Fachgebiet
Kriminalwissenschaften, © Jochen Tack/Alamy Stock Foto
Die wissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit der Aufklärung, Bekämpfung und Prävention von Kriminalität im Dienst der Öffentlichkeit befassen, bilden zusammen die Kriminalwissenschaften. Zu ihren Teilgebieten gehören die Forensische Wissenschaft und die Kriminologie.
In der Forensischen Wissenschaft (science forensique) bilden naturwissenschaftliche Fächer die Grundlage. Sie hilft der Justiz bei der Entscheidungsfindung und behandelt Fragen wie: Wie ist die DNA-Spur dorthin gelangt, wo sie gefunden wurde? Oder: Wie wahrscheinlich sind die forensischen Ergebnisse, wenn diese Fingerspur von X stammt oder von einer anderen, unbekannten Person?
In der Kriminologie geht es um die Kriminalität als soziales Phänomen, ihre Erscheinungsformen, die Wahrnehmung von Kriminalität und die gesellschaftliche Reaktion darauf. Im Fokus stehen psychologische, juristische und sozialwissenschaftliche Fragestellungen.
Studium
In der Schweiz unterscheiden sich die Studienmöglichkeiten: Während Forensische Wissenschaft einem eigenständigen Bachelorstudium entspricht, wird Kriminologie nur als Schwerpunkt oder Nebenfach angeboten.
Forensische Wissenschaft
Die Universität Lausanne bietet als einzige Schweizer Hochschule ein Bachelorstudium in Forensischer Wissenschaft an.
Dieses Studium ist interdisziplinär aufgebaut. Am Anfang stehen Grundlagen in Mathematik, Physik und Chemie im Vordergrund sowie zunehmend mehr Informatik. Ab dem zweiten Jahr wird es fachbezogener. Es kommen Inhalte dazu wie das Erkennen von Fingerabdrücken, Fussspuren und gefälschten Dokumenten, Cyberkriminalität, Untersuchungsmethoden am Tatort sowie Einführungen in Kriminologie und Strafrecht. Forensische Psychologie gehört allerdings nicht dazu. Die Lehrveranstaltungen finden auch im Labor und an vorbereiteten Tatorten statt.
Im Anschluss an den Bachelor in Forensischer Wissenschaft stehen verschiedene Masterprogramme offen. Weiterführende Master an der Universität Lausanne sind teilweise auch aus anderen Studienrichtungen wie Chemie, Biologie oder Rechtswissenschaft zugänglich.
Kriminologie
Kriminologie kann im Rahmen eines rechtswissenschaftlichen Masterstudiums als Wahl- oder Schwerpunktfach vertieft werden.
An der Universität Bern gibt es zum Beispiel den Schwerpunkt-Master «Law / Rechtswissenschaft». Dieser setzt einen Bachelorabschluss in Rechtswissenschaft oder in Sozialwissenschaften mit rechtswissenschaftlichen Neben- bzw. Minorfächern voraus.
An der Universität Lausanne setzt der Master «analyse criminelle et traçologie» einen Bachelor in Forensischer Wissenschaft voraus. Dagegen steht der Master in Recht und Kriminologie (droit, criminalité et sécurité des technologies de l’information) Abgänger/innen verschiedener Studienrichtungen offen.
«Die typischen Fächer drehen sich um etliche Arten von Spuren, wie biologische oder numerische Spuren, Finger-, Schuh- oder Mikrospuren.»
Zu den TestimonialsAnforderungen
Das Studium in Forensischer Wissenschaft erfordert Interesse an Naturwissenschaften, Technik und Informatik, analytisches Denken, eine gute Beobachtungsgabe und die Bereitschaft, sich sowohl mit technischen Problemlösungsmethoden als auch mit juristischen und sozialwissenschaftlichen Denkweisen auseinanderzusetzen.
Da Kriminologie keine eigene Studienrichtung ist, erfordert der Weg in der Regel Interesse an einer rechtswissenschaftlichen Ausbildung mit Vertiefung (Strafrecht und Kriminologie) oder an anderen berufsrelevanten Ausbildungen (Sozialwissenschaften, Soziale Arbeit, Psychologie) und Berufserfahrung, um sich für Weiterbildungen zu qualifizieren.
Sprachen
Der Unterricht in Forensischer Wissenschaft findet auf Französisch statt. Gute Französischkenntnisse erleichtern das Studium. Zur Unterstützung bietet die Universität Sommerferienkurse sowie studienbegleitende Sprachkurse an. Wichtig sind auch gute Englischkenntnisse (90 Prozent der wissenschaftlichen Literatur ist auf Englisch verfasst).
Forschungsthemen
Einige Beispiele für kriminalwissenschaftliche Forschungsthemen sind:
- Untersuchung zur Lage der IT-Sicherheit in Unternehmen
- «Best Practices» der Kriminalprävention in den Deliktsbereichen «Vermögen», «Internet und digitale Medien», «Gewalt» und «Verkehr»
- L'utilisation d'une arme à feu disperse de nombreux matériaux dans l'environnement. Des scientifiques travaillent sur les résidus de tir organiques
- Identification of some factors influencing soil transfer on shoes
- Worldwide analysis of crimes by the traces of their online media coverage: the case of jewellery store robberies
Zulassung, Anmeldung und Studienbeginn
Informationen zur Zulassung an die verschiedenen Hochschulen sowie zur Anmeldung und dem Studienbeginn finden sich unter Zulassung, Anmeldung, Studienbeginn.
Studiengänge
Universität Bern UNIBE
Universität Lausanne UNIL
- Forensic Science / Science forensique, Bachelor
- Crime Data Analysis and Traceology / Analyse criminelle et traçologie, Master
- Forensic Science / Science forensique, Master
- Human Taphonomy / Taphonomie humaine, Master spécialisé
- Law in Criminology and Security / Droit en criminologie et sécurité, Master
- Law in Legal Issues, Crime and Security of Information Technologies / Droit, criminalité et sécurité des technologies de l'information, Master
Universität Neuenburg UNINE
Nach dem Studium
Weiterbildung
Hochschulen und andere Institutionen bieten verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten. Einige Beispiele: