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Testimonials: Theaterwissenschaft, Tanzwissenschaft

Studierende berichten

Schon während des Studiums im Kulturbetrieb engagiert

S.H. studiert Theaterwissenschaft an der Universität Bern UNIBE.

Im wievielten Semester sind Sie?

Ich bin im 15. Semester meines (gesamten) Studiums. Das ist ziemlich viel im Vergleich und ich musste auch schon eine Studienzeitverlängerung beantragen. Jedoch liegt das daran, dass das Studieren bei mir nie meine einzige Tätigkeit war. So habe ich im Kino gearbeitet, Praktika gemacht im Theater und Literaturhaus, an der Uni gearbeitet und nun habe ich eine feste Teilzeitstelle in einem Berner Theaterhaus.

Wie viele Vorlesungen besuchen Sie pro Woche?

Das variiert sehr. In meinem ersten Studienjahr habe ich 30 ECTS gemacht pro Semester, da hatte man dann schon 3 Vorlesungen, 4 Seminare o.ä. Also einen Vollzeitjob sozusagen. Ich habe dann aber bald gemerkt, dass mir das zu viel ist, dass ich nebenbei praktische Dinge machen muss, die mir diese Kopfarbeit an der Uni wieder ausgleichen. Je mehr ich nebenbei arbeitete, umso mehr schätzte ich die Zeit, die ich für die Uni verwenden durfte. Aktuell besuche ich eine Vorlesung, die ich noch benötige, um mein Nebenfach abzuschliessen. Und ich beginne mit der Konzeption meiner Masterarbeit.

Wie hoch ist der zusätzliche Lernaufwand?

Auch das ist nicht klar festzulegen. Wer ein Vollzeitstudium macht, muss mit sehr viel Lektüre-Arbeit zuhause rechnen. Wir müssen Stücktexte lesen, theoretische Texte (teils auf Englisch, selten Französisch, meistens auf Deutsch) und die Vorlesungen bestenfalls vor- und nachbereiten. Je weniger Kurse man unter der Woche belegt, umso tiefer kann man in die verschiedenen Themen einsteigen. Pro Seminar würde ich mind. zwei Stunden zusätzliche Arbeit pro Woche einberechnen, noch ohne die Vorträge, die meist zusätzlich anstehen. In den Geisteswissenschaften gehört es zur täglichen Praxis, zu lesen und zu recherchieren.

Was findet noch Platz neben dem Studium?

Neben meinem Studium hat immer sehr viel Platz gefunden. Das bedeutet aber auch, dass die Studienzeit massgeblich länger wird. Ich habe eigene Theaterprojekte realisiert, organisierte Lesereihen, leitete einen Theater-Schau-Club, lernte Bern und Berns Menschen kennen und leistete Lohnarbeit. Für kulturwissenschaftliche Fächer, wie die Tanzwissenschaft ist es ratsam, schon während des Studiums einen Fuss in die Arbeitswelt zu setzen. Vieles läuft über Kontakte, Netzwerke und erleichtert schliesslich den Übergang vom Studium in die Arbeitswelt.

Was gefällt Ihnen besonders am Studium, was fehlt?

Das Institut ist überschaubar und das gefällt mir sehr. Dadurch gibt es eine fast familiäre Atmosphäre. Insbesondere im Master sind die Seminare klein gehalten, was wiederum ein wirklich tiefes Eintauchen ins Gebiet garantiert. Man macht viele Bekanntschaften mit Menschen, die sich für den gleichen Gegenstand interessieren und kann dadurch auch ein Netz knüpfen, das sich lohnt für die spätere Arbeit in der Kulturbranche. Die Professor*innen des Instituts sind zudem sehr unterstützend und bieten auch jenen Menschen, die eine Unikarriere anstreben, Hilfe und Förderung an. Ich glaube, dass es im Institut schon sehr viel Bewusstsein für queer-feministische Thematiken und Praktiken gibt, jedoch könnte meines Erachtens eine anti-rassistische und inklusive Praxis noch ausgebaut werden.

Welche Ratschläge würden Sie zur Gestaltung des Studiums geben?

Für mich hat es am besten funktioniert, neben dem Studium Praktika zu machen und damit erste Schritte im Kulturbetrieb zu tätigen. So blieb ich auch neben dem Studium jeweils nahe an der Praxis, was ich als Bereicherung empfand. Dann würde ich auf jeden Fall empfehlen, einen Master zu absolvieren. Erst da kann man so richtig in die Tiefe gehen. Es lohnt sich, zeitweise auch Frust und fehlende Motivation auszuhalten und weiterzumachen!



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