Studienalltag: Papyri entziffern
S.U. studiert Ägyptologie im sechsten Semester Master an der Universität Basel (UNIBAS).
Als ich mein Studium der Biologie aufnahm, belegte ich im Wahlbereich den Kurs Klassisch-Ägyptisch. Als das Studium der Biologie für mich nicht mehr stimmte, beschloss ich, das Fach zu wechseln. Ich habe den Wechsel noch keinen Tag bereut. Hieroglyphen haben mich schon als Knirps begeistert. Wo andere schon bei dem Wort Suffixkonjugationen Schreikrämpfe bekommen, will ich mehr darüber erfahren.
Ägyptisch ist nicht gleich ägyptisch
Mittlerweile kann ich neben Hieroglyphen auch die hieratische und demotische Schrift sowie Koptisch, Biblisch-Hebräisch und ein bisschen Aramäisch lesen. Diese alten Sprachen sind für mich verständlicher als jede mathematische Formel und fördern mein logisches Denken. Beim Versuch, die antiken Quellen zu übersetzen, ist zudem neben detektivischem Spürsinn auch Durchhaltevermögen gefragt. Jedes Zeichen stellt eine gewisse Buchstabenkombination dar und das System der Sprache ist ganz anders als unseres. Neben der Sprache und allen Arten von Geschichten, Mythen oder religiöse Texten faszinieren mich biologische Themen dieser Zeit. Wie sahen Flora und Fauna aus oder eben auch: Wie funktionierte die Medizin der alten Ägypter?
Ein modernes Fach als Ergänzung
Medienwissenschaften habe ich wegen meiner zweiten grossen Leidenschaft, dem Geschichtenschreiben, gewählt. Zu dieser Zeit war mir noch nicht bewusst, dass dieser Wissenschaftszweig sich mehr um Theorien dreht. Bei einer Seminararbeit habe ich beispielsweise die Besonderheiten eines ägyptischen Museums herausgearbeitet. Ich bin froh, dass mein Professor in den Medienwissenschaften eine solche Verknüpfung zulässt, ja gar fördert, und ich hoffe, das später auch beruflich irgendwie verbinden zu können.
Masterarbeit über altägyptische Medizin
Ich schreibe meine Masterarbeit zum Thema der altägyptischen Medizin. Für die Untersuchung habe ich 14 Heilpflanzen ausgesucht und versuche herauszufinden, wie diese von den Ägyptern angewendet wurden. Dazu ziehe ich vier umfassende medizinischen Papyri zu Rate, in denen genau beschrieben wird, für welche Krankheit welches Heilmittel anzuwenden ist, inklusive Dosierungsangaben und Anweisungen über Rezeptur und Behandlung der Patienten und Patientinnen. Ich plane einen Vergleich der Papyri-Rezepte mit den heute bekannten Wirkstoffen. Zudem untersuche ich, ob und wie die Anwendung im alten Ägypten mit den Wirkungen der Pflanzen übereinstimmt.