Psychmotoriktherapie
Psychomotoriktherapeutin an einer Primarschule: Sara Steinmeier
«So individuell wie die Kinder sind, so unterschiedlich sehen auch meine Therapiestunden aus.»
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit |
2019–heute | Psychomotoriktherapeutin an der Primarschule Diepoldsau (75%) |
2016–2019 | Studium Psychomotoriktherapie, Hochschule für Heilpädagogik in Zürich, mit Abschluss Bachelor of Arts in Psychomotoriktherapie |
2014–2016 | Zwischenjahr: diverse Studierendenjobs, Reisen, Sprachaufenthalt mit Sprachzertifikat |
2010–2014 | Pädagogische Maturitätsschule Kreuzlingen (ehem. «Semi») |
Jetzige Tätigkeit
Ich arbeite als Psychomotoriktherapeutin an der Primarschule Diepoldsau. Mein Aufgabengebiet umfasst die Abklärung, Durchführung und Evaluierung der Psychomotoriktherapie. Für die Abklärung gehe ich jeweils auf Schulbesuch und tausche mich anschliessend mit der Lehrperson aus. Danach lade ich das Kind für eine Abklärung bei mir im Therapieraum ein, wenn möglich mit den Eltern zusammen. Dabei will ich herausfinden, wo das Kind steht und wo ich mit meiner Förderung ansetzen kann. Aus dem Schulbesuch und der Abklärung leite ich meine Therapieziele ab. Kann eine Förderung abgeschlossen werden, mache ich bei Bedarf nochmals eine Abklärung, um die Fortschritte aufzuzeigen und schreibe einen Bericht, den ich an die Eltern, Lehrpersonen und die Schulleitung schicke.
Die Psychomotoriktherapie ist für Kinder geeignet, die Auffälligkeiten in ihrem Bewegungs- und Sozialverhalten aufweisen. Dabei meint «Bewegungsverhalten» sowohl grobmotorische, als auch fein- und grafomotorische Auffälligkeiten. Grafomotorisch bezieht sich dabei auf die Produktion von grafischen Zeichen mit der Hand oder einem Schreibgerät. Aber auch Kinder, die im Arbeitsverhalten, im Selbstvertrauen, in der Wahrnehmung oder in der emotionalen Entwicklung noch Schwierigkeiten zeigen, besuchen die Psychomotoriktherapie.
Mein Therapieraum ist vielfältig ausgestattet. Regelmässig arbeite ich mit einer Seilbahn, grossen Schaumstoffklötzen, einem Trampolin und einem Schwedenkasten. Aber auch unterschiedlichste Stifte, Scheren und Stoffe sowie Plüschtiere und Spiele werden täglich gebraucht. So individuell wie die Kinder sind, so unterschiedlich sehen auch meine Therapiestunden aus.
Nebenbei arbeite ich während zwei Lektionen pro Woche als Förderlehrperson in einem Kindergarten. Dort liegt mein Fokus neben der Grob-, Fein- und Grafomotorik auch auf dem Sozialverhalten, der Wahrnehmung und der Handlungsplanung. Dabei unterstütze ich die Kindergartenlehrperson, indem ich teilweise mit der ganzen Klasse, mit Kleingruppen oder mit einzelnen Kindern arbeite.
Weiter gebe ich einmal pro Woche zusammen mit zwei Kindergärtnerinnen das «Aktiv Kids». Dieses Angebot richtet sich an Kindergartenkinder, die motorisch noch unsicher sind und/oder kleinere Auffälligkeiten in der Körperwahrnehmung zeigen. Teilweise sind die Kinder aus dem «Aktiv Kids» auch in der Psychomotoriktherapie. In der Regel sind jedoch Kinder dort, die Auffälligkeiten zeigen, jedoch nicht therapiebedürftig sind.
Berufseinstieg
Dadurch, dass wir im letzten Jahr der Ausbildung ein selbstständiges Praktikum hatten, gestaltete sich der Einstieg ins Berufsleben relativ sanft. Wir arbeiteten als selbstständige Therapeuten, konnten jedoch bei Fragen oder Unsicherheiten jederzeit die Praktikumsleitung oder die Dozentin an der Hochschule für Heilpädagogik fragen. Zudem hatte ich die Möglichkeit, während des letzten Semesters eine Stellvertretung von 30% zu übernehmen, so dass ich weitere wichtige Erfahrungen sammeln durfte.
Weil ich neben dem selbstständigen Praktikum und der Stellvertretung noch die Bachelorarbeit schreiben und einzelne Module abschliessen musste, gestaltete sich das letzte Semester herausfordernd. Dazu kam, dass ich bei meiner zukünftigen Stelle in Diepoldsau für die Monate Mai bis Juli weitere 25 Stellenprozente übernehmen durfte. So gestaltete sich der Einstieg für mich zwar turbulent, aber sehr vielseitig. Ich bin dankbar für die vielen Erfahrungen, die ich vor meinem eigentlichen Berufsstart sammeln durfte.
Tipps
Geht schnuppern, so oft es geht. Sei dies an einer Primarschule, einer heilpädagogischen Schule, einer Therapiestelle des Schweizerischen Roten Kreuzes oder einer selbstständigen Therapiestelle. Jede Psychomotoriktherapeutin und jeder Psychomotoriktherapeut arbeitet anders. Je mehr man gesehen hat, desto mehr kann man seinen eigenen Stil finden und merkt, was einem zusagt und was nicht. Sprecht auch mit ehemaligen Studierenden, wie sie das Studium empfunden haben und welche Erfahrungen sie sammeln durften. Der Aufwand lohnt sich!
