Wissenschaft und Kunst kombinieren
H. Z. studiert Architektur im fünften Semester Bachelor an der Hochschule Luzern (HSLU).
Entspricht das Studium Ihren Vorstellungen?
Ich könnte mir keinen besseren Studiengang für mich vorstellen. Jeder Tag ist anders, jeder anstrengend und lang. Aber was daraus entsteht, ist erfüllend. Vor allem das erste Semester braucht Durchhaltevermögen. Man muss schnell arbeiten, jedoch auch präzise sein, denn alles ist Handarbeit: die Pläne werden von Hand gezeichnet, die Modelle manuell ausgeschnitten und zusammengebaut. Das entspricht zwar nicht mehr der heutigen Arbeitsrealität, aber man lernt dabei die Prinzipien von Statik, Gestaltung und Physik.
Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Studienfach, was weniger?
Mir gefällt, dass die Architektur so vielseitig ist. Die Arbeit beinhaltet Zeichnen, Modellbauen, Grafik, Kunst, Design, Fotographie, Detail-Planung, Ausführung, Bauleitung, Gespräche mit Kunden, Recherche und vieles mehr…
Bislang habe ich vor allem Module gewählt, die sich um die Themen Konstruktion, Materialität und Denkmalpflege drehen. Sie sind mit Fragen verknüpft, die mich umtreiben: Wie kann ich ein Gebäude umbauen, sodass seine Persönlichkeit erhalten bleibt? Wie kann ich Materialien schlau einsetzen? Wie werden wir in Zukunft wohnen? Was brauchen wir dazu?
Als Architektin kann ich jedoch nicht immer das machen, was ich gerne möchte. Die Regeln und Gesetze für das Bauen werden zunehmend komplizierter. Natürlich sind sie sinnvoll und sorgen dafür, dass ein Gebäude für alle Personen zugänglich, mängelfrei und umweltschonend gebaut wird. Sie können einen aber auch einschränken. Ähnlich ist es mit den Kosten: Obwohl man etwas Nachhaltiges plant, werden oftmals günstigere und weniger nachhaltige Elemente oder Produkte verwendet.
Was war der Gegenstand Ihrer letzten Semesterarbeit?
Mein letzter Semesterentwurf galt der Umnutzung eines Bürogebäudes in Wohnungen. Die Umnutzung von Gebäuden wird zu einem wichtigen Thema in der Architektur, da wir in der Schweiz keinen Platz mehr haben, um «auf die grüne Wiese» zu bauen. Ein Gebäude sorgfältig und qualitativ umzunutzen, ist ein Weg, um ressourcenschonend und wirklich nachhaltig zu bauen. Häuser abzureissen und durch neue zu ersetzen, ist reine Material- und Energieverschwendung. Ausserdem gehen Zeitzeugen der Architektur verloren.
Arbeiten im Atelier
M. A. studiert Architektur im vierten Semester Bachelor an der Università della Svizzera italiana (USI).
Wie sehen Ihre Semesterwochen aus?
In Mendrisio sind pro Woche drei Tage für Vorlesungen und zwei Tage für die Arbeit im Atelier eingeplant. In der Realität, wenn man das Selbststudium mitzählt, sind es eher drei bis sieben Tage Atelier pro Woche. Die Vorlesungen opfere ich manchmal zugunsten von Projektarbeiten. Die Belastung ist gross. Neben dem Studium hat wenig Platz.
Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Studienfach, was weniger?
Mir gefällt das Fach «Entwurf», damit verbringen wir auch am meisten Zeit. Jede Arbeit ist sehr persönlich und unterschiedlich von Projekt zu Projekt. In diesem Semester setzten wir uns mit einem konkreten Auftrag der Stadt Lugano auseinander. In Einzelarbeit hatten wir auf einem vorgegebenen Grundstück ein Projekt für soziale Wohnungen zu entwickeln. Am Ende ist die Freude gross, wenn man sieht, dass man etwas mit Fleiss und Zeit erarbeitet hat. Andererseits erfordert das Studium mentale Kraft. Während Projektkritiken, also wenn der Professor oder die Professorin deine eigene Arbeit diskutiert, können negative Kommentare enttäuschen. Man lernt mit der Zeit, dass Kritiken keine abschliessenden Bewertungen sind, sondern konstruktive Inputs.
