Zum Beispiel Solarzellen bauen
S. N. studiert Materialwissenschaft im 5. Semester Bachelor an der ETH Zürich.
Im Bachelor sind die Fächer klar vorgegeben. Im Master werde ich aus einer Auswahl an Fächern meinen Stundenplan zusammenstellen und meine Interessen vertiefen können.
Aufwand fürs Studium
Im Basisjahr baut man sein Grundwissen auf mit viel Mathematik (Analysis und Lineare Algebra), Physik und Chemie. Je weiter ich komme, desto mehr haben die Vorlesungen mit Materialwissenschaft zu tun. Thermodynamik und Quantenmechanik sind stete Begleiter und zum Programmieren und Simulieren komme ich auch. Im fünften Semester besuchte ich etwa zwölf Stunden Vorlesung und sechs Stunden Übungen pro Woche. Der Freitag ist für das Schlussprojekt reserviert. Dazu kommen ein bis zwei Stunden Lernzeit pro Tag. Zurzeit bin ich in einer Lernphase vor den Prüfungen. Ich lerne jeden Tag sechs bis acht Stunden.
Neue Lernkultur
An der Uni ist es sehr anders als am Gymnasium. Ich muss viel selbständiger sein und Disziplin an den Tag legen. Das Tempo ist sehr viel schneller. Der gesamte Chemiestoff des Gymnasiums wurde im ersten Semester in einer Vorlesung durchgenommen.
Mitstudierende
Ich schätze den kleinen Studiengang. Bei 30-60 Nasen pro Semester kennen sich alle. So macht das Studieren Spass. Während des Semesters veranstaltet unser Studiengang jeden Monat eine Feier mit Motto, z.B. Karaoke, Glühwein, oder Pub-Quiz. Dort konnte ich Studierende aus anderen Semestern kennenlernen. Der Kontakt zu Mitstudierenden aus höheren Semestern ergibt sich auch bei Laborversuchen. Denn die werden von Studierenden geleitet.
Projekte und Praktika
Mir gefällt, dass ich so viele Projekte und Praktika habe. So kann ich ein Thema der Vorlesung selbst ausprobieren. Wir bauten z.B. Schienenzeppeline, Spektrometer und Solarzellen. Im Schlussprojekt habe ich mit Mikrogelen gearbeitet und war in einer Forschungsgruppe dabei. Mikrogele sind kleine Polymerkugeln, deren Grösse von Temperatur- und pH-Änderungen abhängt. In der Forschung verwendet man sie als Sensoren oder Microswimmers, und um Medikamente gezielt im Körper freizulassen. Ich konnte diese Microgele synthetisieren und analysieren.
Zur Studienwahl habe ich mir per Zoom angehört, wie sich die verschiedenen Studiengänge vorstellten. Durch Zufall kam ich zu Materialwissenschaft. Der Vortrag hat mich so inspiriert, dass ich mich dafür einschrieb. Mich reizte, dass das Fach so interdisziplinär ist. Ich muss mich nicht auf eine Naturwissenschaft beschränken. Mit diesem Studiengang werden sich mir viele Türen öffnen. Ich werde mich in viele verschiedene Richtungen spezialisieren können.
Material, das sich je nach Geschwindigkeit verändert
L. H. studiert Materialwissenschaft im zweiten Semester Master an der ETH Zürich.
Ich muss in sechs verschiedenen Vorlesungen dem Stoff folgen, Vorträge vorbereiten, Laborarbeiten machen oder Übungsaufgaben lösen. Dazu kommen Gruppenarbeiten. Mit Lernen und Zusatzarbeiten komme ich auf ca. 35 Stunden Arbeit. Es kommt in den Vorlesungen auch mal vor, dass ich nicht mitkomme. Manchmal hilft es, mit meinen Mitstudierenden darüber zu diskutieren. Auch unsere Dozierenden beantworten Fragen gerne.
Praktikum in der Industrie
Im Master muss ich eine Auswahl an Kernfächern belegen. Daneben habe ich Wahlfächer. Diese umfassen Vorlesungen auf Masterniveau der ganzen ETH. Ein Industriepraktikum, ein Semesterprojekt und die Masterarbeit sind Teil des Masters. Das Industriepraktikum muss einen klaren materialwissenschaftlichen Bezug haben. Es dauert mindestens drei Monate. Man bewirbt sich selbständig bei Industriefirmen. Das Semesterprojekt und die Masterarbeit sind wissenschaftliche Projekte in einer Forschungsgruppe.
Anwendungsbeispiel Bremsschwellen
Im vergangenen Semester musste ich für eine Vorlesung einen Vortrag halten über Bremsschwellen. Es ging darum, Materialien für eine Bremsschwelle vorzuschlagen, die weich sind, wenn ein Auto unterhalb der Höchstgeschwindigkeit über die Schwelle fährt, und hart werden, wenn ein Auto über der Höchstgeschwindigkeit über die Schwelle fährt.
Berufliche Zukunft
Nach dem Master könnte ich ein Doktorat machen. Oder ich könnte in verschiedene Branchen gehen. Ich war schon auf einigen Networking-Events des Departementes. Da haben ehemalige Studierende Vorträge über ihre Berufstätigkeit gehalten. Ich habe sehr viele Möglichkeiten.