Fachgebiet
Erziehungswissenschaft, Fachdidaktik, © Alamy Stock Foto/Panther Media GmbH
Wie beeinflusst die Herkunft Bildungsverläufe? Sollen Dreijährige schon Englisch lernen? Wie werden Inhalte adressatengerecht vermittelt? Die Erziehungswissenschaft beschäftigt sich mit Lern-, Entwicklungs- und Sozialisationsprozessen über die Lebensspanne sowie mit den Voraussetzungen, Bedingungen und Grenzen pädagogischen Handelns. Dabei betrachtet sie die Erziehungs- und Bildungswirklichkeit sowohl in Familie und Gesellschaft als auch in Schulen und weiteren pädagogischen Einrichtungen. Als Bezugswissenschaften gelten in erster Linie die Psychologie und die Soziologie. Aber auch historische, philosophische, politologische und ökonomische Aspekte können in die Erforschung und Analyse erziehungswissenschaftlicher Fragestellungen und Sachverhalte einfliessen.
Die Erziehungswissenschaft lässt sich in folgende vier Fachrichtungen unterteilen:
- Allgemeine und Historische Pädagogik: behandelt die grundlegenden Fragestellungen und Theorien sowie wichtige Konzepte und Forschungsmethoden der Erziehungswissenschaft. Sie thematisiert Möglichkeiten und Grenzen pädagogischen Handelns, ordnet dieses historisch ein und befasst sich mit aktuellen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Veränderungen.
- Pädagogische Psychologie: Teilgebiet sowohl der Psychologie wie der Erziehungswissenschaft. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Heranwachsenden in Schule und Unterricht. Zentrale Themenfelder sind das Lernen, Lehren, Motivieren, Interagieren, Diagnostizieren und Intervenieren in den Kontexten Unterricht, Erziehung sowie Aus- und Weiterbildung.
- Sozialpädagogik: beschäftigt sich mit Fragen der familienbegleitenden oder ausserfamiliären Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Diese Betreuung kann in der Schule sowie in ausserschulischen Institutionen wie Heimen, Freizeitlokalen, Wiedereingliederungsstätten oder Strafvollzugsanstalten stattfinden.
- Sonderpädagogik: im Fokus stehen Begleitung und Förderung von Menschen mit physischen oder psychischen Beeinträchtigungen, sozialen Auffälligkeiten oder anderen speziellen Herausforderungen. Es werden die Bedingungen des möglichst selbstständigen Lebens, aber auch Fragen des Lernens und der Teilhabe an der Gesellschaft analysiert.
Neben diesen Fachrichtungen gibt es Subdisziplinen, welche von unterschiedlichen Hochschulen abgedeckt werden, z.B. E-Learning, Berufsbildung oder Erwachsenenbildung.
Fachdidaktik
Die Fachdidaktik befasst sich mit der stufen- bzw. adressatengerechten Vermittlung von Wissen im jeweiligen Fachbereich. Zusätzlich zu Lehrprozessen werden auch Lernprozesse untersucht.
Studium
Das Bachelorstudium vermittelt primär die Grundlagen der Erziehungswissenschaft: Begriffe, Geschichte, Theorien. Es gibt einen ersten Einblick in die verschiedenen Teildisziplinen (siehe oben), welche im Masterstudium vertieft werden können. Neben Vorlesungen, Seminaren und Übungen werden gelegentlich Besichtigungen und Projekte durchgeführt. Weiteres zentrales Element ist das Kennenlernen von Forschungsmethoden wie Umfragen und Interviews oder textanalytischen Verfahren wie Quellenanalysen. Auch Datenerhebungen und statistische Auswertungen sind Teil des Studienplans. Je nach Studienort gehört ein Praktikum zum Studium, sicher aber eine Abschlussarbeit.
Erziehungswissenschaft bereitet nicht auf eine Unterrichtstätigkeit vor und ist nicht mit den berufspraktischen Studiengängen im Bereich Unterricht, pädagogische Berufe zu verwechseln. Mehr dazu in "Tätigkeitsfelder" weiter unten.
