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Laufbahnbeispiele: Logopädie

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Logopädin mit Schwerpunkt Neurorehabilitation

Als ausgebildete Logopädin arbeitet Jennifer Schneider in einer Rehaklinik sowie in einer besonderen Volksschule. Sie kommt bei ihrer Arbeit mit Menschen unterschiedlicher Altersstufen und Erfahrungshintergründen in Kontakt und lernt dadurch fachlich und persönlich immer wieder dazu.

«Wichtig ist ein gutes Gespür für die Menschen, die einem gegenübersitzen.»

Jennifer Schneider, © Jennifer Schneider
© Jennifer Schneider
Jennifer Schneider, © Jennifer Schneider

© Jennifer Schneider

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
23Bachelor in Logopädie: Universität Freiburg
23Postgraduate-Praktikum: Kantonsspital Baden AG
23Logopädin: Regelschule Mühleberg BE und Frauenkappelen BE
24Logopädin mit Schwerpunkt Neurorehabilitation: Rehaklinik Bellikon AG
25Logopädin mit Schwerpunkt Akutgeriatrie und Pneumologie: Tiefenauspital Bern
29Master in Neurorehabilitationsforschung, berufsbegleitend: Donau-Universität Krems, Österreich
31Logopädin: Besondere Volksschule der Stiftung Schulungs- und Wohnheime Rossfeld in Bern

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Meine Hauptaufgaben sind die Abklärung, Therapie und Beratung von Menschen mit Sprach-, Stimm- oder Schluckstörungen und Gesichtslähmungen mit unterschiedlichem Schweregrad. Die Mischung aus kopflastiger und physischer Arbeit sowie das Verknüpfen meines Fachgebiets mit medizinischem, pädagogischem und psychologischem Wissen machen meinen Alltag abwechslungsreich.

Weiter wirke ich in verschiedenen Arbeitsgruppen mit. Dort trage ich mit meinem Fachwissen etwas zu neuen Konzepten und Arbeitsprozessen bei und eigne mir durch den Austausch neues Wissen an. Ausserdem betreue ich Studierende während ihrer Praktika.

«Die Mischung aus kopflastiger und physischer Arbeit macht meinen Alltag abwechslungsreich.»

Wie verlief Ihr Berufseinstieg?

Mir war früh klar, dass ich mit Erwachsenen arbeiten möchte. Deshalb wählte ich für mein Abschlusspraktikum eine Neurorehabilitationsklinik. Bei der anschliessenden Stellensuche waren allerdings kaum klinische Stellen ausgeschrieben, weshalb ich zunächst an einer Regelschule einstieg. Daneben sammelte ich jedoch zusätzlich klinische Erfahrung im Rahmen eines Postgraduate-Praktikums in einem Akutspital.

Meine Praktika waren für meinen weiteren Weg entscheidend: Dadurch konnte ich früh unterschiedliche Bereiche und Arbeitsweisen kennenlernen. Dies ermöglichte mir eine differenzierte Sichtweise auf Arbeitsabläufe und fachliches Vorgehen. Darauf kann ich heute immer wieder zurückgreifen.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Die Logopädie umfasst verschiedenste Schwerpunkte und die Arbeitsweisen der Institutionen sind ganz unterschiedlich. Ich empfehle, die Bereiche bereits während des Studiums für sich auszuprobieren: Während Hospitationstagen, Praktika und Vorlesungen. Da es nur wenige klinische Praktikumsstellen gibt, lohnt sich die frühe Suche.

Nach dem Abschluss darf man sich nicht davon abschrecken lassen, dass man nicht alles zu den einzelnen Fachgebieten weiss: Das Wichtigste ist ein gutes Gespür für die Menschen, die einem gegenübersitzen.

Mit einer guten Beobachtungsgabe und fachlichem Interesse kann man Beobachtungen laufend mit neuem Wissen verknüpfen und so rasch in den Berufsalltag hineinfinden.

Logopädin in einem Logopädiezentrum

Anaïs Marin-Lamellet hat in Neuenburg Logopädie studiert. Heute hilft sie Kindern und Jugendlichen dabei, besser zu kommunizieren.

«Die Arbeit ist sehr dynamisch, weil die Sitzungen nie gleich sind.»

