Schweizer Tradition, Luxus und Innovation
© Alexandra Wenger
Die Mikrotechnik und Uhrenindustrie in der Schweiz sind weltweit bekannt. Sie stehen für Präzision, Qualität und Fachwissen. Vom einfachen Uhrwerk bis zur Luxusuhr, vom Design bis zum Kundendienst sind die Fähigkeiten zahlreicher Fachleute gefragt. Erklärungen von Alexandra Wenger, Leiterin der Abteilung Berufsbildung des Arbeitgeberverbands der Schweizerischen Uhrenindustrie (CPIH).
Wie ist die Beschäftigungssituation in der Branche?
Die Arbeitsplätze in der Uhrenbranche konzentrieren sich im "Arc horloger", der sich von Genf über Biel (BE) und Grenchen (SO) bis nach Schaffhausen erstreckt. Im Tessin sind einige Unternehmen der Montage angesiedelt. In der Branche gibt es viele verschiedene Berufe wie zum Beispiel Mikrozeichnerinnen und -zeichner, Mikrotechnikerinnen und -techniker, Qualitätsfachleute sowie Uhrmacherinnen und Uhrmacher. Die meisten dieser Berufsleute werden in Produktionsbetrieben beschäftigt. Eine Uhr herzustellen beinhaltet zahlreiche Etappen: Vom Entwurf über das Herstellen der Bestandteile, das Zusammensetzen bis zur Oberflächenbehandlung und Verzierung.
Neben der Produktion gibt es viele weitere Tätigkeiten in der Uhrenbranche. Dazu gehören zum Beispiel der Einkauf von Rohstoffen, die Verwaltung der Lagerbestände von Komponenten während der Produktionsphase oder der Vertrieb der Endprodukte. Nicht zu vergessen sind Marketing, Informatik und Verkauf. Im Kundendienst werden Diagnosen gestellt, Offerten erstellt, Reparaturen und Endkontrollen durchgeführt. Bei älteren Uhrwerken sind die Teile manchmal nicht mehr erhältlich und müssen komplett neu erstellt werden.
«Der neue Beruf der Qualitätsprüferin, des Qualitätsprüfers für Mikrotechnik entspricht dem Bedürfnis der Branche. Die Qualität ist nach wie vor ein zentrales Element.»
Wie entwickelt sich die Mikrotechnik und Uhrenindustrie?
Die Mikrotechnik- und Uhrenbranche hat sich weiterentwickelt. Quarzuhren sind genauer als mechanische Uhren. Aber mechanische Uhren brauchen grosse Fachkenntnisse. Es gibt einfache Uhrwerke mit zwei oder drei Zeigern. Bei einer Uhr mit Datum, Stoppuhr und Mondphasenanzeige kann der Mechanismus sehr kompliziert sein. Der neue Beruf der Qualitätsprüferin, des Qualitätsprüfers für Mikrotechnik entspricht dem Bedürfnis der Branche. Die Qualität ist nach wie vor ein zentrales Element.
Einige Uhrenmarken sind in Bezug auf Design, Materialien und Uhrwerke innovativ. Sie entwickeln und kreieren neue Produkte. Andere setzen eher auf Tradition und halten ihre Spitzenprodukte über viele Jahre hinweg auf dem Markt.
Welche Fähigkeiten sind derzeit und in Zukunft gefragt?
Geduld, Sorgfalt und ein Auge fürs Details sind Schlüsselkompetenzen in der Branche. Sie sind es heute und werden es auch in Zukunft bleiben. In der industriellen Produktion ist die Bedienung von Maschinen wichtig.
Es besteht ein Mangel an hochspezialisierten Berufsleuten, beispielsweise im Bereich Emaillieren oder Anglieren (Abschrägen der Kanten von hochwertigen Uhrwerken). Manche Arbeiten erfordern ein grosses handwerkliches Können, wie es im Kunsthandwerk typisch ist, etwa für das Bemalen von Zifferblättern von Hand. Dieses Können wird durch langjährige Berufspraxis erworben.
Was sind die Herausforderungen der Branche?
Eine der grössten Herausforderungen ist es, qualifizierte Fachkräfte zu rekrutieren und genügend Nachwuchs auszubilden, um das traditionelle Know-how zu erhalten. Auch in den mikrotechnischen Berufen gibt es einen Mangel an Lernenden. Nur dank qualifizierter Fachkräfte kann die Uhrenbranche solch hochwertige Produkte anbieten.
Eine Uhr ist ein faszinierender Mechanismus. In China zum Beispiel ist eine Uhr ein Luxusprodukt, das eine Investition darstellt. Die Schweizer Uhrenbranche exportiert einen grossen Teil ihrer Produkte. Sie ist daher anfällig für Veränderungen auf dem internationalen Markt, sei es durch neue Vorschriften oder Fälschungen.