Wie haben Sie das obligatorische Praktikum organisiert?
Die Arbeitserfahrung muss mindestens neun Monate dauern. Ich werde mein Praktikum in einem Architekturbüro in Zürich absolvieren. Einige suchen sich exotische Orte wie Japan oder China aus. Beworben habe ich mich mit meinem Lebenslauf und einem Portfolio meiner schulischen und privaten Arbeiten.
Von der Gestaltung über die Konstruktion bis zur Prozessplanung
D. H. studiert Architektur im zweiten Semester Master an der Berner Fachhochschule (BFH). Zuvor hat er eine Lehre als Zeichner und ein Bachelorstudium in Architektur an der Hochschule Luzern HSLU absolviert.
Arbeit im grösseren Massstab
Für den Master habe ich das Programm mit der Vertiefungsrichtung «Architektur und Areal» gewählt, weil mich die Arbeit im grösseren Massstab besonders anspricht. Städtebauliche Fragen, gesellschaftliche und kulturelle Abhängigkeiten, Themen wie Partizipation und Weiterbauen faszinieren mich.
Den Wechsel von der HSLU an die BFH empfinde ich als eine Chance, ein neues Umfeld und somit neue Perspektiven zu erfahren. Wir sind insgesamt ungefähr 30 Masterstudierende in Biel, und es herrscht eine familiäre Stimmung. Inputvorlesungen werden meist an einem grossen Tisch gehalten. Das fördert den Kontakt und Austausch unter den Mitstudierenden und Dozierenden.
Eine eigene Haltung entwickeln
Während der Bachelor ein generalistisches Grundverständnis von Architektur vermittelt, ist der Master dazu da, eine eigene Haltung gegenüber der Architektur und der Gesellschaft zu entwickeln. Das geschieht unter anderem durch schriftliche Arbeiten zu einem frei wählbaren Thema. In meiner ersten dieser Profile-Search-Arbeiten habe ich den Fokus auf die Stadt gelegt und das Potenzial der Kreislaufwirtschaft für unsere Städte und Siedlungsprojekte untersucht.
Die Entwurfsmodule gehören zu meinen Lieblingsfächern. Die Arbeit an Projekten im Atelier ist zwar zeitaufwändig, aber auch äusserst bereichernd und lehrreich. Im geschützten Rahmen der Schule kann Neues ausprobiert, können Grenzen ausgelotet, ja sogar utopische Ansätze verfolgt werden. Ich bin der Auffassung, dass das Studium zum Ausprobieren und Neues Kennenlernen genutzt werden soll.
Work-Life-Balance
Der Kooperationsmaster mit der Fachhochschule Westschweiz bietet uns einerseits die Möglichkeit, das ganze Modulangebot der Partnerschulen zu besuchen und andererseits, uns in gemeinsamen Seminaren mit den Studierenden aus Genf und Fribourg auszutauschen. In diesen Wochen lerne ich jeweils unglaublich viel.
Ich absolviere den Master im Teilzeitmodell und arbeite nebenbei zu 60 Prozent. Während dem Semester bin ich meistens zwei Tage in der Woche an der BFH in Biel: einen Tag mit Inputreferaten, Tischbesprechungen und Vorlesungen und der zweite, um an den jeweiligen Projekten zu arbeiten. Daneben bleibt mir noch genügend Zeit für private Aktivitäten. Ich bin überzeugt, dass Sport, Vergnügen und Soziales gerade während dem Studium ein wichtiger Ausgleich sind.
Zukunftspläne
Was dann sein wird, wenn ich mein Diplom in der Tasche habe, weiss ich noch nicht so genau. Ein lang gehegter Traum wäre, eine grössere Reise zu unternehmen. Dafür hatte ich bisher nie die Zeit. Vielleicht erfülle ich mir diesen Traum in Kombination mit einem Praktikum in einem ausländischen Architekturbüro in einer anderen Baukultur. Etwas ganz Neues, das könnte mir gefallen.