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Bildende Kunst: Studium selbst erlebt

Wie erfolgte die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Vielfältige Möglichkeiten, meinen Ideen Ausdruck zu verleihen

L. S. studiert Bildende Kunst im 2. Semester Bachelor an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.

Welche Überlegungen haben für Ihre Studienwahl eine Rolle gespielt?

Ich habe mein Studium an der Uni Basel aufgegeben, weil ich selber etwas gestalten wollte und weil mich die fehlende Praxis an der Uni frustrierte. In der bildenden Kunst stehen mir vielfältige Möglichkeiten offen, meinen politischen Haltungen und Ideen Ausdruck zu verleihen und die Menschen anhand von Kunst zum Nachdenken anzuregen. Gezeichnet und gemalt habe ich schon immer gerne; am Gymnasium war Bildnerisches Gestalten mein Schwerpunktfach.

Wie haben Sie das Zulassungsverfahren erlebt?

Den Entscheid für den Richtungswechsel habe ich spontan getroffen, deshalb musste ich das Portfolio für die Eignungsabklärung innerhalb von fünf Wochen fertigstellen. Das war stressig. Aber auch das lange Warten auf die Antwort danach fand ich schwierig. Selbst wenn die Prüfenden nett und wohlwollend sind, kann dieser Aufnahmeprozess anstrengend und auch sehr persönlich werden. – Aber machbar. Und wenn es nicht klappt, kann man sich im nächsten Jahr wieder bewerben.

An welchem Projekt arbeiten Sie gerade?

Aktuell erweitere ich mein Wissen im Fotografieren und Filmen (digital und analog). Ich arbeite an einem Projekt zum Umgang mit Heimatgefühlen bzw. mit Heimweh nach einem Ort, an dem man aufgewachsen ist oder mit dem man sich verbunden fühlt. Dabei interessiert mich, wie der Begriff ‹Heimat›, der ja oft rechts-konservativ konnotiert ist oder in rechter Rhetorik mit Patriotismus und Nationalismus in Verbindung gebracht wird, mit dem eigentlich schönen Gefühl des Vermissens oder des Sich-Sehnens zusammengebracht werden kann.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Studienfach, was weniger?

Ich mag es, dass wir so viel Freiraum haben, unsere Zeit selber zu gestalten. Lieblingsfächer im engeren Sinn habe ich nicht. Meist finde ich die Theorievorlesungen interessant, und die Workshops liebe ich auch. Es ist alles sehr vielfältig. Da die obligatorischen Kurse ein sehr breites Spektrum abdecken – von Fotografie, Film, Programmieren über Performance, Malerei, digitales Design bis zu Rauminstallationen usw. – sind aber immer auch Inputs dabei, die mich weniger interessieren.

Welche Tipps würden Sie Studieninteressierten geben?

Studieninteressierten würde ich raten, aus dem Leistungsdenken und dem Effizienzmodus, in welchem wir sozialisiert wurden, herauszukommen. Menschen arbeiten in unterschiedlichem Tempo, und Produktivität ist in der Kunst kein Mass. Sie sollten aber unbedingt jede Werkstätte ausprobieren und all die Möglichkeiten nutzen, um zu einer künstlerischen Praxis zu finden, die passt und die Spass macht.



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