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Laufbahnbeispiele: Theater, Tanz

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Balletttänzerin

Melanie Borel hat die Ballettschule und Matura in Paris absolviert und ist Balletttänzerin am Opernhaus Zürich.

«Ich bin glücklich, von meiner Leidenschaft leben zu können.»

Melanie Borel
Melanie Borel, Foto: © Monika Rittershaus
Melanie Borel

Melanie Borel, Foto: © Monika Rittershaus

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
14Eintritt in die Ballettschule der Pariser Oper
16Baccalauréat, entspricht der gymnasialen Maturität
17Erstes Engagement als Balletttänzerin: Grand Théâtre de Bordeaux (Frankreich)
20Engagement als Balletttänzerin: Dänemark
21Praktikum: Tourismusagentur
22Praktikum: Kongress- und Tourismusbüro, Marseille (Frankreich)
23Fachhochschulabschluss im Tourismusbereich, mit Eventmanagement: Fernstudium
23Engagement als Balletttänzerin: Opernhaus Zürich

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Mein Tag fängt am Morgen mit einem Training an. Das ist ein Ballettunterricht, den ich brauche, um mich aufzuwärmen und um meine Technik zu verbessern.

Dann beginnen die Proben: Zuerst muss ich die Choreografie und die Musikalität lernen und dann beschäftige ich mich mit der Interpretation. Ein grosser Teil meiner Arbeit ist Teamarbeit und ich muss oft mit meinen Kolleginnen und Kollegen synchron tanzen. Das erfordert stundenlanges Üben. Wenn das Ballett bereit ist, kommen die Aufführungen.

Am Opernhaus leite ich auch Führungen und Workshops für Kinder.

«Ich habe sofort eine Stelle als Tänzerin gefunden.»

Wie verlief Ihr Berufseinstieg?

Mein Berufseinstieg verlief sehr sanft. Es war für mich ein Traum, Balletttänzerin zu werden. Aber was mir noch wichtiger war, Stabilität und Sicherheit in meinem Leben zu finden. Ballett ja, aber angestellt und nicht freischaffend.

Nach meinem Ballettstudium an der Pariser Oper und meinem Baccalauréat habe ich sofort eine Stelle als Tänzerin gefunden. Ich wurde zuerst drei Monate als Gasttänzerin für die Produktion von Schwanensee am Grand Théâtre de Bordeaux engagiert. Danach haben sie mich fest angestellt.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Ich fühle mich sehr glücklich, dass ich von meiner Leidenschaft leben kann. Wenn jemand eine Leidenschaft hat, finde ich es gut, alles zu geben, um seine Träume zu erreichen. Und man darf sogar gross und weit träumen!

Ich hatte jedoch immer einen Plan B im Hinterkopf, und das kann ich nur empfehlen. Ballett ist ein Spitzensport und es gibt immer das Risiko, dass man sich verletzt, und nicht mehr tanzen kann. Oder auch das Risiko, keinen Job zu finden. Deswegen scheint es mir sehr wichtig, eine zweite Karriereoption zu haben.

Ich empfehle auch, sich überall zu bewerben und flexibel zu bleiben. Man weiss nie, in welches Land die Ballettkarriere uns führen kann!

Clownin und freie Theaterkünstlerin

Orit Guttman ist Absolventin der Accademia Teatro Dimitri in Verscio, heute Fachhochschule Südschweiz. Sie ist unabhängige Theaterkünstlerin, Clownin und Pantomimin.

«Es ist eine Art, Gefühle zu vermitteln.»

Orit Guttman lächelt auf einer Wiese mit ihrem Koffer.
© Orit Guttman
Orit Guttman lächelt auf einer Wiese mit ihrem Koffer.

