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Umweltwissenschaften: Studium selbst erlebt

Einblick in den Hochschul-Alltag

Nachhaltige Lösungen für komplexe Probleme suchen

T. W. studiert Umweltnaturwissenschaften im letzten Mastersemester an der ETH Zürich.

In den Umweltnaturwissenschaften geht es um die Funktionsweise unserer Umwelt und ihre Interaktion mit dem Menschen. Welche physikalischen, biologischen und chemischen Prozesse laufen im Boden, in der Atmosphäre, im Wasser oder im Tier- und Pflanzenreich ab? Welche Auswirkungen hat die Nutzung der natürlichen Ressourcen durch den Menschen auf die Umwelt und welche Auswirkungen hat die Umwelt auf uns? Was ist der Klimawandel, was bedeutet Nachhaltigkeit und wie können wir als Gesellschaft und Einzelpersonen in einer gerechteren Welt leben und gleichzeitig der Umwelt Sorge tragen?

Im Studium wollte ich lernen, wie wir unsere Umweltprobleme lösen können. Als Erstes lernte ich dann, dass das alles nicht so einfach ist. All die grossen Umweltthemen sind enorm komplex und fest verwoben mit gesellschaftlichen und sozialen Phänomenen. Für kein einziges Problem gibt es eine einfache oder perfekte Lösung. Hingegen erfuhr ich, was aus wissenschaftlicher Sicht in der Umwelt passiert, eignete mir kritisches und vernetztes Denken an und die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen und mich in die Perspektive von anderen hineinzuversetzen. Dieses Wissen ist der Grundstein, um gemeinsam mit anderen Interessengruppen gerechte und nachhaltige Lösungen für diese komplexen Probleme zu suchen, zu entwerfen und umzusetzen.

Jetzt am Studienende sehe ich vieles realistischer und verstehe die wissenschaftlichen Grundlagen vieler Umwelt- und Klimathemen besser. Ich verstehe aber auch, dass wir Menschen immer ein Produkt unserer Zeit und Gesellschaft sind. Auch wenn wir uns als Individuum noch so anstrengen – und das sollten wir – können wir mit unserem Verhalten nur einen Teil beitragen zu einer nachhaltigeren Zukunft. Viele Veränderungen müssen auch auf Ebene der Politik und der Industrie erfolgen. Das momentane Tempo in Richtung «1,5-Grad-Welt» wird wohl nicht reichen, was mich manchmal auch etwas hoffnungslos und ohnmächtig zurücklässt. Aber ich bin überzeugt, dass trotzdem alles, was wir jetzt tun, hilft, wenn es brenzlig wird. Insofern bin ich immer noch eine kleine Idealistin. Und das ist gut so.

Für Umweltthemen einstehen

S. B. studiert Umweltingenieurwesen im 5. Bachelorsemester an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW.

Ich habe diesen Studiengang gewählt, um mehr über die Interaktionen von Mensch und Umwelt zu lernen. Am Ende habe ich hoffentlich eine Idee, wie und wo man was verändern könnte, um Umweltprobleme einzudämmen oder gar zu bewältigen. Ich habe ein Bachelorstudium in International Business Management an der Fachhochschule Nordwestschweiz absolviert. Darauf möchte ich aufbauen, denn ich sehe ein grosses Potential in der Kombination von Wirtschaft und Nachhaltigkeit.

Mich beschäftigt die Frage, ob meine Generation tatsächlich den Turn-Around schafft und eine Klimaerwärmung von mehr als 2 Grad Celsius abwenden kann. Doch was kann ich als einzelner Mensch unter über acht Milliarden, mit meinem Handeln bewirken? Was kann ich tun, um den Klimawandel abzubremsen? Mit dem Studiengang Umweltingenieurwesen hoffe ich, mein Interesse für die Umwelt zum Beruf zu machen.

Ich habe die Studienvertiefung Urbane Ökosysteme gewählt. Mich zieht es in Richtung klimaangepasste Siedlungsentwicklung. Besonders das Konzept der Schwammstadt, "Sponge-City", begeistert mich. Grob geht es darum, möglichst viel Niederschlagswasser nicht einfach zu kanalisieren und abzuleiten, sondern vor Ort aufzunehmen, zu speichern und wiederzuverwenden. Ein solcher natürlicher "Schwamm" könnte z. B. der Wurzelraum von Stadtbäumen sein. Ein spezielles Substrat gewährleistet durch grosse Poren den Luftaustausch im Wurzelraum. Damit und mit dem zusätzlichen Wasser bleiben die Bäume gesund, werden gross und stark und können ein flächendeckendes Kronendach entwickeln. Die Baumkronen spenden Schatten und die Verdunstung kühlt zusätzlich. So wird die Hitze gemildert und dem sogenannten Hitzeinsel-Effekt entgegengewirkt, bei dem zubetonierte und asphaltierte Flächen Hitze aufnehmen und speichern. Dadurch wiederum bleiben unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und unsere Leistungsfähigkeit erhalten.

Meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt beurteile ich als gut. Ein grosser Vorteil des Studiums an der ZHAW ist der langjährige Kontakt zur Arbeitswelt. So können z. B. mittels Semester- und Bachelorarbeiten wertvolle Kontakte geknüpft werden, die den Einstieg ins Berufsleben sicher vereinfachen.

Durch das Studium haben sich auch mein Verhalten und mein Verhältnis zur Umwelt verändert. Tatsächlich bin ich durch das Wissen um die Komplexität des Themas eher bereit für Kompromisse. Denn eine richtige Lösung gibt es nicht und wird es auch nie geben, oft ist es ein Abwägen und Ausloten von Grenzen. Dank des gewonnenen Fachwissens kann ich aber besser einschätzen, wo die wichtigen Stellschrauben sind, und welche sie Wirkung erzielen. Deshalb getraue ich mich noch mehr, für Umweltthemen einzustehen und Partei zu ergreifen.



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