Anaïs Marin-Lamellet hat eine logopädische Sitzung mit einem Jungen.
© Anaïs Marin-Lamellet
Anaïs Marin-Lamellet hat eine logopädische Sitzung mit einem Jungen.

© Anaïs Marin-Lamellet

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
17Literarisches Abitur: Lycée Saint-Louis, Orange (Frankreich)
20Bachelor in Logopädie: Faculté des lettres et sciences humaines, Universität Neuenburg
22Master in Logopädie: Faculté des lettres et sciences humaines, Universität Neuenburg
22Mutterschaftsvertretung als Logopädin: Fondation de Verdeil, Yverdon-les-Bains (VD)
23Logopädin: Praxis ARC-EN-DYS, Épalinges (VD)
24Logopädin: Centre d'orthophonie de Neuchâtel
24Fortbildungskurs über die Betreuung und Beurteilung von Kindern mit Autismus: Centre cantonal autisme, Lausanne (VD)

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Meine Arbeit besteht zunächst darin, die mündlichen und schriftlichen Sprachkenntnisse der Kinder und Jugendlichen mithilfe von Tests und Einzelgesprächen zu beurteilen. Anschliessend lege ich für jede Person Arbeitsziele fest. In individuellen Sitzungen werden diese dann weiterverfolgt.

Die Instrumente und Methoden variieren, da die Kinder sehr unterschiedliche Niveaus und Bedürfnisse haben. Manche kommunizieren sehr wenig. Ich versuche dann zum Beispiel, ihr Interesse durch Spiele, visuelle Unterstützung und Situationsaufgaben zu wecken. Dann mache ich die Übungen nach und nach komplexer.

«Man muss die Motivation des Kindes kultivieren und es zum Akteur oder zur Akteurin der Sitzungen machen.»

Die Fortschritte zeigen sich während den Sitzungen und den regelmässigen Überprüfungen, aber auch durch die Rückmeldungen der Eltern und der verschiedenen Mitglieder des Netzwerks. Wir tauschen uns auch mit anderen Therapeutinnen und Therapeuten aus, um alle Aspekte der Entwicklung zu berücksichtigen.

Die Arbeit ist sehr dynamisch, da die Sitzungen nie gleich sind. Ich muss flexibel sein und auf alle möglichen ungeplanten Situationen reagieren. Man muss die Motivation des Kindes kultivieren und es zum Akteur oder zur Akteurin der Sitzungen machen.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Das Angebot an Arbeitsplätzen ist in den einzelnen Kantonen sehr unterschiedlich. Nach dem Masterabschluss ist es nicht immer einfach, eine Stelle am gewünschten Ort zu bekommen. Daher ist es wichtig, flexibel zu sein und sich frühzeitig darum zu kümmern.

Über eine Anzeige des Westschweizer Berufsverbands erhielt ich einen befristeten Vertrag im Rahmen eines Mutterschaftsurlaubs. Als erste Arbeitsstelle war das sehr komfortabel. Ich übernahm die Betreuungen und profitierte von der Beratung einer erfahrenen Person in einem Bereich, der mich sehr interessiert: der Sonderpädagogik.

Ich lernte Patientinnen und Patienten mit für mich neuen Arten von Störungen kennen. Mein Interesse an diesem Bereich hat sich dadurch verstärkt und ich habe an Selbstvertrauen gewonnen.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Die Arbeit als Logopädin ist je nach Alter der Patientinnen und Patienten sowie der Institution, in der man arbeitet, sehr unterschiedlich. Kurse im Master ermöglichen es, sich mit einer bestimmten Zielgruppe vertraut zu machen, und Praktika konfrontieren einen mit verschiedenen Realitäten. Ich empfehle, sich Zeit lassen, um seine Interessen und Wünsche wahrzunehmen.

Nach dem Masterabschluss gibt es zahlreiche berufsbegleitende Weiterbildungsangebote, um bestimmte Bereiche zu vertiefen oder neue zu entdecken, wie zum Beispiel den Bereich der Behindertenarbeit. Schliesslich ist das Studium recht theoretisch. Es ist wichtig, die Praktika zu nutzen, um sich einen eigenen Werkzeugkasten mit Spielen, Ideen für Aktivitäten usw. zusammenzustellen.



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