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Laufbahnbeispiele: Politikwissenschaft, Internationale Studien

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Analyse und Evaluation öffentlicher Politik

Christian Rüefli ist Geschäftsführer eines Politikforschungsbüros, welches hauptsächlich angewandte Forschung betreibt. Diese ist pragmatisch ausgerichtet und auf die Bedürfnisse von Auftraggebenden aus Verwaltung und Politik abgestimmt.

"Neugierde für Prozesse öffentlicher Politik ist eine hilfreiche Eigenschaft."

Christian Rüefli
© Christian Rüefli
Christian Rüefli

© Christian Rüefli

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
19Maturität: Kantonsschule Solothurn
22Praktikum: Schweizerisches Rotes Kreuz SRK, Zentralsekretariat, Bern
24Praktikum: Dr. Adrian Vatter, Politikforschung & -beratung, Bern
25Lizenziat in Politikwissenschaft, mit Nebenfach Volkswirtschaft: Universität Bern
25Mitarbeiter: Dr. Adrian Vatter, Politikforschung & -beratung, Bern
33Geschäftsführer: Büro Vatter, Politikanalyse, Bern

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Unser kleines Team von Politologinnen und Politologen befasst sich mit der Analyse und Evaluation öffentlicher Politik. Wir arbeiten dabei in der Regel im Auftrag von Behörden, Verbänden und anderen Organisationen.

«Eine meiner Aufgaben ist es, die Umsetzung und die Auswirkungen staatlicher Massnahmen zu analysieren.»

Ich bearbeite unter anderem Fragestellungen der Wirkungsanalyse und der Evaluation. Dabei analysiere ich die Umsetzung und die Auswirkungen staatlicher Massnahmen und untersuche, ob sich die angestrebten Ziele und Veränderungen einstellen.

Zudem leiste ich Unterstützung bei der Konzeption und Entwicklung von Strategien und Programmen. Dabei stehe ich in Kontakt mit Behörden und Verbänden auf Bundes- und Kantonsebene. Oft arbeite ich auch mit Fachpersonen aus anderen Disziplinen zusammen.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Nach dem Praktikum bei einem Politikforschungsbüro erhielt ich eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Inzwischen bin ich der Geschäftsführer dieses Büros.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Für die angewandte Forschung und Beratung in unserer Branche sind Kenntnisse in Public Management und Policy-Analyse wertvolle Grundlagen. Zudem sollte man sich bewusst sein, dass Französisch die wichtigere Sprache ist als Englisch, wenn man sich mit öffentlicher Politik in der Schweiz befasst.

Entwickeln Sie eine Neugierde für die Prozesse öffentlicher Politik und für konkrete Themen. Für einen erfolgreichen Berufseinstieg ist es ist sicher von Vorteil, bereits während des Studiums erste Arbeitserfahrung zu sammeln und eine Vorstellung zu haben, in welche Richtung man später gehen möchte.

Diplomat

Manuel Mühlebach hat neben Politologie auch Sinologie und Volkswirtschaft studiert. Er arbeitet als Diplomat in Nigeria.

"Mit einem Abschluss in Politologie wird niemandem ein Job auf dem Silbertablett serviert."

Symbolbild Diplomatie
© Capri23auto auf Pixabay
Symbolbild Diplomatie

© Capri23auto auf Pixabay

Laufbahn

JahrTätigkeit/Ausbildung
2013Master in Politikwissenschaft, Sinologie & Volkswirtschaft, Universität Zürich
2014Project Manager, MUELLER Consulting & Partner, Zürich
2014Political Officer, Schweizer Botschaft in China
2016Asylspezialist, Staatssekretariat für Migration, Bern
2017Wissenschaftlicher Adjunkt der Direktion, Staatsekretariat für Migration, Bern
2018Abschluss Fernstudium (1 Jahr) der Refugee Protection and Forced Migration Studies, Universität London
2019National Expert in Professional Training, EU-Kommission (DG ECHO), Brüssel
2020Diplomat / Migrationsattaché, Schweizer Botschaft in Nigeria

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Ich bin als Diplomat der Schweizer Botschaft in Nigeria zuständig für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Nigeria im Migrationsbereich. Die 2011 etablierte Migrationspartnerschaft umfasst eine Vielzahl von Projekten und Kooperationsformen in den Bereichen Migrationsmanagement, Bekämpfung von Menschenhandel, Minimierung irregulärer Migration durch die Förderung alternativer Entwicklungsmöglichkeiten sowie die nachhaltige Reintegration von Zurückkehrenden.

«Man weiss nie genau, welche neuen Herausforderungen oder Überraschungen der nächste Tag bringt.»

Neben der Begleitung dieser Projekte beobachte und berichte ich über migrationspolitische Entwicklungen in der Region, bereite hochrangige bilaterale Austausche vor und führe Abklärungen für laufende Asylverfahren in der Schweiz durch. Zudem befrage ich Personen aus Nigeria, Tschad und Niger, die ein humanitäres Visum zur Einreise in die Schweiz beantragen, und bereite vor Ort die Rückkehr von Staatsangehörigen dieser drei Länder aus der Schweiz vor. Daneben halte ich Ausschau nach künftigen Kooperationsmöglichkeiten.

