Teamfähigkeit von grosser Bedeutung.
Weiter erfordern die zum Teil unregelmässigen und langen Arbeitszeiten, die körperliche Nähe zu den Patientinnen und Patienten sowie die tägliche Konfrontation mit Themen wie Krankheit, Leid und Tod eine starke physische und psychische Belastbarkeit.
Zusätzliche Anforderungen, Praktika
Eignungstest für das Medizinstudium EMS
Einige Universitäten verlangen aufgrund der jährlich hohen Anmeldequoten das Absolvieren eines Eignungstests für das Medizinstudium. Die Anmeldung zum Studium erfolgt zentral bei der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten jeweils bis zum 15. Februar des beginnenden Studienjahres unter swissuniversities.ch > Service > Anmeldung zum Medizinstudium. Verspätete Anmeldungen werden nicht berücksichtigt. Details zum EMS finden sich unter Numerus Clausus, Zulassungsbeschränkungen > Universitäre Hochschulen UH: Medizin.
Krankenpflegepraktikum
Je nach Universität muss bis zum Ende des 1.,2. oder 3. Bachelor-Studienjahres - mit Vorteil aber vor Beginn des Studiums - ein vierwöchiges Krankenpflegepraktikum absolviert werden. An der Universität Zürich ist es nicht mehr obligatorisch, wird aber auch da sehr empfohlen. Die Dekanate der medizinischen Fakultäten verfügen über ein Verzeichnis der anerkannten Spitäler.
Doktorat
Wer den Titel «Dr. med.» erlangen will, muss nach dem Masterabschluss mindestens ein Jahr forschen und eine Dissertation verfassen. Das Doktorat ist keine Voraussetzung für die ärztliche Tätigkeit, jedoch unabdingbar für eine Tätigkeit in Forschung und Lehre.
Forschungsthemen
Immer häufiger wird in interdisziplinären und internationalen Teams geforscht. Die einzelnen medizinischen Fakultäten verfolgen dabei verschiedene Schwerpunkte von Tumor- und Krebsforschung, Transplantationsmedizin über Neurowissenschaften bis hin zur Genetik oder Personalisierten Medizin. So forschen beispielsweise Herzchirurginnen, Kardiologen, Ingenieurinnen und Naturwissenschaftler gemeinsam an einem voll implantierbaren Kunstherzen oder bauen virtuelle Herzen am Computer nach.
Zulassung, Anmeldung und Studienbeginn
Informationen zur Zulassung an die verschiedenen Hochschulen sowie zur Anmeldung und dem Studienbeginn finden sich unter Zulassung, Anmeldung, Studienbeginn.
Studiengänge
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich ETHZ
Universität Basel UNIBAS
Universität Bern UNIBE
Universität Freiburg UNIFR
Universität Genf UNIGE
Universität der italienischen Schweiz USI
Universität Lausanne UNIL
Universität Luzern UNILU
Universität Neuenburg UNINE
Universität St. Gallen HSG
Universität Zürich UZH
Interdisziplinäre Studiengänge
Universität Basel UNIBAS
Universität Bern UNIBE
Universität Genf UNIGE
Universität Lausanne UNIL
Universität Zürich UZH
Traditionelle Chinesische Medizin
Nach dem Studium
Weiterbildung
Facharzt/Fachärztin
Wer eine selbstständige Tätigkeit anstrebt, muss sich zur Fachärztin bzw. zum Facharzt weiterbilden, beispielsweise für Allgemeine Innere Medizin, Chirurgie oder Psychiatrie. Die 45 verschiedenen Facharzttitel repräsentieren die grossen Fachgebiete in der klinischen und nicht-klinischen Medizin.
Die Weiterbildung wird im Rahmen einer entlohnten Anstellung als Assistentin oder Assistent absolviert, dauert mindestens fünf bis sechs Jahre und wird mit einer Facharztprüfung abgeschlossen. Weitere Informationen: Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung, siwf.ch.
Alternativen
Nebst Fachärztin/Facharzt sind auch andere Weiterbildungen möglich. Einige Beispiele:
- Clinical Trial Management, CAS, Universität Zürich UZH
- Naturwissenschaftliche Forensik, CAS, Universität Zürich UZH
- International Health, MAS, Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut / Universität Basel UNIBAS
- Nutrition and Health / Ernährung und Gesundheit, MAS, ETH Zürich
- Psychotraumatologie, DAS, Universität Zürich UZH
- Public Health, MAS, Universitäten Basel UNIBAS, Bern UNIBE und Zürich UZH
- Work and Health, DAS, Université de Lausanne UNIL / Universität Zürich UZH
Lebenslange Fortbildung
Das Medizinalberufegesetz verpflichtet alle Ärztinnen und Ärzte, sich kontinuierlich fortzubilden. Die lebenslange Fortbildung gewährleistet die Aktualisierung des Wissens und der beruflichen Kompetenz.