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Raumplanung: Studium selbst erlebt

Wie erfolgte die Studienwahl? Wie wird dieses Fach vermittelt? Ein Einblick in den Hochschul-Alltag

Praxisorientierung und Themenvielfalt

C. M. studiert Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung im 5. Semester Bachelor an der Ostschweizer Fachhochschule OST.

"Die ersten drei Semester des Studiums sind eine bunte Mischung von Fächern: Städtebau, Raumplanung und Verkehrsplanung sowie Grundlagen in Gesellschaft, Recht, Wirtschaftsrecht und Volkswirtschaft. Im Kommunikationsmodul, einem Wahlfach im zweiten Semester, erlernen wir Kompetenzen, wie mit Bürgerinnen, Bürgern und Behörden zu kommunizieren ist, denn unser Beruf ist weitgehend auch politische Arbeit.

In der zweiten Hälfte des Studiums wird der Fokus enger. Die Studierenden wählen, welche Themen sie vertiefen möchten und in welche Richtung es gehen soll. Ich habe Raumentwicklung und Verkehrsplanung als Schwerpunkte gewählt. Aktuell bin ich an einer umfangreichen Arbeit im Bereich der Raumentwicklung und habe vor, mich in der Bachelorarbeit auf die Verkehrsplanung auszurichten, um einen allgemeinen Abschluss zu erlangen. Mitstudierende, die im letzten Jahr alles auf einen Bereich setzen, haben im Diplom eine entsprechende Vertiefung vermerkt, was in meinen Augen nur bedingt relevant für den Arbeitsmarkt ist. Die verschiedenen Ausrichtungen gehen Hand in Hand und es ist wichtig, von allen Themen eine Ahnung zu haben, denn Raumplanung ist eine Querschnittsaufgabe.

Ich bin jetzt im fünften Semester und muss in den kommenden vier Wochen fünf Projekte abschliessen. Vier werde ich bereits vor den Weihnachtsferien abgeben, die andere Arbeit zwei Wochen später. Wenn ich hier von Ferien spreche, meine ich damit nicht Zeit zum Verreisen oder Nichtstun. Die unterrichtsfreie Zeit ist vor allem dazu da, sich auf Prüfungen vorzubereiten oder Arbeiten abzuschliessen. Die zahlreichen Projekt- und Semesterarbeiten erfordern von uns Studierenden, dass wir uns die Zeit stets gut einteilen.

Es ist sicher ein anstrengendes Studium, andererseits stimmt es für mich, dass es einen an die Grenze bringt, weil es im Berufsalltag nicht anders sein wird. In der Freizeit gibt es Platz für alles, wofür man sich Zeit nimmt. Ich spiele Fussball seit Kindesalter, trainiere zweimal pro Woche und habe wochenends meistens Match. Andere gehen morgens eine Viertelstunde spazieren. Es ist wichtig, einen Ausgleich zu haben und sich bewusst Zeit dafür zu nehmen.

Die Vielseitigkeit dieses Studiums gefällt mir sehr. Neben Grundlagen in Wirtschaft und Recht wird auch Wissen in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit/Moderation vermittelt. Die interdisziplinäre Ausbildung ist perfekt zugeschnitten auf den späteren Berufsalltag in der Raumplanung mit seinen breit gefächerten Aufgabenstellungen.

Profilprojekt

Alle bisherigen Arbeiten waren Gruppenarbeiten. Das Profilprojekt ist die erste umfangreiche Einzelarbeit. Sie beinhaltet einen Planungsbericht von rund 40 Seiten, eine Machbarkeitsstudie und in meinem Fall einen Bebauungsplan als Vertiefungsarbeit. Konkret geht es darum, einen Standort für ein Tramdepot im Raum Basel zu finden. An dieser Arbeit schätze ich sehr, dass wir frei sind in der Herangehensweise und auch dazu aufgefordert sind, Risiken einzugehen, was später im Beruf nur noch selten drin liegen wird. Das Profilprojekt ist die Vorbereitung auf die Bachelorarbeit, entsprechend gibt es dafür 6 ECTS, was 180 Arbeitsstunden entspricht. Diese Zeit muss auch investiert werden.

Praxisorientierung und Themenvielfalt

Mein Studium ist definitiv praktisch orientiert, was ich sehr schätze. Wir haben jedes Jahr eine Partnerstadt, für die wir Projekte erarbeiten. So erscheint jährlich eine Broschüre, in der eine Auswahl von Arbeiten veröffentlicht wird. Ob die Konzeptarbeiten danach umgesetzt oder nur als Denkanstoss genutzt werden, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Dabei gilt es auch zu bedenken, dass die Raumplanung von sehr langwierigen Prozessen geprägt ist.

Eine weitere Eigenschaft des Studiums ist die thematische Breite: Lärmschutz, Naturschutz, Klimapolitik, gendergerechte Planung und Wohnhygiene sind nur ein paar Beispiele von Themen, die behandelt werden. Beim ganzen Facettenreichtum müssen wir immer das Ganze sehen und brauchen nicht alles zu wissen, müssen aber erkennen, wann wir das Fachwissen von anderen Sachverständigen, zum Beispiel aus der Landschaftsarchitektur, beiziehen müssen. Zudem sind die Bedürfnisse der Bevölkerung zu berücksichtigen. Das Thema der Mitwirkung wird grossgeschrieben in unserem Beruf, der auch sehr viel mit Politik zu tun hat: Die Förderung der Innenentwicklung und der nachhaltigen Mobilität, haushälterische Bodennutzung oder Klimaziele sind Themen, die für uns von grosser Relevanz sind. Wir bringen die verschiedenen Aspekte und Abhängigkeiten unter einen Hut, um daraus etwas für die Zukunft zu schaffen.

Für mich ist klar, dass ich nach Abschluss des Studiums zuerst in einem privatwirtschaftlichen Betrieb arbeiten möchte. Es gibt sehr viele Raum- und Verkehrsplanungsbüros oder Ingenieurbüros mit einer Abteilung für diese Fachbereiche. Im Bereich des Städtebaus teilen sich Studienabgängerinnen der Stadt-, Verkehrs- und Raumplanung das Tätigkeitsfeld mit Architekten."



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