In meiner Tätigkeit arbeite ich eng mit nigerianischen Regierungsstellen, internationalen Organisationen, lokalen NGOs und Vertretungen anderer Länder zusammen. Beim Management der vielen laufenden Projekte unterstützt mich eine lokale Mitarbeiterin.
Mir gefallen insbesondere die Vielfalt und der Abwechslungsreichtum meiner Arbeit. Man weiss nie genau, welche neuen Herausforderungen oder Überraschungen der nächste Tag bringt. Ebenfalls gefällt mir der gute Mix zwischen politisch-strategischen und operationell-konkreten Aufgaben, der diese Tätigkeit ausmacht.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Ich habe bereits während des Studiums versucht, über Assistenz- und Forschungsstellen an der Uni sowie Praktika und Teilzeitjobs im öffentlichen und privaten Sektor möglichst viel Praxiserfahrung zu sammeln. Am besten gefiel mir dabei das Hochschulpraktikum in der politischen Sektion der Schweizer Botschaft in China, weshalb ich nach meinem Abschluss als Festangestellter dorthin zurückkehrte und auch jetzt wieder in einem diplomatischen Umfeld tätig bin.

Im Zuge der europäischen Flüchtlings- und Migrationskrise 2015/2016 orientierte ich mich beruflich neu, um ein besseres Verständnis der Schweizer Migrations- und Asylpolitik zu erlangen. Gleichzeitig absolvierte ich ein Fernstudium der Refugee Protection and Forced Migration Studies an der Universität London, um auch die globalen Migrationszusammenhänge besser zu verstehen.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Mit einem politikwissenschaftlichen Abschluss wird niemandem ein Job auf dem Silbertablett serviert. Vielmehr muss man zuerst zeigen, dass man das im Studium erlernte Wissen und vernetzte Denken auch in der Praxis zielführend anwenden kann. Ich empfehle Engagement und Eigeninitiative bereits in der Studienzeit – sei es über ehrenamtliche oder berufliche Tätigkeiten oder beides.

Anfängliche Absagen auf Bewerbungen sind nach einem generalistischen Studienabschluss normal. Es ist auch kein Problem, das künftige Tätigkeitsfeld beim Berufseinstieg noch nicht ganz genau zu kennen. Es gilt – eventuell auf Anhieb auch exotisch erscheinende – Gelegenheiten wahrzunehmen und sich die Zeit zu lassen, die einem entsprechende Nische oder Spezialisierung zu finden.

Vizedirektorin

N.N hat einen Abschluss in Politologie mit Nebenfach Rechtswissenschaft. Sie arbeitet als Vizedirektorin eines Verbands im Bereich Öffentlicher Verkehr.

"Die Kernaufgabe meiner Abteilung ist die Verkehrspolitik."

Symbolbild Zug
© WikiImages auf Pixabay

Laufbahn

Tätigkeit
Studium der Politologie an der Universität Bern mit Nebenfach Rechtswissenschaften
Leiterin Unternehmensstab bei BERNMOBIL, städtische Verkehrsbetriebe Bern
Persönliche Mitarbeiterin von Bundesrat Moritz Leuenberger
Generalsekretärin der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern
Vizedirektorin des Verbandes öffentlicher Verkehr

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Als Vizedirektorin des Verbandes öffentlicher Verkehr (VöV) bearbeite ich verkehrspolitische Vorlagen von der Vernehmlassung über die Parlamentsdebatte bis zur  Umsetzung. Die Themen sind vielfältig: Finanzierung des öffentlichen Verkehrs (öV), regionaler Personenverkehr, Infrastruktur des öV, Güterverkehr, Agglomerationsverkehr, Aus- und Weiterbildung im öV oder Technik.

«Die Kernaufgabe meiner Abteilung ist die Verkehrspolitik. So stehe ich mit verschiedenen Anspruchsgruppen und Stakeholdern in ständigem persönlichen Kontakt.»

Die Kernaufgabe meiner Abteilung ist die Verkehrspolitik. So stehe ich mit verschiedenen Anspruchsgruppen und Stakeholdern in ständigem persönlichen Kontakt: mit Transportunternehmen, Politikerinnen und Politikern aller politischen Ebenen, mit der Verwaltung, der Wirtschaft, mit anderen Verbänden und mit der Öffentlichkeit.

Ein wichtiges Thema ist auch die Erarbeitung von verbandspolitischen Strategien, beispielsweise zur Zukunft des regionalen Personenverkehrs oder des Schienengüterverkehrs. Dort ist der verbandsinterne Prozess wichtig. Nach der Diskussion und der Verabschiedung durch den Vorstand müssen die Positionen aktiv kommuniziert, in den politischen Prozess eingegeben und durchgesetzt werden.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Politologie habe ich einerseits aufgrund meines hohen politischen Interesses und anderseits wegen der Breite der Ausbildung studiert, die es erlaubt, eigene Akzente zu setzen. Bereits während des Studiums habe ich den Arbeitsalltag bei Praktika für Jäggi Communications in Bern und dem Europäischen Parlament in Brüssel (im Rahmen der Europaparlaments-Wahl von 1999) kennengelernt. Nach der Tätigkeit als Projektleiterin bei Naturaqua PBK begann ich als Leiterin Unternehmensstab bei BERNMOBIL, den städtischen Verkehrsbetrieben Bern, zu arbeiten.

Welche Tippps geben Sie Studierenden?

Diese Arbeit ist vielfältig, herausfordernd und macht mir Freude! Sie erfordert ein hohes Mass an Kommunikations- und Vernetzungsfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit und politischem Fingerspitzengefühl. Diese Fähigkeiten habe ich mir bei meinen bisherigen Tätigkeiten und meinem persönlichen politischen Engagement angeeignet.

Weitere Informationen: Tätigkeitsbereich Verbände



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