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Laufbahnbeispiele: Slavistik, Nordistik

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Wissenschaftliche Bibliothekarin

Nora Jäggi arbeitet nach ihrem Master in Nordistik und Religionswissenschaft als Wissenschaftliche Bibliothekarin an der Universitätsbibliothek Basel.

«Einen grossen Teil meiner Arbeitszeit verbringe ich vor dem Computer.»

Nora Jäggi
Nora Jäggi © SDBB
Nora Jäggi

Nora Jäggi © SDBB

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
19Eidgenössische Maturität, Schwerpunkt Wirtschaft und Recht
21Temporärarbeit in Bereichen Logistik, Verkauf, Gastronomie
25Praktika in verschiedenen Fachbereichen: Sprachheilschule, Informations- und Beratungsstelle im Migrationswesen, Bibliothek
27Bachelorabschluss in Nordistik und Religionswissenschaft: Universität Basel
28Leitung von Tutoraten in historisch-vergleichender Religionswissenschaft: Universität Zürich
31Masterabschluss in Skandinavistik, Germanistik und Religionswissenschaft: Universität Zürich
33Wissenschaftliche Volontärin: Universitätsbibliothek Basel sowie Master of Advanced Studies in Bibliotheks- und Informationswissenschaft: Universität Zürich
33Co-Koordination Informationskompetenz: Bibliothek Fachhochschule Nordwestschweiz
Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Die Aufgaben einer wissenschaftlichen Bibliothekarin können sehr unterschiedlich sein, ich arbeite vor allem in den zwei Bereichen Fachreferat und Vermittlung. Ich treffe die intellektuelle Auswahl der Forschungsliteratur und arbeite bei verschiedenen Projekten mit.

«Ein grosser Bibliotheksbetrieb ist komplex und spannend.»

Vermittlung meint die Weitergabe von Informationskompetenz an verschiedene Zielgruppen, also die Kompetenzen, um effizient und verantwortungsbewusst mit Informationen beim wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben umzugehen.

Viele Tätigkeiten spielen sich im Hintergrund ab, so verbringe ich einen grossen Teil meiner Arbeitszeit vor dem Computer.

Wie verlief Ihr Berufseinstieg?

Nach der Matura habe ich zwei Jahre lang gearbeitet, bin zu Hause ausgezogen und herumgereist. Dann habe ich angefangen Gesellschaftswissenschaften und Religionswissenschaft zu studieren. Parallel habe ich einen Schwedisch-Kurs gestartet und bin so in der Nordistik gelandet.

Ich habe weiterhin in der Gastronomie, später als Sprachkursleiterin gearbeitet und Praktika absolviert, um meinen späteren Berufsbereich zu finden. So bin ich auf das Bibliothekswesen aufmerksam geworden.

Ich absolvierte ein Praktikum in einer Spezialbibliothek in Zürich, darauf folgte eine Projektanstellung an der Kantonsbibliothek Aargau und im Anschluss die Weiterbildung zur wissenschaftlichen Bibliothekarin.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Ich empfehle, ein Fach zu studieren, das einen interessiert und sich nicht davon unter Druck setzen zu lassen, dass es mit einem Fach wie Nordistik schwierig sei, eine Arbeit zu finden. Es lohnt sich, verschiedene Berufsbereiche auszuprobieren, wenn man sich nicht sicher ist, was einem gefällt.

Ein Studium wie auch ein Berufsweg müssen nicht linear verlaufen. Es ist wichtig, auch Gelegenheiten zu nutzen, bei denen man aus der Wohlfühlzone herausmuss, die in einem ganz anderen Bereich liegen oder so nicht von geplant waren. Berufserfahrungen sind ebenso wertvoll wie die Ausbildung. Gerade in «Nebenjobs» lernt man relevante Skills, die einem später bei einem Berufseinstieg ausserhalb der Universität dienen.

Dozentin und Kulturschaffende

Tatjana Simeunović ist als Dozentin und Lehrerin tätig.

"Übersetzen und Dolmetschen prägen meinen Berufsalltag."

