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Laufbahnbeispiele: Veterinärmedizin

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Assistenztierärztin am Institut für Pathologie

Irene Zühlke studierte Veterinärmedizin an der Universität Bern. Heute ist sie Assistenztierärztin am Institut für Pathologie der Vetsuisse-Fakultät.

«Es ist faszinierend, die verschiedenen Arten von Läsionen zu beobachten.»

Irene Zühlke im Labor des Instituts für Pathologie der Vetsuisse-Fakultät.
© SDBB I CSFO

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
20Zweisprachige eidgenössische Maturität: Collège de Gambach, Freiburg
25Bachelor in Veterinärmedizin: Vetsuisse-Fakultät, Universität Bern (UNIBE)
27Master in Veterinärmedizin: Vetsuisse-Fakultät, UNIBE
28Labor- und Schlachthofpraktikum: Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, Freiburg
32Doktorat in Veterinärmedizin auf dem Gebiet der Veterinärepidemiologie. Tierärztin für Veterinärpathologie: Institut für Pathologie, Vetsuisse-Fakultät, UNIBE
33Assistenztierärztin für Veterinärpathologie: Institut für Pathologie, Vetsuisse-Fakultät, UNIBE
33Vorbereitung auf den Facharzttitel in Veterinärpathologie: European College of Veterinary Pathologists, Maastricht (Niederlande)

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Ich führe Autopsien bei allen Arten von Tieren durch, von der Spinne bis zum Elefanten. Als ich jünger war, träumte ich davon, für «Tierärzte ohne Grenzen» zu arbeiten. Jetzt kommen Tiere aus Afrika manchmal zu mir.

Unsere Kundinnen sind Haustierbesitzer, die nach der Ursache für den Tod ihres Tieres suchen. Auch Besitzer von Nutztieren wenden sich an uns, um die Krankheit eines Tieres zu untersuchen und so eine Ansteckung der Herde zu verhindern.

«Als ich jünger war, träumte ich davon, für «Tierärzte ohne Grenzen» zu arbeiten. Jetzt kommen Tiere aus Afrika manchmal zu mir.»

Meine Arbeit erfordert viel Fingerfertigkeit, vor allem bei der Autopsie von Kleintieren. Für mich am schwersten zu ertragen sind Autopsien von Tieren, die misshandelt wurden. Ich führe auch Biopsien an lebenden Tieren durch, um etwa eine behandlungsresistente Krankheit gründlich zu untersuchen. Ausserdem widme ich mich der Vorbereitung auf mein Diplom als Spezialist für Veterinärpathologie.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Ich habe meine Absichten in meinem Bekanntenkreis immer deutlich gemacht und die Mundpropaganda hat mir in die Hände gespielt. Ich hatte mich schon früh entschieden, mich in Veterinärpathologie ausbilden zu lassen.

Während meines zweiten Masterjahres informierte ich meine Dozierenden über meine Absicht, meine Ausbildung an der Vetsuisse-Fakultät für Pathologie fortzusetzen. Eine Assistenztierärztin suchte dort nach einer Person, die eine Doktorarbeit schreiben wollte. Ich bewarb mich und wurde angenommen.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Tierärztinnen und -ärzte für Nutztiere sind sehr gefragt, aber der Beruf bietet auch viele andere Möglichkeiten. Sie können Tiere in einer Klinik behandeln, eine akademische Laufbahn in der Forschung oder Lehre einschlagen, Labordiagnosen durchführen oder Forschungsarbeiten in den Bereichen Pathologie und Pharmakovigilanz, also der Überwachung der Auswirkungen von Medikamenten, durchführen. Auch der öffentliche Dienst bietet Stellen im Bereich der Veterinärkontrollen an.

All diese Optionen sind sehr interessant und verdienen es, bekannt gemacht zu werden. Man sollte also offen bleiben und sich in dem Bereich ausbilden lassen, der einem am meisten zusagt.

Amtstierarzt

Marco Geisseler hat nach seinem Studienabschluss ein Doktorat in Virologie gemacht. Seine Fachkenntnisse setzt er als Amtstierarzt in einem kantonalen Veterinärdienst ein.

"Als Amtstierarzt kümmere ich mich um die Umsetzung der Tierschutzgesetzgebung für Heimtiere."

