Herzstück Übersetzungskurse
N. S. studiert Fachübersetzen im dritten Semester Master an der Universität Genf (UNIGE).
Was gefällt Ihnen an diesem Studium besonders gut, was weniger?
Um ehrlich zu sein, macht mir fast alles Spass. Ich finde es toll, dass das Studium durch die verschiedenen Texte und Fachgebiete so abwechslungsreich ist und dass wir die Gelegenheit haben, Rechts- und Wirtschaftskurse zu belegen. So bekommen wir einen guten Überblick über verschiedene Fachgebiete, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Ein grosser Teil des Übersetzens besteht darin, sich in neue Themenfelder einzuarbeiten.
Ich muss wirklich überlegen, um etwas Negatives zu finden. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass sich die verschiedenen Sprachgruppen in unserem Studium besser mischen. Da wir aber einen Grossteil der Kurse nur mit den Studierenden haben, die dieselbe Muttersprache sprechen, lernt man kaum Leute mit einer anderen Muttersprache kennen.
Wie sieht eine typische Veranstaltung aus?
Das Herzstück unseres Studiums sind die Übersetzungskurse. Wir übersetzen im gesamten Master nur von der Fremdsprache in die Muttersprache. Im Normalfall bekommen wir in diesen Kursen einen Text, den wir als Hausaufgabe übersetzen und vor der Stunde einreichen. Im Kurs selbst werden die übersetzten Texte besprochen, oft stellen die Dozierenden eine Auswahl an verschiedenen Textstellen aus den Übersetzungen aller Studierenden zusammen, anhand derer wir dann schwierige Stellen besprechen. Meist gibt es weitere Hintergrundinformationen zum Thema des Texts sowie Tipps zum Übersetzungsprozess und zum richtigen Recherchieren.
Sie haben ein Semester in Italien studiert. Welche Erfahrungen haben Sie dort gemacht?
Ich war ein Semester an der Universität Bologna in Forlì. Ich wohnte dort in einer Wohngemeinschaft mit Italienerinnen. Vorher hatte ich in der Schule und an der Universität Italienisch gelernt, die Grammatik beherrschte ich also ziemlich gut, aber reden konnte ich nicht wirklich gut. Da wir in der WG aber nur Italienisch sprachen, bin ich sehr schnell in die Sprache hineingekommen. Noch heute bin ich dank dieser Erfahrung sehr mit Italien, der italienischen Sprache und der italienischen Kultur verbunden.
Welche beruflichen Ziele haben Sie?
Ich habe mich entschieden, direkt nach dem Studium auf keinen Fall gleich als selbstständige Übersetzerin zu arbeiten. Am Anfang kennt man niemanden in der Branche und ist beim Übersetzen sehr auf sich allein gestellt. Ich werde also versuchen, eine Festanstellung zu finden. Mit Italienisch in der Kombination macht es sicher Sinn, in der Schweiz zu bleiben, zudem haben nicht viele deutschsprachige Übersetzer Italienisch gewählt, was auf dem Arbeitsmarkt ein grosser Vorteil ist.
Leidenschaft für Sprache
M. V. studiert Mehrsprachige Kommunikation im sechsten Semester Bachelor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Wie sind Sie damals auf Ihr Studienfach gekommen?
Das ist eine längere Geschichte, aber kurz gesagt: Ich habe mit Wirtschaftsrecht begonnen und nach zwei Jahren gemerkt, dass ich das eigentlich gar nicht machen möchte, weil mir die sprachlichen Fächer viel mehr zusagen als Finanzen und Recht. Dazu muss man vielleicht auch noch sagen, dass ich zweisprachig aufgewachsen bin und schon immer sehr gern geschrieben habe. Und irgendwann ist die Entscheidung herangereift, dass ich das Studium wechseln und Mehrsprachige Kommunikation studieren will. Es war ein langer Weg mit vielen Hindernissen, aber ich bin sehr froh, dass ich diesen Weg gegangen bin.
Welche Voraussetzungen braucht es für das Studium Mehrsprachige Kommunikation?
Die Leidenschaft für Sprachen muss auf jeden Fall vorhanden sein. Mehrsprachigkeit ist ein Plus, aber kein Muss. Man sollte gerne kommunizieren und sich im Unterricht einbringen, Fragen stellen, Kritik äussern und mitdenken. Wenn man auch noch ein gewisses Faible für Grammatik hat, steht diesem Studium nichts mehr im Weg.
Wie sieht in Ihrem Studium eine normale Woche aus?
Während eines normalen Semesters finden in einer Woche ungefähr 20 bis 25 Stunden Präsenzveranstaltungen statt. Die Vorlesungen besuche ich praktisch alle, weil ich die mündliche und visuelle Präsentation der Dozenten und Dozentinnen sehr spannend finde und dadurch den Stoff besser aufnehmen kann. Auch die Übungsstunden sind sehr lehrreich und finden in Kleingruppen statt, dort hat man die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen und sich direkt mit der dozierenden Person auszutauschen. Aufgrund der vielen Gruppenarbeiten und Einzelprojekte ist es wichtig, am Ball zu bleiben und die Woche zu planen, damit die anfallenden Arbeiten gut verteilt werden können.