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Laufbahnbeispiele: Mathematik, Rechnergestützte Wissenschaften

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Risikomodellierer

Nils Rüfenacht arbeitet als Risikomodellierer und ist Lehrbeauftragter im Studiengang Actuarial Science.

«Mathematik ist das Hilfsmittel, um die Welt von morgen abzubilden.»

Nils Rüfenacht
Nils Rüfenacht, © Andrin Fretz
Nils Rüfenacht

Nils Rüfenacht, © Andrin Fretz

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
24Diplom in Versicherungswissenschaften (heute: Master in Actuarial Science): Universität Basel
25Life Valuation Actuary: Helvetia Versicherungen, Basel
29Doktorat in Wirtschaftswissenschaften: Universität Basel
31Market & Credit Risk Modeller: AXA Group, Winterthur (ZH)
33Lehrbeauftragter im Studiengang Actuarial Science: Universität Basel
39Leiter Solvency II Reporting & Analysis: AXA Group, Winterthur (ZH)

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Mein Team und ich haben die herausfordernde Aufgabe, die Summe aller Risiken, denen die AXA Gruppe ausgesetzt ist, in einer einzigen Zahl zusammenzufassen, dem so genannten Solvenzquotienten. Dabei arbeiten wir eng mit unseren Ländereinheiten rund um den Globus zusammen.

«Auch nach mehr als fünfzehn Jahren im Beruf stosse ich als Aktuar noch immer auf Probleme, deren Lösung nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.»

Treue Helfer sind Modelle und Daten, mit denen wir versuchen, die Welt von morgen abzubilden. Diese Aufgabe erfordert analytisches Denken bei der Herangehensweise und Kreativität bei der Umsetzung, aber auch Teamfähigkeit und – unverzichtbar –eine Portion Humor.

Auch nach mehr als fünfzehn Jahren im Beruf stosse ich als Aktuar noch immer auf Probleme, deren Lösung nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Wie verlief Ihr Berufseinstieg?

Nach dem Master entschied ich mich, meine Uni-Zeit mit einem Doktorat fortzusetzen. Während dieser Zeit habe ich gelernt, Dinge kritischer zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Durch obligatorische Praktika während des Studiums fiel mir der Berufseinstieg vergleichsweise leicht.

Unterstützung erhielt ich dabei durch ein 50 %-Pensum bei den Helvetia Versicherungen. Dort setzte ich eine internationales Bewertungsmodell um, das den Wert sämtlicher Lebensversicherungsverträge bemessen soll. Diese Tätigkeit umfasste Fragen wie: Welchen Wert hat ein einzelner Lebensversicherungsvertrag? Welchen Wert haben alle zusammen? Wie verändern sich diese Werte, wenn sich die Welt in der Zukunft verändert?

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Das Studium der Actuarial Sciences ermöglicht eine sehr breite Palette an beruflichen Werdegängen. Dies sollten Absolventinnen und Absolventen nutzen, um die für sie passende Stelle zu finden.

Neben der Wahl des eigentlichen Tätigkeitsbereichs stellt sich ihnen die Frage, ob sie in einem Grosskonzern mit allenfalls internationaler Ausrichtung oder doch lieber für ein kleineres, lokales Unternehmen arbeiten möchten. Beides hat seine Vor- und Nachteile, die jede und jeder für sich abwägen muss.

Senior Statistikerin

Mila Vukmirovic studierte Mathematik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne. Heute arbeitet sie als Statistikerin in der Qualitätssicherung eines grossen Unternehmens.

«Die Abstraktion der Mathematik mit etwas Konkretem verbinden.»

Mila Vukmirovic
© SDBB I CSFO, Foto Thierry Porchet
Mila Vukmirovic

© SDBB I CSFO, Foto Thierry Porchet

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
23Bachelor in Mathematik: Universität Belgrad (Serbien)
24Praktika bei LEMO, Lausanne (VD) und bei einem multinationalen Tabakkonzern
24Assistentin für allgemeine Mathematik: Université de Lausanne (UNIL) und Assistentin für Wahrscheinlichkeit und Statistik: Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL)
26Master in angewandter Mathematik: EPFL
26Datenbankspezialistin: LEMO, Lausanne (VD) 
30Senior Statistikerin bei einem multinationalen Tabakunternehmen

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

In der Qualitätssicherungsabteilung erstelle ich statistische Analysen aus einer grossen Anzahl von Labordaten, die unsere Produkte insbesondere auf chemischer Ebene testen. Diese Analysen sind für verschiedene Abteilungen des Unternehmens bestimmt, etwa für die Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei der Entwicklung neuer Produkte.

Ich arbeite in einem kleinen Team mit Wissenschaftlerinnen aus anderen Bereichen, zum Beispiel mit Chemieingenieuren.

«Die Erfahrung im Praktikum hat es mir ermöglicht, die Abstraktion der Mathematik mit etwas Konkretem, mit greifbaren statistischen Ergebnissen, zu verbinden.»

Bei der Entwicklung von neuen Produkten mit zahlreichen Tests muss man sich an Veränderungen anpassen können. Die Datenmenge ist enorm. Man muss die für die Analyse relevantesten Variablen auswählen, die Informationen filtern und die Ergebnisse den Teams auf klare Weise mitteilen. Genaues Arbeiten, Informationen filtern und Ergebnisse angemessen kommunizieren sind wichtige Kompetenzen.

Wie verlief der Berufseinstieg?

Ich habe mich für ein Sommerpraktikum im Bereich Datenbankmanagement bei einem Industrieunternehmen beworben, um während meines Studiums Berufserfahrung zu sammeln. Ich wusste, dass der Einstieg in den Arbeitsmarkt herausfordernd ist, also versuchte ich, alle Chancen zu nutzen.

Das Praktikum ermöglichte mir, die Abstraktion der Mathematik mit etwas Konkretem, mit greifbaren statistischen Ergebnissen, zu verbinden. Nach meinem Praktikum arbeitete ich weiterhin in Teilzeit und erhielt nach dem Masterabschluss eine Festanstellung.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Ich würde drei Ratschläge geben:

  • verschiedene Praktika absolvieren: Es gibt viele Branchen, in denen analytische und logische Fähigkeiten gefragt sind. Praktische Erfahrungen helfen dabei, die interessanten Bereiche zu identifizieren
  • Nachhilfeunterricht erteilen: Unterrichten bedeutet, komplexe Sachverhalte zu vereinfachen. Diese Fähigkeit wird bei der Arbeit und in der Kommunikation im Team geschätzt
  • sich über den Arbeitsmarkt informieren, um sich zwischen einer Karriere in der Industrie und einer akademischen Laufbahn zu entscheiden. Vorstellungsgespräche, Diskussionen mit anderen Studierenden oder mit Mitarbeitenden der Universität sind gute Informationsquellen


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