Fachdidaktische Master bereiten vorwiegend auf eine Lehrtätigkeit an Hochschulen, die Mitarbeit in fachdidaktischen Forschungs- und Entwicklungsprojekten sowie in der Lehrmittelentwicklung und ausserschulische Vermittlung, z.B. in der Erwachsenenbildung oder in Museen.
«Viele womöglich lange gehegten Annahmen und Überzeugungen werden in diesem Studium hinterfragt oder auf den Kopf gestellt.»
Zu den TestimonialsAnforderungen
- Bereitschaft zu einer kritischen Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Bildungs- bzw. Lebenswelten
- Interesse an historischen und aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen
- Freude am Lesen und Analysieren wissenschaftlicher Texte in der Unterrichtssprache und in Englisch
- Bereitschaft, sich mit Statistik und methodischen Grundlagen zu beschäftigen
Zusätzliche Anforderungen
Für die Studienrichtung Erziehungswissenschaft kann Erfahrung in einem pädagogischen Erstberuf je nach Berufsziel von Vorteil sein, ist aber nicht zwingend.
Die Masterstudiengänge in Fachdidaktik richten sich an Interessierte mit einem Studienabschluss im entsprechenden Fach und/oder mit einem Lehrdiplom. In vielen Fällen werden aber auch Personen mit einem Abschluss in Erziehungswissenschaft zugelassen.
Forschungsthemen
Geforscht wird in allen pädagogischen Teildisziplinen. Einige Beispiele:
- Bildung, Chancengerechtigkeit und Diversität
- Übergänge von der Ausbildung in die Arbeitswelt
- Bedeutung von Medien und Digitalisierung für Bildungs- und Lernprozesse
- Apprentissage et compétences au travail, en formation et dans des organisations
Zulassung, Anmeldung und Studienbeginn
Informationen zur Zulassung an die verschiedenen Hochschulen sowie zur Anmeldung und dem Studienbeginn finden sich unter Zulassung, Anmeldung, Studienbeginn.
Studiengänge
Erziehungswissenschaft
Pädagogische Hochschulen
Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung EHB
Pädagogische Hochschule Graubünden PHGR
Pädagogische Hochschule St. Gallen PHSG
Pädagogische Hochschule Schaffhausen PHSH
Pädagogische Hochschule Thurgau PHTG
Pädagogische Hochschule Waadt HEP Vaud
Universitäre Hochschulen
Universität Basel UNIBAS
Universität Bern UNIBE
Universität Freiburg UNIFR
Universität Genf UNIGE
-
Sciences de l'éducation, Bachelor
- Droits de l’enfant, Master
-
Sciences de l'éducation - Analyse et intervention dans les systèmes éducatifs, Master
- Sciences de l'éducation - Approches psycho-éducatives et situations de handicap, Master
- Sciences de l'éducation - Formation des adultes, Master
- Learning and Teaching Technologies / Sciences et technologies de l'apprentissage et de la formation, Master
Universität Lausanne UNIL
Universität Neuenburg UNINE
Fachdidaktik
Fachhochschulen
Pädagogische Hochschulen
Pädagogische Hochschule PHBern
Pädagogische Hochschule PH Luzern
Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz PH FHNW
Pädagogische Hochschule Schwyz PHSZ
Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Südschweiz SUPSI
Pädagogische Hochschule Waadt HEP Vaud
Universitäre Hochschulen
Nach dem Studium
Weiterbildung
Hochschulen und andere Institutionen bieten verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten. Einige Beispiele:
- Adult and Professional Education (Erwachsenen- und Berufsbildung), MAS, Akademie für Erwachsenenbildung aeB Schweiz / Pädagogische Hochschule PH Luzern
- Bildungsmanagement: New Work - New Skills - New Learning, CAS, Universität St. Gallen HSG
- Coaching, Supervision und Organisationsberatung, MAS, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW
- Hochschullehre / Higher Education, CAS, Universität Bern UNIBE
- Lehrbegleitung und Praxisberatung für Verantwortliche in der Berufsbildung, CAS, Eidgenössisches Hochschule für Berufsbildung EHB
- Schulleitung, CAS, Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW