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Arbeitsmarkt: Medizin

Ein Überblick über den medizinischen Arbeitsbereich mit der FMH, dem Berufsverband der Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz. Der Verband vertritt die Interessen der Ärzteschaft in der Gesundheitspolitik und organisiert die Aus- und Weiterbildung der Ärztinnen und Ärzte.

Ein Arbeitsmarkt mit hoher Nachfrage

Ein Arzt bindet seinen Arztkittel
© SDBB I CSFO, Foto Dominique Meienberg
Ein Arzt bindet seinen Arztkittel

© SDBB I CSFO, Foto Dominique Meienberg

Dr. med. Philippe Eggimann ist Vizepräsident der FMH und erläutert die Herausforderungen in der Branche.

Welches sind die grössten Herausforderungen für die Medizin?

Die grösste Herausforderung ist der Ärztemangel. Er wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen. Die Hauptgründe dafür sind die Pensionierung der Babyboomer-Generation (45% der Ärzte sind über 55 Jahre alt), die Bedürfnisse der alternden Bevölkerung und das Bevölkerungswachstum. Dazu kommt, dass der Nachwuchs unter Druck steht: Nach ihren ersten Erfahrungen im Beruf, überlegt sich ein Drittel der angehenden Ärztinnen und Ärzte, den Beruf zu wechseln. Das zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie von der Swiss Medical Students' Association (swimsa). Als Gründe werden die zu lange Arbeitszeit und die vielen administrativen Aufgaben genannt.

Wir müssen mehr Ärztinnen und Ärzte ausbilden, aber der Numerus clausus bei der Zulassung oder nach dem ersten Studienjahr stellt nach wie vor ein grosses Hindernis dar.

Ein weiteres zentrales Problem ist der Mangel an Nachwuchs in städtischen Randregionen. Die Politik muss Anreize schaffen, damit Junge die Praxen von Hausärztinnen und -ärzten übernehmen, die sich pensionieren lassen.

«Ein weiteres zentrales Problem ist der Nachwuchsmangel in städtischen Randregionen.»

Wie sieht die Situation in den Spitälern aus?

Die Zahl der Spitalärztinnen und -ärzte steigt rasch an. Die Spitäler haben ihre spezialisierten ambulanten Leistungen ausgebaut. Die Polikliniken, Notaufnahmen und Walk-in-Angebote (Sprechstunden ohne Terminvereinbarung) boomen und übernehmen zunehmend die primäre Gesundheitsversorgung. Die Arbeitsbedingungen in den Spitälern sind attraktiv, denn die Anstellung ist sicher, die technische Ausstattung gewährleistet und die Zusammenarbeit organisierter. Dies ermöglicht es den Ärztinnen und Ärzten, ausserhalb ihrer Dienstzeiten vollständig «abzuschalten».

Wie hat sich die Arbeit von Ärztinnen und Ärzten in den letzten Jahren verändert?

Die Fortschritte durch die Digitalisierung, zum Beispiel die sichere Datenübertragung oder praktische Diktiersoftware, entlasten die Ärztinnen und Ärzte bei ihrer Arbeit. Die administrativen Aufgaben nehmen jedoch schneller zu als die Digitalisierungsmöglichkeiten. Ausserdem haben Ärztinnen und Ärzte nicht mehr genügend Zeit für ihre Patientinnen und Patienten.

Bestimmte medizinische, therapeutische und diagnostische Massnahmen werden zunehmend an andere Berufsgruppen delegiert, zum Beispiel an Physician Associates, Pflegefachkräfte, Apothekerinnen und Apotheker oder Fachpersonen für Echokardiographie (EKG, Ultraschall des Herzens), Endoskopie (Spiegelungen) oder Wund- und Narbenpflege.

Auch die Arbeitsformen der Ärztinnen und Ärzte verändern sich. Die Hälfte, die in einer Praxis arbeiten, sind in einer Gemeinschaftspraxis oder in einer Praxisgemeinschaft tätig.

Welche positiven Entwicklungen können Sie hervorheben?

Frauen sind in der Ärzteschaft besser vertreten, wobei es Unterschiede zwischen den einzelnen Fachgebieten gibt. Kader- und Professorenpositionen sind nach wie vor selten von Frauen besetzt. Die Organisation in Gruppenpraxen und die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit sorgen für mehr Flexibilität und verbessern die Chancen, dass junge Ärztinnen und Ärzte im Beruf bleiben.

Wo werden in Zukunft Stellen für Ärztinnen und Ärzte geschaffen?

Die heute vorhandenen Arbeitsplätze bleiben auch in Zukunft sehr wichtig. Das öffentliche Gesundheitswesen ist auf sie angewiesen, um die Regulierung und Kontrolle medizinischer Behandlungen sinnvoll zu gestalten. Andere mögliche Arbeitsplätze gibt es in der Industrie, in der Verwaltung und in der Leitung von Spitälern.



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