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Arbeitsmarkt: Fahrzeuge

Vertreter der Automobil- und Zweiradbranche äussern sich zu den Herausforderungen neuer Formen der Mobilität und den Beschäftigungs- und Ausbildungsmöglichkeiten in ihrer Branche.

Die treibenden Kräfte einer bewegten Branche

Blick in eine Autoreparaturwerkstatt.
© SDBB I CSFO, Foto Fabian Stamm
Blick in eine Autoreparaturwerkstatt.

© SDBB I CSFO, Foto Fabian Stamm

Fahrzeuge sind seit jeher technologischen Wandel unterworfen. Die alltäglichen Verkehrsmittel werden zudem immer häufiger anders genutzt. Verkehrsteilnehmende nutzen unterschiedliche Verkehrsmittel parallel und teilen ihre Autos mit anderen. Diese Entwicklungen wirken sich auf die Tätigkeiten in der Branche sowie die geforderten Kompetenzen aus und stellen sie infrage. Olivier Maeder vom Auto Gewerbe Verband der Schweiz (AGVS) und Daniel Schärer vom Verband 2rad Schweiz erklären.

Wie ist die aktuelle Situation in der Zweiradbranche?

Daniel Schärer: Diese dynamische Branche hat noch viele Jahre vor sich. Zweiräder, wie Fahrräder, Motorräder und Scooter sind mehr als nur Transportmittel. Sie sind ein Lebensgefühl für unsere Kundinnen und Kunden. Die Verkaufszahlen stabilisieren sich nach einem starken Boom, der zum Teil auf den Erwerb von Elektrozweirädern zurückzuführen war. In den Reparaturwerkstätten ermöglichen neue Dienstleistungen eine bessere Verteilung der Aktivitäten über das Jahr. Im Winter bieten einige Fachleute die Abholung von Fahrrädern bei Privatpersonen an, um den Service vor den schönen Tagen zu gewährleisten.

Wie ist die aktuelle Situation in der Automobilbranche?

Olivier Maeder: Die Branche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Die neuen Formen der Mobilität stellen eine spannende Herausforderung für unsere Berufe dar. Trotzdem nimmt der Fahrzeugbestand in der Schweiz weiter zu, da individuelle Mobilität ein Bedürfnis ist, welches weiter wächst. Wir verkaufen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, Elektroantrieb oder Hybrid und bieten auch Mobilitätslösungen, wie Autoabonnements oder Montage von Elektroladestationen, an. In unseren Werkstätten reparieren und warten unsere Fachleute die Fahrzeuge den Herstellerangaben und den geltenden Umweltstandards entsprechend.

Daniel Schärer, Direktor von 2rad Schweiz

«Die Zweiradbranche hat noch viele Jahre vor sich!»

Olivier Maeder, Geschäftsleiter Bildung AGVS

«Weiterbildung ist so etwas wie der Supertreibstoff für unsere Arbeitsplätze.»

Was sind die Herausforderungen für die Ausbildung in der Autobranche?

Olivier Maeder: Die Fahrzeugtechnik ändert sich schnell und wird immer anspruchsvoller (Elektro- und Hybridfahrzeuge, Fahrerassistenzsysteme,...). Die Weiterbildung ist so etwas wie der Supertreibstoff unserer Arbeitsplätze. Sie ermöglicht es uns, auf dem Laufenden zu bleiben. Unsere beruflichen Grundbildungen und die Lehrgänge der höheren Berufsbildung müssen ständig angepasst werden, um den neuen Anforderungen unserer Berufe gerecht zu werden. Im Detailhandel beispielsweise stehen die Verkaufs- und Beratungskompetenzen im Mittelpunkt für Detailhandelsfachleute der Fachbereiche Sales Automotive und After-Sales Automotive. Sie sind zentral, damit Garagen neue Dienstleistungen erfolgreich erbringen.

Wie sieht dies für die Zweiradbranche aus?

Daniel Schärer: Wir arbeiten an der Einführung von zwei neuen Lehrgängen. In der beruflichen Grundbildung soll ein eidgenössisches Berufsattest (EBA) das bestehende Angebot ergänzen und den Einstieg in die Branche erleichtern. Nach dem Abschluss können die Jugendlichen in das zweite Lehrjahr als Fahrradmechaniker/in EFZ oder Motorradmechaniker/in EFZ einsteigen. Ein eidgenössischer Fachausweis (BP) im Bereich der Fahrzeugdiagnostik ist ebenfalls in Vorbereitung. Diese Ausbildung zielt auf die Beratung und Reparatur von Elektrofahrrädern und Motorrädern ab.

Welche Fähigkeiten sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt?

Daniel Schärer: Bei Fahrrädern ist alles kleiner als bei Autos und Teile werden häufiger repariert als ausgetauscht. Das erfordert ein Verständnis der gesamten Mechanik von Zweirädern, Ausdauer bei der Diagnose und gute technische Fähigkeiten beim Zerlegen, Reparieren und Auswechseln von Teilen. Die Beratung und der Verkauf von Fahrrädern und Zubehör sind ein wesentlicher Bestandteil der Aufgaben von Fahrradfachleuten. Es geht darum, zuzuhören und zu verstehen, wie die Kundschaft ihr Fahrrad nutzen möchte.

Für die Wartung der Motorräder in Werkstätten muss man wissen, wie man Metallteile schweisst und feilt. Bei Fahrrädern, die immer häufiger mit Karbon- oder Aluminiumrahmen ausgestattet sind, sind diese Aufgaben nicht mehr erforderlich.

Olivier Maeder: In den Werkstätten erfordert die Handhabe mit Elektroautos eine besondere Aufmerksamkeit im Umgang mit hohen Spannungen und die strikte Einhaltung der Sicherheitsnormen. Die Verkaufsfähigkeiten bleiben zentral und sind auch in den Kundendienstwerkstätten gefragt, weil dort nicht nur Ersatzteile verwaltet, sondern auch verkauft werden.

Wo werden in den nächsten Jahren Arbeitsplätze geschaffen?

Daniel Schärer: In den nächsten fünf Jahren werden die Arbeitsplätze in der Zweiradbranche in Fachgeschäften und Reparaturwerkstätten verbleiben. Es zeichnet sich ein Wandel in der Arbeitszeitgestaltung ab. So werden zum Beispiel Beratungsgespräche für Fahrräder vermehrt nach Vereinbarung angeboten.

Olivier Maeder: In der Automobilbranche werden weiterhin Fachleute auf allen Ausbildungsniveaus und in allen Funktionen gesucht. Wir hoffen, in Zukunft noch mehr Frauen für die Automobilbranche zu gewinnen. Es ist eine Branche mit faszinierenden Technologien, in der man auch auf verschiedenen Ebenen etwas für die Umwelt tun kann, zum Beispiel durch die richtige Wartung des Motors und der Systeme zur Abgasnachbehandlung, den Verkauf von Autoabonnements oder die Beratung.



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