Tatjana Simeunović
Tatjana Simeunović, © Tatjana Simeunović
Laufbahn
JahrTätigkeit/Ausbildung
2003 bis heuteDozentin für Kroatisch / Serbisch (Slavisches Seminar, Universität Basel)
2001 bis heuteGymnasiallehrerin für das Freifach Russisch
2019Projektleiterin Atelier Neue Schweiz Basel, Kooperationsprojekt Kaserne, Literaturhaus Basel, Institut Neue Schweiz INES
2019Certified Project Management Associate IPMA Level D
2017-2018Booking & Billing verschiedener Dokumentarfilme, Reck Filmproduktion, Zürich
2014-2017Kino-Spezialprogramme/ Personalverantwortliche / Projekte kultkino.ag Basel
2012Produktionsleitung Film, Literatur und Fokus, Internationales Festival CULTURESCAPES MOSKAU 2012, Basel
2005-2009Wissenschaftliche Assistentin für Visuelle Medien (Slavisches Seminar, Uni BS)
2004-2005Wissenschaftliche Assistentin für Literaturwissenschaft (Slavisches Seminar, Uni BS)
1996-2004Master Russistik und Germanistik, Universität Basel
1989-1995Master Kroatistik und südslavische Philologien, Universität Zagreb

«Die sprachlichen, kulturellen und landeskundlichen Kenntnisse an Schülerinnen und Schüler und Studierende weiterzugeben, bedeutet mir sehr viel und bereitet mir grosse Freude.»

Jetzige Tätigkeiten

Meine Tätigkeiten als Dozentin und Lehrerin umfassen: Sprach-, Literatur- und Filmunterricht an der Universität sowie am Gymnasium. Zu meinen Aufgaben gehören auch die Betreuung von Kroatisch/Serbisch-Tutoraten, Studienberatung, Organisation und Durchführung von Kultur- und Filmabenden, Studien- und Schulreisen sowie Vermittlung von Stipendien und Studienaufenthalten im jeweiligen Sprachgebiet. Die sprachlichen, kulturellen und landeskundlichen Kenntnisse an Schüler*innen und Studierende weiterzugeben, bedeutet mir sehr viel und bereitet mir grosse Freude.

Übersetzen und Dolmetschen prägen ebenfalls meinen Berufsalltag. Dank meiner philologischen Ausbildung und den Kenntnissen auf Muttersprachniveau arbeite ich als Übersetzerin und Dolmetscherin für Kroatisch/Serbisch/Bosnisch und Makedonisch für verschiedene Behörden und Organisationen. Diese Qualifikationen sowie mein Migrationshintergrund befähigen mich als Expertin für die Überprüfung der Sprachkompetenzen von interkulturellen Übersetzer*innen. Mehrmals wurde ich auch als Übersetzerin für Filmdrehbücher und -untertitel engagiert.

Mein Interesse am osteuropäischen und besonders post/jugoslawischen Film bringe ich in wissenschaftlichen Vorträgen und Publikationen weiterhin zum Ausdruck. Zudem bin ich immer wieder an Projekten im Film- und Kulturbereich engagiert. Ich kuratiere Filmreihen aus dem osteuropäischen Kino mit, organisiere Filmabende und als Moderatorin führe ich regelmässig Gespräche zum aktuellen Film. Darüber hinaus verfüge ich über mehr als 10 Jahre Erfahrung als Projektleiterin im Kulturbereich in Projektplanung, -organisation und –durchführung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen.

Berufseinstieg

Schon während der Studienzeit in Basel konnte ich meine pädagogisch-didaktischen Fähigkeiten zuerst im Russischunterricht an den Basler Gymnasien anwenden. Mit der Übernahme des Lektorats für Kroatisch/Serbisch im Slavischen Seminar der Universität Basel kamen mir umgekehrt meine Russischkenntnisse für die Vermittlung der südslawischen Sprachen zugute. Unter Hinweis auf Unterschiede und Parallelen kann ich an die meist bereits weiter fortgeschrittenen Russischkenntnisse der Studierenden anknüpfen.