Marco Geisseler
© SDBB

Laufbahn

AlterTätigkeit/Ausbildung
26Masterabschluss in Veterinärmedizin an der Universität Zürich
27Assistenztierarzt in der Klinik für Kleintiermedizin der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich
29Assistenztierarzt in der Tierklinik Aarau West AG, Oberentfelden AG
31Doktorat
31Amtlicher Tierarzt im Veterinärdienst des Kantons Bern

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Ich arbeite als amtlicher Tierarzt im Veterinärdienst im Bereich Heimtiere und bin mitverantwortlich für den Vollzug der eidgenössischen Tierschutzgesetzgebung im Bereich Heimtiere und des kantonalen Hundegesetzes. Zudem kümmere ich mich um den Vollzug der eidgenössischen Tierseuchengesetzgebung im Bereich illegale Importe von Heimtieren. An zwei Tagen wöchentlich bin ich für Kontrollbesuche im ganzen Kanton unterwegs, die restlichen drei Tage bestehen aus Büroarbeit: Ich erstelle Berichte und Verfügungen im Rahmen der verwaltungsrechtlichen Verfahren bei Gesetzesverstössen.

«Meistens werden wir durch anonyme Meldungen auf vernachlässigte oder misshandelte Tiere aufmerksam.»

Kontrollbesuche werden im Bereich Heimtiere nur aufgrund von Hinweisen gemacht. Meistens werden wir durch anonyme Meldungen auf vernachlässigte oder misshandelte Tiere aufmerksam. Häufig stossen wir dann auf nicht artgerecht gehaltene oder schlecht erzogene Hunde, Kaninchen in zu engen Boxen ohne Wasser oder sich auf Bauernhören unkontrolliert vermehrende Katzen. Weil wir oft überforderten oder uneinsichtigen Tierbesitzer/innen begegnen, führen wir schwierige Kontrollen zusammen mit der Polizei durch.

Im Gegensatz zu meinen früheren Stellen arbeite ich beim Veterinärdienst nicht mehr nachts und nur selten einmal an einem Wochenende. Bei herausfordernden Erlebnissen hilft mir vor allem der Austausch im Team. Im Rahmen verschiedener Arbeitsgruppen kann ich zudem an der Verbesserung der gesetzlichen Vorgaben mitwirken. Besonders befriedigend ist an meiner Arbeit, Tiere aus schlechten Haltungsbedingungen zu befreien.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Nach dem Abschluss war mir wichtig, eine Dissertation zu schreiben. Gerade im Hinblick auf das Ziel einer eigenen Praxis erscheint mir der Doktortitel unverzichtbar. Parallel dazu arbeitete ich als Assistenztierarzt an der Kleintierklinik der Universität Zürich zuerst auf der Intensivstation und im Notfalldienst, später in der Kardiologie. Die nächste Stelle als Assistenztierarzt fand ich in einer Kleintierklinik in meinem Heimatkanton Aargau. Hier hatte ich schon während der Studienzeit ein Praktikum gemacht, so dass bereits Kontakt bestand.

Diese Ausbildungsstelle war gedacht als weiterer Schritt in Richtung Fachtierarzttitel für Heimtiere (FVH). Ich hatte ursprünglich das Ziel verfolgt, mit Kollegen zusammen eine Kleintierpraxis zu gründen. Doch dann wurde bei mir eine Allergie auf Katzenhaare diagnostiziert. Das war anfänglich ziemlich niederschmetternd. Zum Glück stiess ich damals auf die Ausschreibung meiner heutigen Stelle im Veterinärdienst des Kantons Bern. Ich passte von meiner Spezialisierung und der Berufserfahrung her gut ins gesuchte Profil und wurde angestellt.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Für diesen Job ist für einen sicheren und kompetenten Auftritt vor den Tierhalter/innen das eigene Fachwissen sehr wichtig. Ich empfehle daher unbedingt, zuerst einige Jahre Erfahrung in der Praxis zu sammeln bevor man zu einem Amt wechselt. Ausserdem sollte man ein Interesse für rechtliche Aspekte und Spass an der Büroarbeit mit Computern mitbringen.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Öffentliche Verwaltung



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