Fachkräfte sind willkommen
© Daniel Langner
Logistikunternehmen bewegen sich heute in einer VUCA-Welt - einer Welt, welche durch Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit geprägt ist. Sie müssen sich ständig anpassen und mit den Risiken internationaler Lieferketten umgehen können. Erläuterungen von Daniel Langner, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Postdoktorand und Projektleiter am Institut für Supply Chain Management der Universität St. Gallen sowie Mitautor der Marktstudien im Bereich Logistik, die von GS1 veröffentlicht wurden
Wie ist die aktuelle Situation in der Logistikbranche?
Die heutige Weltwirtschaft ist eng verknüpft. Das zeigt sich dadurch, dass der internationale Handel zunimmt, also die Vergabe von Unteraufträgen und die Verlagerung von Standorten. Ein anderes Zeichen dafür ist die Globalisierung der Lieferketten. Die Logistik ist komplexer geworden und die Anzahl Beteiligter gestiegen. Nachhaltigkeit wird immer wichtiger und der technische Fortschritt eröffnet Unternehmen neue Möglichkeiten. Ausserdem brauchen wir widerstandsfähige Lieferketten, um auf globale Ereignisse vorbereitet zu sein.
Heute beschäftigt sich die Branche damit, Effizienz, Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit in einer VUCA-Welt miteinander in Einklang zu bringen. Logistik und Lieferkettenmanagement haben deshalb spezifischere Geschäftsstrategien als je zuvor. Unternehmen müssen sich an gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Trends anpassen und auf die Risiken internationaler Lieferketten vorbereitet sein.
«Wir müssen widerstandsfähigere Lieferketten entwerfen, um auf die Risiken von morgen vorbereitet zu sein.»
Wie viel Personal braucht es in der Zukunft?
Der Personalbedarf steigt weiterhin rasant an. Momentan mangelt es vor allem an Fahrerinnen und Fahrern sowie an Fachleuten für IT und Auftragsabwicklung, also Fachleuten für die Produktionsplanung. Längerfristig braucht es wegen der Automatisierung weniger Personal für körperliche Arbeit. Komplett verschwinden diese Tätigkeiten aber nicht. Die Arbeit mit Maschinen wird zunehmen. Es werden mehr Fachleute benötigt, die mit Computern umgehen können.
Der Bedarf an neuen Fachkräften wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Die Arbeitgeber verbessern die Arbeitsbedingungen, indem sie die Arbeitszeiten flexibel gestalten.
Welche Kompetenzen braucht es in der Supply Chain 4.0 in Zukunft?
Grosse Datenmengen werden eine zentrale Rolle spielen. Diese müssen nicht nur verarbeitet, sondern auch analysiert und interpretiert werden. Dazu muss digitales Fachwissen in das Lieferkettenmanagement integriert werden. Es ist wichtig, den aktuellen Zustand und die zukünftigen Abläufe zu erfassen. Auf dieser Grundlage sollen digitale Lösungen entwickelt und eingesetzt werden. Dafür braucht es allerdings Kenntnisse des Lieferkettenmanagements und der IT. Ein Beispiel dafür ist die Automatisierung von Lagerhäusern. Smarte Systeme und Roboter kommen dabei zum Zuge. Solche Entwicklungen zeigen, wie IT-Lösungen die Prozesse in der Lieferkette revolutionieren können.
Darüber hinaus werden alternative Transportsysteme wie Drohnen für den Logistiksektor immer wichtiger. Für diese Zukunftstechnologien braucht es spezialisierte Ingenieurinnen und IT-Experten, die neue Systeme entwickeln und implementieren können. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für diese Arbeit enorm wichtig. Supply-Chain-Managerinnen arbeiten eng mit IT-Spezialisten zusammen. Dabei ist es wichtig, dass beide Seiten die gegenseitigen Herausforderungen verstehen.
Und in anderen Bereichen?
- Der E-Commerce-Markt wächst stetig. Das beeinflusst die Kurier-, Express- und Paketbranche - insbesondere das Angebot und die Prozesse, die immer stärker automatisiert werden.
- Immer mehr Fachleute müssen sich mit strategischen Fragen beschäftigen, wie der Nachhaltigkeit der Lieferkette, zum Beispiel bei der Wahl geeigneter Lieferanten oder Transportmittel. Andererseits müssen die Lieferketten widerstandsfähiger gestaltet werden, um auf zukünftige Risiken vorbereitet zu sein.