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Rechtswissenschaft: Studium selbst erlebt

Wie erfolgte die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Debattieren und argumentieren

N.G. studiert Rechtswissenschaft im 6. Semester Bachelor an der Universität St. Gallen HSG.

Meine Studienwahl fiel mir nicht leicht. Ich interessiere mich für viele unterschiedliche Themen, weshalb eine Vielzahl an Studienrichtungen in Frage kam. Vor der Rechtswissenschaft habe ich bereits ein Studium in Internationalen Beziehungen absolviert. Dies ist jedoch ein Generalistenstudium, was nicht wirklich zu mir passt. Ich wollte mich weiter spezialisieren. An der Rechtswissenschaft faszinierte mich, dass es sowohl ein sprachlich-literarisches Studium wie auch ein Studium der Menschen und der menschlichen Beziehungen ist, das tiefe Einblicke in die Gesellschaft und ihre Funktionsweise gewährt.

Anforderungen

Die Rechtswissenschaft ist ein aufwändiges und intensives Studium. Möchte man das Anwaltspatent absolvieren, folgen nach dem Master mindestens vierzehn Monate Praktikum und die Vorbereitung auf die Zulassungsprüfung. Es braucht daher Ausdauer, ebenso eine gewisse Resilienz in Bezug auf Prüfungsdruck. Daneben sollte man auf jeden Fall Freude am Lesen haben. Interesse am Debattieren und Argumentieren ist ebenfalls wichtig, da rechtliche Fälle nur mit guten Argumenten gewonnen werden. Analysiert man zudem gerne komplexe Sachverhalte und mag es, dazu möglichst einfache Lösungen zu erarbeiten, ist man hier am richtigen Ort.

Besonderheiten der HSG

Englischkenntnisse werden im Studium sehr gefordert. Das lässt sich an der Zahl der englischen Module erkennen: Etwa Legal English, Public and Private International Law, European Law und Anglo-American Law. Man kann auch weitere Sprachen ausserhalb des Studiengangs erlernen.

Empfehlungen

Ich hätte mir den Tipp gewünscht, dass eine frühe Studienplanung von Vorteil ist. An der HSG sind wir bezüglich Kurswahl etwas freier als anderswo und ich ging das Thema damals etwas blauäugig an. Zudem ist der Konkurrenzdruck an der HSG eher hoch. Ich bin dem grundsätzlich nicht abgeneigt, da es anregt, an sich selbst zu arbeiten. Dennoch ist ein Ausgleich sehr wichtig. Zum Beispiel durch sportliche Aktivitäten oder indem man dem Umfeld gelegentlich entflieht. Besonders der Kontakt zu Freunden ausserhalb des universitären Umfelds ist sehr hilfreich.

Sich in das juristische Denken hineingeben

T.A. studiert Rechtswissenschaft im 4. Semester Master an der FernUni Schweiz.

Ich entschied mich für die Rechtswissenschaft, um meine Kenntnisse aus der Polizeiarbeit zu vertiefen und mir innerhalb der Polizeiorganisation neue Möglichkeiten zu eröffnen.

Die Rechtswissenschaft bietet ein enorm breites Spektrum an unterschiedlichen Themen. Sie ist in vielen Bereichen auch eine Lebensschule. Dies ermöglicht, komplexere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens besser zu verstehen, zum Beispiel die Strafverfolgung, das Funktionieren von Grosskonzernen aber auch die Geschichte.

Der Stoff ist meist viel zu umfangreich, um in einer zweistündigen Prüfung vollständig abgefragt zu werden. Auch die Art und Weise des Prüfungsaufbaus variiert je nach verantwortlichen Dozierenden. Somit ist jede Prüfung eine Überraschung. Man muss sich also gut vorbereiten und an der Prüfung selbst eine gewisse geistige Flexibilität an den Tag legen, damit man auf die allenfalls überraschenden Fragestellungen optimal eingehen kann.

Gutes Sprachgefühl

Das Beherrschen der Studiensprache ist bei der Rechtswissenschaft entscheidend. Der Studienalltag besteht weitgehend aus Lesen komplexer Literatur und dem Verfassen fachspezifischer Texte. Rudimentäre Kenntnisse der Landessprachen sind von Vorteil, da immer wieder Bundesgerichtsentscheide gelesen werden sollen, die nicht immer in der jeweiligen Muttersprache zur Verfügung stehen.

Um ein Rechtsstudium bzw. ein Fernstudium bestehen zu können, braucht es in erster Linie Lernbereitschaft, ein Minimum an zur Verfügung stehender Lernzeit und ein gesundes Mass an Selbstdisziplin. Sich in die eigene Art des juristischen Denkens hineinzugeben ist ebenfalls elementar.



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