Tipps

Ein Slavistik- und/oder Osteuropa-Studium ist nicht gleich mit konkreten Anstellungen verbunden. Gerade die unterschiedlichen sprachlichen, kulturellen und historischen Kenntnisse zum osteuropäischen Raum bieten aber die Möglichkeiten, in verschiedenen Bereichen – Bildung, Kultur, Diplomatie, Wirtschaft etc. – einen spannenden Einstig zu wagen. Es lohnt sich, schon während der Studienzeit nach passenden Praktika und kleineren Anstellungen zu suchen, und vor allem stets für neue Herausforderungen offen zu sein!

Diplomatin im EDA

Die Porträtierte arbeitet als Slavistin im diplomatischen Dienst.

"Russisch spreche ich täglich."

Moskau
Moskau  © Michael Siebert auf Pixabay
Laufbahn
Regionalkoordinatorin Osteuropa und Zentralasien im EDA in Bern
Praktikum im Verbindungsbüro der Schweiz in Pristina (Kosovo)
Assistentin am Slavischen Seminar
Lektorin beim Peter Lang Verlag in Bern (Teilzeit)
Studium Slavistik, Germanistik und Politikwissenschaft

«Ich muss mich immer wieder in gänzlich neue Themen einarbeiten, was die Arbeit ja auch spannend macht.»

Jetzige Tätigkeit

Ich bin zusammen mit einem Chef und einer Kollegin zuständig für die bilateralen politischen Beziehungen zwischen der Schweiz und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion mit Ausnahme des Baltikums. Das bedeutet, dass ich das Geschehen in diesen Ländern verfolge und einen engen Kontakt zu unseren Botschaften vor Ort und den Botschaften dieser Länder in der Schweiz pflege. Ausserdem muss ich im Auge behalten, welche Kontakte die anderen Bundesstellen mit diesen Ländern haben und eingreifen, falls diese Kontakte nicht im Sinne des EDA sind.

Daneben besteht der grösste Teil meiner Arbeit aus dem Vorbereiten von Besuchsdossiers für Bundesräte und Vertreter der Verwaltung, welche Personen aus „meinen“ Ländern treffen. Bei diesen Treffen bin ich in der Regel auch dabei. Ich schreibe aber auch Reden, beantworte Briefe von Schweizer Bürgerinnen und Bürger, die ein Anliegen im Zusammenhang mit dem geographischen Raum haben, den ich betreue. Zusätzlich plane und organisiere ich Reisen und reise selber ziemlich viel.

Im Studium erworbenes Wissen konnte ich bis jetzt gut anwenden. Russisch spreche ich täglich, im Kosovo waren mir meine Südslawischkenntnisse nützlich. Jedoch musste ich mir für meine jetzige Arbeit viele zusätzliche Kenntnisse aneignen, vor allem in den Bereichen Staatskunde, Recht, Wirtschaft und generell, wie die Schweiz politisch funktioniert. Bis heute muss mich immer wieder in gänzlich neue Themen einarbeiten, was die Arbeit sehr spannend macht.

Berufseinstieg

Ich habe mich schon früh für Politik interessiert. An der diplomatischen Laufbahn hat mich neben der Thematik auch der ständige Wechsel angezogen.  angezogen: Alle vier Jahre ein neuer Posten, neue Themen, ein neues Umfeld und vielleicht gar ein neues Land. Dabei herrscht gleichzeitig auch eine gewisse Kontinuität, der Beruf bleibt ja der gleiche. Nach dem Eintritt in den diplomatischen Dienst machte ich als erstes ein Praktikum im Kosovo, bevor ich in meine heutige Tätigkeit als Regionalkoordinatorin für Osteuropa und Zentralasien im EDA in Bern einstieg.

Tipps

Ich finde generell, man sollte nur studieren, was einen wirklich interessiert und weniger auf die Berufschancen schauen. Wenn man gern und intensiv studierte, dann eignet man sich dabei fundiertes Wissen an und wird auch auf dem Arbeitsmarkt gebraucht. Sprachkenntnisse sind sicher immer von Vorteil.



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