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Laufbahnbeispiele: Theaterwissenschaft, Tanzwissenschaft

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Theaterwissenschaftler hinter vielen Kulissen

Thomas Keller war nach seinem Studium in Germanistik und Theaterwissenschaften Theaterproduzent und Geschäftsführer eines Kulturzentrums. Nun ist er in der Geschäftsleitung eines Musikfestivals tätig.

"Immer wieder arbeitete ich für schweizerische oder internationale Festivals."

Thomas Keller
Thomas Keller, © Thomas Keller

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
30Studium in Germanistik und Theaterwissenschaft: Universität Bern
30Produktionsleiter/Manager: öff öff productions
30Pressearbeit: VIPER Basel
30Produzent: GO Theaterproduktionen
30Leitungsteam: Theaterfestival Welt, Basel
35Geschäftsführer: Kaserne Basel
38Executive Master in Arts Administration: Universität Zürich
51Geschäftsleitung: BALOISE SESSION
Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Von 2008 bis 2023 war ich Geschäftsführer der KASERNE BASEL. Die Kaserne Basel ist ein zentraler Ort für die freie zeitgenössische Theater-, Tanz- und Performanceszene sowie für Konzerte im Bereich der Populärmusik. Das Haus verknüpft die drei Sparten Musik, Theater und Tanz miteinander. Gerade in dieser Verbindung sind meine bisherigen Erfahrungen sehr wichtig.

«In kurzer Zeit einen Betrieb aufbauen und viele Kontakte knüpfen – etwas vom Wichtigsten, was ich tue.»

Seit 2024 bin ich in der Geschäftsleitung der Baloise Session. Die Baloise Session ist ein Indoor-Musik-Festival in der Schweiz, an dem internationale sowie nationale Stars in einer Clubtisch-Atmosphäre auftreten. Das Festival mit internationaler Ausstrahlung findet jährlich im Oktober/November in Basel statt.

Wie verlief Ihr Berufseinstieg?

Während des Studiums an der Universität Bern habe ich das StudentInnen-Theater und den Filmclub geleitet und am Stadttheater Bern hospitiert. Diese Tätigkeiten haben mich zu meiner jetzigen Laufbahn geführt und waren ein wichtiger Einstieg.

Die Gruppe 'öff öff productions' verbindet Tanz, Artistik und Theater. In meiner ersten Festanstellung reichten meine Tätigkeiten von Tourneeplanung, Gastspielplanung im Ausland und Werbung bis hin zur Pressearbeit.

Immer wieder arbeitete ich in der Folge für schweizerische oder internationale Festivals. Die Herausforderung dabei besteht darin, dass man innert kurzer Zeit einen ganzen Betrieb aufbaut und versucht, wichtige berufliche Kontakte zu knüpfen.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Nach dem Abschluss des Studiums in Theaterwissenschaft und Germanistik suchte ich aktiv nach möglichen professionellen Tätigkeitsfeldern in der schweizerischen Tanz- und Theaterszene. Mich interessierte dabei stets die Vielfalt dieser Arbeitsbereiche.

Im Verlaufe meines Berufslebens war und ist mir die Pflege meines Netzwerkes sehr wichtig. Kultur muss erlebt werden. Da sind Neugier und die Lust, Neues zu entdecken, wesentliche Elemente der beruflichen Entwicklung.

Theaterwissenschaftlerin in der nationalen Kulturförderung

"Der Einstieg in den Kulturbereich verlangt viel Eigeninitiative, Leidenschaft und Ausdauer."

Symbolbild Theaterwissenschaft
Symbolbild Theaterwissenschaft, © Bild von bigter choy auf Pixabay
Kulturförderin auf nationaler Ebene

«Ich bin im Kontakt mit Schweizer Botschaften auf der ganzen Welt, die sich für Kultur engagieren.»

Laufbahn

Leiterin der Abteilung Tanz bei Pro Helvetia
Tätigkeit bei Reso – Tanznetzwerk Schweiz
Während des Studiums: Kulturjournalistin, Assistentin am Theater Basel, Regie in Schulprojekten und Dramaturgin in freien Produktionen
Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in Basel sowie der Theaterwissenschaften in Bern
Jetzige Tätigkeit

Ich leite seit 2010 die Abteilung Tanz bei Pro Helvetia. Hier bearbeite ich zusammen mit meiner Assistentin die Gesuche von Schweizer Compagnies, die im In- und Ausland auf Tournee gehen. Ich bin im Kontakt mit Schweizer Botschaften auf der ganzen Welt, die sich für Kultur engagieren. Ich besuche internationale Festivals und Arbeitsgruppen, um mit Kollegen in anderen Ländern die Kulturförderung zu diskutieren. Und nicht zuletzt arbeite ich mit den Kulturbeauftragten der Städte und Kantone zusammen, um gemeinsam Instrumente für die Kulturförderung zu entwickeln.

Berufseinstieg

Studiert habe ich Germanistik und Kunstgeschichte in Basel und Theaterwissenschaft in Bern. Ein Austauschjahr in Berlin war persönlich sehr bereichernd und gab mir durch Praktika auch Einblicke ins Verlagswesen. Zurück in Basel konzentrierte ich mich aufs Theater. Noch während des Studiums schrieb ich Theater- und Tanzkritiken, arbeitete als Hospitantin und Assistentin am Theater Basel, führte Regie in Schulprojekten und machte Dramaturgien in freien Produktionen. Diese Tätigkeiten führte ich nach dem Studium als Freelancerin weiter. Es war sehr spannend, aber nicht einfach, alle diese Tätigkeiten unter einen Hut zu bringen und damit auch genügend Geld zu verdienen.
In dieser Zeit konnte ich mich vor allem im Bereich Tanz als Expertin etablieren und bekam Aufträge für Fachartikel, Mitarbeit in Jurys und im kulturpolitischen Bereich. Dank meinen vielfältigen Erfahrungen in der freien Szene und an Stadttheatern, in der Produktion und Kreation, und meinem Überblick über die Schweizer Tanzszene fand ich hier schnell den Anschluss.

Tipps

Der Einstieg ins Berufsleben im Kulturbereich verlangt bereits während des Studiums viel Eigeninitiative, Leidenschaft und Ausdauer. Projekte und Praktika während des Studiums, vielleicht ein Austauschsemester sowie spannende Nebenjobs, bei denen interessante Kontakte geknüpft werden, sind später sehr wertvoll.



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