© Orit Guttman

Laufbahn

Alter/JahrTätigkeit/Ausbildung
15Kurse und Erfahrung als Theaterkünstlerin: Buenos Aires (Argentinien)
18Erfahrungen und Auftritte in verschiedenen Ländern
20Lehrerin für Theater, Pantomimin und Clownin für Kinder und Erwachsene in verschiedenen Ländern
27Bachelorabschluss mit Spezialisierung in Clownerie, Pantomimik und Theater: Accademia Teatro Dimitri in Verscio (TI), heute Fachhochschule Südschweiz
28Theaterkünstlerin für verschiedene Gruppen, Clownin und Pantomimin. Weiterbildung: Vertiefungskurse und intensive Clownerieseminare
30Ausserschulische Theateraktivitäten: verschiedene Schulen im Tessin
38Dozentin für Pantomime und Improvisation: verschiedene Theater im Tessin
42Pantomimiktheater und Improvisation für Kinder und Erwachsene: Oratorium und Steiner Schule, Minusio (TI)
52Sommertheaterlager: Montessori Kindergarten, Lugano (TI) und Steiner Schule, Minusio (TI)

Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?

Ich trete hauptsächlich bei Shows und Veranstaltungen auf. Die Fantasie ist die Protagonistin meiner Arbeit. Ich kreiere verschiedene Figuren, die das Publikum unterhalten und Emotionen wecken. Darüber hinaus gebe ich Theaterunterricht für Menschen jeden Alters. Improvisation ist hier unerlässlich: Man kann viel lernen, aber man muss auch spontan sein und den Moment nutzen!

«Indem ich ohne Worte kommuniziere, kann ich die Herzen der Menschen direkt erreichen. Es ist eine Art zu kommunizieren, die keine Grenzen in Bezug auf Alter, Sprache oder Kultur kennt.»

Mein Ziel ist es, die Menschen zum Nachdenken anzuregen und Freude zu schaffen. Indem ich ohne Worte kommuniziere, kann ich die Herzen der Menschen direkt erreichen. Es ist eine Art zu kommunizieren, die keine Grenzen in Bezug auf Alter, Sprache oder Kultur kennt. Es ist nicht nur mein Beruf, sondern eine Art zu leben, zu denken und Gefühle zu vermitteln.

Die Bühnenpräsenz ist sehr wichtig, ebenso wie die Einbeziehung des Publikums. Es ist eine grosse Herausforderung, alle einzubeziehen, und es macht mir wirklich Spass! Durch meine Arbeit helfe ich den Menschen, sich besser zu fühlen. Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Konzert, das ich für einen Mann gegeben habe, der im Krankenhaus lag. Das war sehr bewegend, denn ich konnte ihn zum Lachen bringen und ihm einen Moment der Freude schenken. Das ist für mich das Wichtigste.

Wie verlief Ihr Berufseinstieg?

Ich bin in Buenos Aires aufgewachsen und hatte schon immer eine Leidenschaft für Tanz und Theater. Mit 18 Jahren sah ich einen Pantomimen auf der Strasse, der imaginäre Blumen verschenkte. Ich war fasziniert, blieb eine Weile bei ihm und er brachte mir viele Dinge bei.

Am Anfang machte ich hauptsächlich Strassenauftritte, zuerst als Helferin, dann mit eigenen Geschichten. Bei meinen ersten Auftritten hatte ich Lampenfieber. Aber die Neugier trieb mich an, weiterzumachen und so durfte ich schon auf der ganzen Welt auftreten.

Wegen der Liebe blieb ich dann in der Schweiz und besuchte die Dimitri Schule. Ich spezialisierte mich auf Clownerie, Pantomimik und Theater. Jahrelang habe ich wegen meiner Kinder hauptsächlich im Tessin gearbeitet. Um mich weiterzuentwickeln, besuche ich laufend Vertiefungskurse und Seminare.

Welche Tipps geben Sie Studierenden?

Ich rate jungen Menschen, ihren Leidenschaften und Träumen zu verfolgen. In meiner Branche ist es oft so, dass jungen Menschen davon abgeraten wird, einen künstlerischen Beruf zu ergreifen. Der Grund ist meist die Angst vor einem unsicheren Job.

Das mag zum Teil stimmen: schlechte Bezahlung, Gelegenheitsjobs und ein schwieriger Arbeitsmarkt gehören dazu. Aber mit Willenskraft und Hartnäckigkeit kann man es sehr weit bringen! Das Wichtigste ist, an sich selbst zu glauben.



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