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Arbeitsmarkt: Pflege

Ein Interview mit der OdASanté, der nationalen Dachorganisation der Arbeitswelt Gesundheit. Sie vertritt die Interessen der Branche in Fragen der Ausbildung zu Gesundheitsberufen in der ganzen Schweiz.

Chronischer Personalmangel und gute Weiterbildungsmöglichkeiten

Eine Person misst einer anderen den Blutdruck.
© SDBB I CSFO, Foto Reto Klink
Eine Person misst einer anderen den Blutdruck.

© SDBB I CSFO, Foto Reto Klink

In der Pflege gibt es zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten, insbesondere für angehende Fachkräfte in der Altenpflege. Luca D'Alessandro ist  Kommunikationsverantwortlicher bei der OdASanté und gibt Auskunft über Trends auf dem Arbeitsmarkt.

Wie ist die aktuelle Situation in der Branche?

Der Mangel an qualifiziertem Personal besteht aus verschiedenen Gründen weiterhin. Die Nachfrage nach Pflege steigt weiter an. Die Leute werden älter und brauchen mehr Pflege. Dies führt zu einer höheren Arbeitsbelastung und schliesslich dazu, dass ein grosser Teil der ausgebildeten Personen die Branche bereits nach wenigen Jahren wieder verlässt. Der Mangel wird zum Teil durch Personal aus dem Ausland ausgeglichen. Aufgrund eines ähnlichen Mangels in den Nachbarländern sind diese Ressourcen jedoch begrenzt. Weiter ist eine zunehmende Überalterung des Pflege- und Betreuungspersonals auf allen Ausbildungsstufen zu beobachten. Wir nehmen an, dass es auch künftig an Nachwuchs fehlen wird.

Welche Einrichtungen sind am stärksten betroffen?

Die Alters- und Pflegeheime haben die grössten Probleme, Personal zu finden.

Wie wirkt sich der Mangel auf die Arbeit des Personals aus?

Der Personalmangel führt dazu, dass Stellen länger unbesetzt bleiben. Das wiederum führt zu einer grösseren Arbeitsbelastung beim vorhandenen Personal. Der Einsatz von Personalvermittlungsagenturen und temporären Arbeitskräften zur Überbrückung von Abwesenheiten bedeutet für das Personal einen Mehraufwand aufgrund der Einarbeitung und der Integration in die Teams.

Welche Anreize bietet die Branche?

Das Gesundheitswesen ist für Menschen attraktiv, die nach Sinnhaftigkeit bei der Arbeit und einem sicheren Arbeitsplatz suchen. Die Branche bietet auch zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, insbesondere durch die Einführung neuer Abschlüsse der höheren Berufsbildung im Bereich der Diabetesberatung oder der onkologischen Pflege.

Zudem bietet die Pflege sehr unterschiedliche berufliche Tätigkeitsfelder. Die Arbeit kann zum Beispiel in einem Zentrum für Menschen mit Demenz oder einer Abteilung für Intensivpflege ausgeübt werden oder auch als Selbständigerwerbende bei einem Spitexdienst.

«Die Sinnhaftigkeit bei der Arbeit und die Sicherheit des Arbeitsplatzes macht die Branche attraktiv.»

Wie reagiert die Branche auf die Herausforderungen des Personalmangels?

Zunächst einmal ist es wichtig zu betonen, dass die Unternehmen in vielerlei Hinsicht stark unter Druck stehen. Die Stichworte hier sind steigende Kosten, Mangel an qualifiziertem Personal und strenge Vorschriften.

In diesem schwierigen Umfeld haben die Unternehmen die Zahl der Ausbildungs- und Praktikumsplätze schrittweise erhöht. Dieser Prozess wird fortgesetzt. Erwachsene, die sich neu orientieren wollen und Fachkräfte, die eine Ausbildung auf Tertiärstufe anstreben, werden dabei stärker berücksichtigt. Einige wollen mehr Lohn während der Ausbildung.

Es gibt ausserdem verschiedene Kommunikationskampagnen, zum Beispiel um die Langzeitpflege attraktiver zu machen. Mehr Informationen dazu finden sie auf gesundheitsberufe.ch.

Wie entwickeln sich die Arbeitsbedingungen in der Branche?

Die Unternehmen haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten Bedingungen geschaffen, die die Arbeit und das Engagement der Mitarbeitenden besser würdigen. Das Ziel ist es, ihnen zu ermöglichen, das Berufs- und Privatleben besser ins Gleichgewicht zu bringen. Es werden auch neue Arbeitsmodelle getestet, um die Mitarbeitenden ans Unternehmen zu binden.

Herausfordernd dabei ist, dass viele Dienstleistungen sieben Tagen pro Woche rund um die Uhr erbracht werden. Das führt zu Nacht-, Spät- und Wochenenddiensten.



berufsberatung.ch