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Arbeitsmarkt: Kunst, Kunsthandwerk

Interview mit Kunsthandwerk Schweiz. Der Verein wurde von Kantonen und öffentlichen Körperschaften gegründet, um Kunsthandwerksberufe zu vereinen. Was ist sein Ziel? Das Know-how bewahren und den Nachwuchs fördern.

Die Schönheit des Handwerks

Ein Fassbinder, auch Küfner genannt, arbeitet an einem Fass.
© SDBB I CSFO, Foto Iris Krebs
Ein Fassbinder, auch Küfner genannt, arbeitet an einem Fass.

© SDBB I CSFO, Foto Iris Krebs

In der Schweiz gibt es fast 200 Berufe des Kunsthandwerks, die von einigen Berufsleuten leidenschaftlich ausgeübt werden. Die herausragenden Fertigkeiten der Berufsleute müssen bewahrt und weitergegeben werden, damit die Berufe nicht aussterben. Erklärungen vom Verein Kunsthandwerk Schweiz, welcher sich um diese traditionellen Berufe kümmert und sich für den Nachwuchs einsetzt.

Was versteht man unter „Kunsthandwerk“? Und was ist der Unterschied zwischen Kunst und Kunsthandwerk?

Kunsthandwerkinnen und Kunsthandwerker arbeiten mit den Händen. Maschinen können sie unterstützen, aber sie produzieren nicht automatisiert oder in Massen. Es existiert eine Anerkennung untereinander. Die Grenze zwischen Kunst und Kunsthandwerk ist fliessend. Der Unterschied liegt in der Absicht und im Verwendungszweck. Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker stellen schöne Gegenstände her, die benutzt werden wie zum Bespiel Hüte, die getragen werden oder Fässer, die eingesetzt werden.

«Das Know-how von Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker ist für die Industrie sehr nützlich.»

Wie sieht der Arbeitsmarkt aus?

Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker können als selbstständig Erwerbende in einem Ateliers arbeiten, aber auch als Angestellte in einem Unternehmen. Die stetig wachsende Luxusgüterindustrie bietet viele Arbeitsstellen, denn bei etlichen Produkten der Luxusindustrie wird der Mehrwert durch die Arbeit von Kunsthandwerkerinnen und -handwerker erzielt. Sie machen den Unterschied aus zwischen einer Uhr für CHF 3'000.- und einer für CHF 40'000.-. Ihr Know-how ist für die Industrie sehr nützlich. Zum Beispiel suchen die chemische Industrie und die Hochschulen nach dem Wissen von Glasbläsern und Glasbläserinnen. Die Luftfahrtindustrie wiederum benötigt spezielle Teile, die nur von Gusstechnologen und -technologinnen EFZ hergestellt werden können. Das Kunsthandwerk ist auch ein wichtiger Bestandteil der lokalen Wirtschaft: Die Menschen kaufen gerne schöne Dinge. Wir haben oft ein falsches Bild von Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern. Einige verdienen sehr gut.

Welche Kompetenzen braucht es in dieser Branche?

Kunsthandwerkerinnen und -handwerker haben nicht nur manuelles Geschick, sondern auch eine Leidenschaft für ihren Beruf. Ihre Tätigkeit erfordert zudem unternehmerisches Denken. Die Berufsleute müssen sich gut verkaufen können und die Markttrends im Auge behalten. Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit werden in Zukunft Schlüsselkompetenzen sein. Es gilt auch zu bedenken, dass das Bewahren von Traditionen nicht bedeutet, dass es keine Innovationen gibt! Kunsthandwerkerinnen und -handwerker denken durchaus über den Einsatz neuer Technologien nach, aber auch über faire Preispolitik und ethische Fragen.

Vor welchen Herausforderungen steht das Kunsthandwerk?

Wir haben mit Nachwuchsmangel zu kämpfen. Da die Zahl der Berufsleute gering ist, gibt es kaum Werbung für diese Berufe.
Die Ausbildung zukünftiger Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker ist eine echte Herausforderung: Wie können wir sicherstellen, dass unser Ausbildungssystem dieses Know-how bewahrt? Es geht um den Schutz von kulturellen Erbe. Der derzeitige Trend zu nachhaltiger Entwicklung, zu einer sozialen und solidarischen Wirtschaft, zu sinnvoller Arbeit schafft Arbeitsplätze im Kunsthandwerk. Die Berufsleute erhalten und vermitteln das traditionelle Handwerk einer Region.



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