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Laufbahnbeispiele: Umweltingenieurwissenschaften

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Umweltingenieur und Geschäftsführer BackwarenOutlet

Als Geschäftsführer des BackwarenOutlet Basel sorgt Marco Jenni dafür, dass Lebensmittel aus Überproduktion nicht im Müll landen. Sein Studium hat er an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil (ZH) absolviert.

«Ich möchte zusammen mit anderen etwas Sinnvolles schaffen.»

Marco Jenni
Marco Jenni, © Stefan Wilhelmus
Marco Jenni

Marco Jenni, © Stefan Wilhelmus

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
20Fachmaturität Gesundheit/Naturwissenschaften: Fachmaturitätsschule Basel; einjähriges Praktikum im Bereich Sonnenenergie
24Bachelor in Umweltingenieurwesen: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Life Science und Facility Management, Wädenswil (ZH)
24Projektmitarbeiter Berechnung CO2-Emissionen: Stiftung myclimate, Zürich
27Co-Founder: Energiewendegenossenschaft Basel
29Mitarbeiter: ASEED Europe (Action for Solidarity, Equality, Environment and Diversity), Amsterdam (Niederlande)
30Standortleiter: Öpfelchasper, Basel
33Selbstorganisierte Ausbildung im ökologischen Gemüsebau (F.A.M.E.): Genossenschaft Gmüeserei Sissach (BL)
33Geschäftsführer: BackwarenOutlet Basel

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Lebensmittelverschwendung vermeiden heisst Müll reduzieren und Ressourcen schonen. Das BackwarenOutlet Basel holt bei zwanzig Handwerksbetrieben in der Region die Überschüsse an Backwaren, Obst und Gemüse ab. Wir verkaufen diese zu reduzierten Preisen an Menschen, die sich solche Lebensmittel nicht leisten können.

«Wir setzten uns dafür ein, dass Sozialwirtschaft mehr ist als ein Schlagwort.»

Als Geschäftsführer trage ich die Verantwortung für alle Aktivitäten: Ich stelle sicher, dass von der Logistik über die Präsentation im Laden bis zum Verkauf und den Unterstützungsangeboten alles reibungslos funktioniert. Das Team arbeitet angestellt oder ehrenamtlich. Wir setzten uns dafür ein, dass Sozialwirtschaft mehr ist als ein Schlagwort.

Wie verlief Ihr Berufseinstieg?

Mein Berufseinstieg nach dem Studium war einfach, forderte aber meine Flexibilität, denn der geplante Zivildiensteinsatz in Indien fiel kurzfristig aus.

In meiner Bachelorarbeit habe ich mich auf Life Cycle Assessments (LCA) fokussiert, eine Methode zur Bewertung der Umwelteinflüsse von Waren oder Dienstleistungen. Ich bewarb mich bei der Stiftung myclimate und leistete den Zivildienst dort. Danach bekam ich von myclimate ein Stellenangebot im Bereich Ökobilanzen, das ich annahm.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Meine Empfehlung: den eigenen Interessen folgen und offen bleiben! Oberflächlich sieht mein Weg aus wie ein Zickzack-Kurs, aber die Richtung war immer klar: Nachhaltigkeit, Ernährung, Sozialpolitik.

Das Selbstvertrauen, dass es «scho guet chunnt» wenn ich meinen Interessen folge, habe ich unter anderem im Jungen Theater Basel gelernt. Dort spielte ich im Alter zwischen 16 und 24 Jahren in vier grossen Produktionen mit.

Bei meiner Berufswahl schwankte ich zwischen Schauspieler und Ingenieur. Meine Neugier für meine Umwelt sowie das gewachsene Bewusstsein, dass wir unsere Lebensgrundlage zerstören, führten mich dann zu den Umweltwissenschaften, und nach Wädenswil.

Umweltingenieur in der Abfallbewirtschaftung

Der Porträtierte ist in einem Ingenieurbüro tätig und arbeitet in einem interdisziplinären Team.

"Praktika geben Einblick in verschiedene möglichen Arbeitsfelder."

Symbolbild Abfallwirtschaft
Symbolbild Abfallwirtschaft, © Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay
Umweltingenieur im Abfallmanagement

«Das Ziel ist es, die Verwendung der Ressourcen zu optimieren.»

Laufbahn

Berufstätigkeit bei einem Ingenieurbüro im Bereich Abfallbewirtschaftung
Studienbegleitendes Praktikum bei einem Ingenieurbüro
Studium in Umweltingenieurswissenschaften an der ETH Zürich
Jetzige Tätigkeit

Ich arbeite bei einem mittelgrossen Ingenieurbüro in der Nordwestschweiz. Dieses ist in den Bereichen Abfallbewirtschaftung, Geologie und Umwelttechnik tätig. Wir sind ein interdisziplinär zusammengesetztes Team aus Umweltingenieuren, Geomatikerinnen, Geologen und Umweltnaturwissenschaftlerinnen.

Eine meiner Aufgaben betrifft die Untersuchung von Stoff- und Energieflüssen in industriellen Betrieben und Dienstleistungsunternehmen. Das Ziel ist es, die Verwendung der Ressourcen zu optimieren. Dazu erfasse ich alle für eine Produktion verwendeten Materialien und messe den Aufwand an Strom und anderen Energien. Kürzlich habe ich eine Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) einer solchen Überprüfung unterzogen: Ich habe dazu die Menge des gelieferten Abfalls erfasst und nach der Verbrennung die Schlacke aus dem Ofen und die Asche aus den Filteranlagen bezüglich Schadstoffgehalt analysiert. Ausserdem habe ich den Strom und den Brennstoff gemessen, die für den Betrieb der KVA erforderlich sind. Die Überprüfung des Stofffluss- und Energiehaushaltes schloss ich mit Vorschlägen ab, wie beispielsweise die Filterleistung oder der Energieverbrauch durch den Einsatz moderner Bauteile optimiert werden könnte.

Neben dem Umweltmanagement für Firmen werde ich auch zur Planung von Deponien beigezogen. Bei dieser Aufgabe ist die Standortbeurteilung von zentraler Bedeutung. Zusammen mit Geologen/-innen untersuche ich zunächst die Schichtung des Bodens. Als oberstes Gebot gilt, dass der Untergrund die Deponie dicht abschliesst, so dass keine Schadstoffe ins Grundwasser abfliessen. Ausserdem soll die Deponie die Umgebung möglichst wenig verunstalten, und sie muss für den Mülltransport gut erschliessbar sein.

Berufseinstieg

Ich hatte das Glück, bei jenem Ingenieurbüro einsteigen zu können, bei welchem ich während meinem Masterstudium an der ETH Zürich bereits ein Praktikum absolviert hatte.

Tipps

Aufgrund meiner Erfahrungen und jener von Studienkollegen/-innen lohnt es sich, frühzeitig Einblicke in verschiedene möglichen Arbeitsfelder zu gewinnen. Dies geschieht idealerweise durch Praktika, aber auch Gespräche mit Berufsleuten sind hilfreich. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse erleichtern die Schwerpunktsetzung im Masterstudium, das entstehende Netzwerk den Einstieg in die Praxis. Aber auch Zusatzqualifikationen in beispielsweise Informatik oder Betriebswirtschaft können definitiv nicht schaden.



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