Psychomotoriktherapeutin in einer Stiftung: Nadine Walker
«Kinder der Kindergarten- und Primarstufe kommen im Einzelsetting oder in Kleingruppen in die Psychomotorik-Therapie und werden begleitet und gefördert.»
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit |
2019 bis heute | Psychomotoriktherapeutin, Stiftung ptz BL, Reinach (80%) |
2016–2019 | Studium Psychomotoriktherapie, Hochschule für Heilpädagogik, Zürich, mit Abschluss Bachelor of Arts in Psychomotoriktherapie |
2015–2016 | Vorpraktikum für das Studium, Stiftung papilio, Altdorf |
2010–2016 | Gymnasium mit eidg. Matura, Altdorf |
Jetzige Tätigkeit
Ich arbeite momentan in der Stiftung ptz als Psychomotoriktherapeutin, wo ich im Bereich Abklärung, Therapie, Information und Beratung tätig bin. Kinder der Kindergarten- und Primarstufe kommen im Einzelsetting oder in Kleingruppen in die Psychomotorik-Therapie und werden begleitet und gefördert. Die Themen liegen in den Bereichen der Grob-, Fein- oder Grafomotorik, im sozio-emotionalen Bereich und/oder in der Wahrnehmung. In der Grobmotorik handelt es sich beispielsweise um das Gleichgewicht, die Körperspannung oder die Koordination. Themen der Feinmotorik sind Hand-Hand-Koordination oder Hand-Auge-Koordination, in der Grafomotorik liegt der Schwerpunkt beim Erlernen des Schreibens, bei Stiftdruck, Händigkeit und Sitzhaltung.
Im sozio-emotionalen Bereich können die Themen bei Selbstwert, Frustrationstoleranz, Emotionsregulation und in der Sozialkompetenz liegen. Der Wahrnehmungsbereich umfasst die Themen Körper- und Raumwahrnehmung, die taktil-kinästhetische Wahrnehmung wie beispielsweise das Ertasten von Formen und Gegenständen, die Eigenwahrnehmung mit Themen wie Nähe-Distanz oder Kraftdosierung sowie die visuelle Wahrnehmung.
In der Psychomotoriktherapie orientiere ich mich an den Themen, Stärken und am (Bewegungs-)Verhalten der Kinder. Ich arbeite mit verschiedenen Bewegungsangeboten wie Klettern, Trampolinspringen oder Balancieren sowie mit kreativen Ausdrucksmitteln wie Basteln, Zeichnen oder Kneten. Hinzu kommt auch das Rollenspiel, beispielsweise mit Handpuppen, Plüschtieren oder Schleichtieren.
Zur Therapie gehören auch regelmässige Gespräche mit den Eltern und den Lehrpersonen. Im Bereich Information und Beratung arbeite ich mit einer Arbeitskollegin in einer Turnhalle, in der wir eine sogenannte Bewegungslandschaft aufbauen. Hier kommen ganze Klassen und bespielen die Aufbauten, lösen Konflikte selbstständig und sammeln vielfältige Bewegungserfahrungen. Währenddessen begleiten und beobachten die Lehrpersonen und die Therapeutinnen die Klasse.
Zum Arbeitsalltag gehören auch das Erfassen von Neuanmeldungen und die darauffolgenden psychomotorischen Abklärungen, um festzustellen, ob eine Psychomotoriktherapie angebracht ist. Ausserdem wird der Therapieprozess fortlaufend dokumentiert und am Ende der Therapie ein Abschlussbericht verfasst.
Regelmässige Weiterbildungen und Supervisionen unterstützen mich im Alltag ebenfalls.
An meinem Beruf gefällt mir die Abwechslung durch die verschiedenen Kinder in der Therapiestunde, das Spiel und die Bewegung im Alltag, das Zusammenspiel von Psyche und Körper und die beratende Arbeit in den Bewegungslandschaften.
Berufseinstieg
Ein Aufnahmekriterium für das Studium an der Hochschule für Heilpädagogik ist ein Praktikum mit Kindern. Auch während des Studiums absolviert man regelmässige Praktika und sammelt so bereits Erfahrungen im Psychomotorik-Alltag. Beim Abschlusspraktikum im letzten Semester werden eigene Therapiestunden geplant und durchgeführt, diese werden bei regelmässigen Treffen besprochen. Durch diese Erfahrungen kann der Berufseinstieg besser gelingen.
Tipps
Vor dem Studium ist es sehr hilfreich einen Einblick in den Alltag eines Kindergartens, einer Schule oder heilpädagogischen Einrichtung zu erlangen oder bei einer Psychomotoriktherapeutin zu hospitieren.
Während und nach dem Studium hilft das Abschlusspraktikum beim Berufseinstieg sehr. Der Austausch mit Psychomotoriktherapeutinnen an der Arbeitsstelle oder mit ehemaligen Studienkolleginnen war für mich beim Berufseinstieg eine grosse Unterstützung und ist auch heute noch ein zentrales Hilfsmittel bei meiner Arbeit. Tipp: Tausche dich in Form einer Intervision oder Supervision mit anderen Psychomotoriktherapeuten, Lehrpersonen, Heilpädagoginnen und anderen Fachpersonen aus.