Ethnologin und Professorin an der Universität St. Gallen
Rita Kesselring arbeitet als Professorin an der Universität St. Gallen und hat zwei Kinder. Seit ihrem Studium in Ethnologie, englischer Linguistik und Völkerrecht war sie insgesamt während mehr als vier Jahren für Forschungsaufenthalte im südlichen Afrika.
«Bei der Feldforschung ist man in der Regel auf sich alleine gestellt.»
Laufbahn
Alter/Jahr | Tätigkeit/Ausbildung |
26 | Lizentiat (Master) in Ethnologie, Englische Linguistik und Völkerrecht: Universität Zürich |
28 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem bilateralen Forschungsprojekt: Universitäten Basel und Witwatersrand (Südafrika) |
28 | Mehrere Forschungs- und Studienaufenthalte: Südafrika und USA |
31 | Promotion (Doktorat) in Ethnologie: Universität Basel |
31 | Oberassistentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin: Ethnologisches Seminar, Universität Basel |
33 | Mehrere Forschungs- und Studienaufenthalte: Sambia und USA |
41 | Habilitation in Ethnologie: Universität Basel |
41 | Assoziierte Professur in Urban Studies: Universität St. Gallen |
Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?
Als assoziierte Professorin an der Universität St. Gallen bin ich in Forschung, Gremienarbeit und Lehre tätig. Hier unterrichte ich vor allem Wirtschaftsstudierende. Meine Aufgabe ist es, ihr Nachdenken über das Wirtschaftsstudium hinaus anzuregen und ihnen die Perspektive des globalen Südens näherzubringen.
«Man muss sich auf eine fremde Umgebung einlassen – auch auf Dinge und Menschen, die man zu Hause vielleicht meiden würde.»
Davor habe ich in Basel Ethnologiestudierende unterrichtet und versucht, ihnen Methoden und Theorien für die nicht immer einfache gesellschaftliche Position von Ethnologinnen zu vermitteln. Ethnologen versucht, die Welt aus Sicht der Betroffenen zu sehen.
Als Dozentin ermuntere ich Studierende, genau hinzuschauen und sich nicht mit einfachen Erklärungen zufriedenzugeben.
Wie verlief Ihr Berufseinstieg?
Nach meinem Studium in Zürich und einem Studienaufenthalt an der University of Cape Town habe ich in Basel doktoriert. Für meine Doktorarbeit über Apartheidopfer im heutigen Südafrika erhielt ich verschiedene Auszeichnungen. Daraus ergaben sich weitere Forschungsmöglichkeiten, Publikationen und Projekte.
Nach dem Doktorat habe ich als «Postdoc» an der Uni Basel geforscht und am Lehrstuhl gelehrt. Das ist oft der erste Schritt in einer Karriere Richtung Forschung und Lehre. Bei mir verlief auch der Übergang zur Professur nahtlos. Meine Karriere ist aber nicht repräsentativ; es gibt viel weniger feste Stellen als brillante Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Welche Tipps geben Sie Studierenden?
Feldforschung ist kein eigentlicher Beruf, sondern die Hauptmethode der Ethnologie. Bestimmte Gesellschaftsgruppen werden erforscht, indem die Forscherin direkt vor Ort über mehrere Monate am Alltagsleben der Menschen teilnimmt. So werden Daten, Informationen und Materialien gesammelt, die später wissenschaftlich verarbeitet werden.
Im Feld sind Forscher in der Regel auf sich alleine gestellt. Wir sind darauf angewiesen, dass fremde Menschen ihren Alltag mit uns teilen. Man muss sich auf eine fremde Umgebung einlassen – auch auf Dinge und Menschen, die man zu Hause vielleicht meiden würde. Und als Forscherinnen müssen wir aushalten, dass wir lange nicht wissen, wohin all diese Grundlagenforschung führen wird.
Volkskundlerin, stellvertretende Betriebsleiterin
Die Porträtierte ist verantwortlich für die Ausstellungen und für das Jahresthema am Freilichtmuseum Ballenberg.
"Ich studierte Volkskunde, weil mir dieses Fach nah am Leben zu sein schien."
Museum Ballenberg, © Chme82 auf Wikipedia
«Die Faszination für das Eintauchen in Räume und Geschichten ist das, was sich rückblickend durch meinen beruflichen Werdegang zieht.»
Laufbahn
Leiterin Wissenschaft, stellvertretende Betriebsdirektorin |
Ausstellungskuratorin im Freilichtmuseum Ballenberg, 80% |
Kuratorin für Computer & digitale Kultur, Radio & Fernsehen im Museum für Kommunikation in Bern, 80% |
Wissenschaftliche Assistentin am Seminar für Kulturwissenschaft/Europäische Ethnologie in Basel |
Studium der Volkskunde (Kulturwissenschaft/Europäische Ethnologie), Kunstgeschichte und lateinischen Philologie |
Jetzige Tätigkeit
2012 wurde ich Ausstellungskuratorin im Freilichtmuseum Ballenberg. Mit dem Wechsel zum Freilichtmuseum Ballenberg ging ich zurück zu meinen fachlichen Wurzeln: Ich darf mich professionell mit Themen auseinandersetzen, die mich beruflich und privat schon ein Leben lang begeistern: Handwerk, Alltagskultur, Wohnkultur, Gärten, Tiere, Umgang mit der Kulturlandschaft.
Im Freilichtmuseum Ballenberg bin ich verantwortlich für die Ausstellungen und für das Jahresthema. Das grösste Projekt ist die Erneuerung der Dauerausstellung in den über 100 Gebäuden auf dem Ballenberg. Dieses Projekt wird uns die nächsten Jahre in Anspruch nehmen. Dass ich an dieser Phase des Aufbruchs teilnehmen darf, gibt mir die Energie für den grossen Einsatz, der damit verbunden ist.
Berufseinstieg
Als Kind war ich fasziniert von Ausstellungen mit historisch eingerichteten Wohnräumen und vielleicht erinnerten sie mich an meine Puppenstube. Ich studierte Volkskunde, weil mir dieses Fach nah am Leben zu sein schien.
Im Museum für Kommunikation baute ich die Computersammlung auf und lernte während der 13 Jahre das «Museumshandwerk». Am meisten begeistern mich jedoch Ausstellungen. So fragte ich mich, wie kann ich einen Raum mit Geschichten füllen und die Aufmerksamkeit der Besucher/innen gewinnen?
Tipps
Nach dem Studium schweifte ich in virtuelle Gefilde ab: Ich schrieb meine Lizenziatsarbeit (Masterarbeit) über Computermailboxen. Um mich in die Boxen einzuloggen, musste ich mir Computerwissen aneignen. Dieses Wissen kam mir bei meiner ersten Stelle als Assistentin am Seminar für Volkskunde in Basel (heute Kulturwissenschaft/Europäische Ethnologie) zugute und ich übernahm dort auch die Computerbetreuung. Durch die inhaltliche Spezialisierung auf Neue Medien fand ich auch meine erste Museumsstelle als Kuratorin für Computer und digitale Kultur im Museum für Kommunikation in Bern.