Die Welt aus einer anderen Perspektive
S. K. studiert Indologie im sechsten Semester Bachelor an der Universität Zürich (UZH).
Was gefällt Ihnen besonders am Studium, an Ihrem Fach, was weniger?
Im Indologie-Studium lerne ich die Welt aus einer anderen Perspektive kennen und erweitere dadurch meinen eigenen Horizont. Gleichzeitig sind die Themen sehr breit gefächert und ich lerne viel über Religionen, politische Prozesse, soziale Ungleichheiten, gesellschaftliche Machtstrukturen, Geschichtsschreibung, Philosophie, Kunst und vieles mehr. Mir gefällt es, neue Perspektiven zu erforschen. Das erlaubt mir, innerlich zu reisen und andere Lebenswelten, Geschichten, Personen und Ideen wertzuschätzen. Heute, in einer Zeit, in der wir durch Social Media oft eine sehr enge Weltsicht übernehmen, ist das besonders wichtig. Manchmal ist es anstrengend, viele Texte zu lesen und nicht alles gleich auf Anhieb zu verstehen, aber mit der Zeit lernte ich, komplexe Texte schneller zu analysieren und das Wichtigste herauszufiltern, eine Fähigkeit, die grundsätzlich bei der Informationsflut unserer Zeit von grossem Nutzen ist.
Welche Themen im Studium faszinieren Sie?
Im letzten Semester gefiel mir die Vorlesung «Asien-Europa-Begegnungen im 20. Jahrhundert: Die Rolle der Schweiz» ganz besonders. Dort konnte ich eine Präsentation und eine Seminararbeit zu ganz unterschiedlichen Themen schreiben. Die Vorlesung zentrierte sich auf eine Vielzahl einflussreicher Persönlichkeiten aus Europa und der Schweiz, die viel Inspiration aus Texten, Wissen und Philosophien Asiens schöpften. Dadurch entstanden eine ganze Bewegung und eine Generation von Denkerinnen und Denkern, die Kunst, Wissenschaft, Psychologie und Literatur bis heute beeinflussen.
Meine Seminararbeit trägt den Titel: «Westliche Psychotherapie und östliche Spiritualität: Wie hat der Schweizer Psychologe Carl G. Jung sich mit der Philosophie und Praxis von Yoga auseinandergesetzt»? In dieser Arbeit erforschte ich, wie C. G. Jung die indische Philosophie und Weisheit verstand, in einer Zeit, in der man fasziniert war vom uralten Wissen Indiens und auch interessiert war, von anderen Kulturen zu lernen, um sich selbst besser zu erkennen. Wenn man sich mit anderen Kulturen und Lebenswelten befasst, lernt man gleichzeitig die eigene Kultur und das eigene Denken zu hinterfragen und nach Gemeinsamkeiten zu suchen.
Wie sind Sie auf das Studienfach Indologie gekommen?
Mich interessierte Indien und Südasien allgemein, ich war schon dorthin gereist. Mein Vater kommt aus Indien, deshalb wollte ich mehr über meine Wurzeln erfahren. Mich reizte es, eine neue nicht-europäische Sprache wie Hindi zu lernen.
Ich bin immer noch von meiner Studienwahl überzeugt, denn ich studiere etwas, was mich interessiert und wofür mein Herz schlägt. Das Studium hat mich als Person sehr geprägt und ist viel mehr als nur eine Vorbereitung auf einen Job, es ist ein Lebensweg, der mich als Mensch weitergebracht hat.
Praktikum in New Delhi
T. T. hat das Bachelorstudium Indologie an der Universität Zürich UZH abgeschlossen.
Im Studienfach Indologie hatte ich die Freiheit, mein persönliches Studienprogramm nach Interessen und Vorlieben zu gestalten. Lediglich die Anzahl Vorlesungen und Seminare sowie die Wahl einer indischen Sprache waren vorgeschrieben. Vier typische Vorlesungen mit Seminaren in der Indologie sind: Booming India, Buddhismus, Hinduismus und Indische Philosophie. Da ich mich gerne mit Kulturen, Politik und Gesellschaft befasse, fand ich es spannend, dank des Studiums Prozesse besser zu verstehen und vermehrt Zusammenhänge zu sehen.
Am Asien-Orient-Institut gefällt mir ausserdem der persönliche und enge Kontakt sowie der rege Austausch mit den Dozierenden.
Praktikum im Ausland
Ich absolviere momentan ein Hochschulpraktikum auf der Schweizer Botschaft in New Delhi. Meine Interessen am Staat Indien, an den Menschen und an den Fragen um Politik und Sicherheit kann ich in diesem Praktikum in Indien festigen und weiter vertiefen. Zudem habe ich die Möglichkeit, die indische Kultur, Lebensweise und Gesellschaft hautnah mitzuerleben und viele Erfahrungen zu sammeln. In Indien tickt die Uhr anders, aber dennoch funktioniert die Gesellschaft. Da ich viele Berichte lese und an Konferenzen und Sitzungen teilnehme, sehe ich auch, welche Herausforderungen die Politik Indiens mit so vielen Menschen zu bewältigen hat.
Ausblick nach dem Bachelorstudium
Sobald ich nach meiner Zeit in Indien wieder zurück in der Schweiz bin, will ich meinen Master in Modern Asian and Middle Eastern Studies abschliessen. Zudem möchte ich mich vertieft mit der Konflikt- und Friedensforschung beschäftigen. Danach stehen viele Türen offen. Durch mein Praktikum bei der Schweizer Botschaft habe ich festgestellt, dass mir die Welt der Diplomatie sehr gefällt.