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Laufbahnbeispiele: Erdwissenschaften

Hochschulabsolventinnen und -absolventen berichten aus ihrem Berufsalltag. Was sind ihre aktuellen Aufgaben? Welche Tipps geben sie für den Berufseinstieg?

Erdwissenschaften

Geologe als akademischer Mitarbeiter in der öffentlichen Verwaltung: Philippe Moes

Symbolbild Wasser
Symbolbild Wasser, © Bild von roegger auf Pixabay
Akademischer Mitarbeiter Grundwasser beim Amt für Umwelt und Energie:

«Zu meinen Aufgaben gehört, den gesetzlichen Auftrag des Gewässerschutzes zu vollziehen.»

Laufbahn
Jahr Tätigkeit
Seit 2018 bis heuteAkademischer Mitarbeiter Grundwasser in der Abteilung Gewässer & Boden beim Amt für Umwelt und Energie Kanton Basel-Stadt
2016 – 2018CAS ETH in Angewandten Erdwissenschaften (4x je ein 1-wöchiger Blockkurs)
2013 – 2018Projektleiter bei CSD Ingenieure AG, Filiale Pratteln
2012Fachausbildung Altlastenbearbeitung an der Universität Bern
2011 – 2012Projektleiter bei Kiefer & Studer AG, Reinach (BL)
2006 – 2011Studium der Erdwissenschaften an der ETH Zürich, Vertiefung Ingenieurgeologie
Jetzige Tätigkeit

Als akademischer Mitarbeiter im Bereich Grundwasser ist es meine Aufgabe, den gesetzlichen Auftrag des Gewässerschutzes zu vollziehen. Dabei prüfe ich Bauvorhaben oder Baueingaben auf die gesetzeskonforme Planung und mache im Bauentscheid entsprechende Auflagen für die Bau- und Betriebsphase. Dazu gehören auch Abnahmen und Kontrollen vor Ort, wo überprüft wird, ob die gemachten Vorgaben eingehalten werden. Als Mitarbeiter in einem Stadtkanton hat es den Vorteil, dass ich unsere Vorgaben selbst kontrollieren kann und so direkt den Nutzen der gesetzlichen Rahmenbedingungen erkenne. Weiter sind ich und mein Team damit beauftragt die kantonalen Gesetze, Verordnungen und Richtlinien im Bereich Grundwasser zu überarbeiten und zu aktualisieren.

Berufseinstieg

Meine erste Stelle fand ich über ein Inserat auf der Homepage des Schweizerischen Geologenverbands CHGEOL. Ich wurde zuerst als Praktikant eingestellt mit Aussicht auf eine Festanstellung. Mein damaliger Vorgesetzter hatte einen ähnlichen Abschluss an der ETH Zürich gemacht wie ich, wodurch er meine Fähigkeiten nach dem Studium gut abschätzen konnte. Da ich vorher noch keine Berufserfahrung hatte, auch keine vorgängige Praktikumserfahrung, musste ich mich schnell in die Prozesse einarbeiten.

Tipps

Ich und meine Studienkollegen/-innen haben die Erfahrung gemacht, dass man gerade in kleinen, regional verankerten Geologie- oder Ingenieurbüros relativ schnell eigene Verantwortung erhält. Das bedeutet, dass man für kleinere Projekte die alleinige Verantwortung von der Offertenerstellung über die gesamte Projektabwicklung bis zum Versand der Schlussrechnung übernimmt. Mit einem Praktikum bei einem solchen Büro erhält man bereits einen Einblick in diese Prozesse. Dadurch verkürzt sich später beim Berufseinstieg die Einarbeitungszeit, was gerade bei kleinen Büros sehr geschätzt wird. Kann man nach Studienabschluss Erfahrungen aus Praktika vorweisen, hilft dies sicherlich, um den Berufseinstieg zu vereinfachen.

Geologin, Projektleiterin mineralische Rohstoffe und wissenschaftliche Mitarbeiterin: Gisela Weibel

Gisela Weibel, © KVA Linth
Gisela Weibel, © KVA Linth
Gisela Weibel, © KVA Linth

Gisela Weibel, © KVA Linth

Wissenschaftlerin im Bereich Abfall und Ressourcennutzung

«Ich habe einen sehr vielfältigen Alltag zwischen Labor und Industriebetrieb.»

Laufbahn
JahrTätigkeit
2017-heuteProjektleiterin mineralische Rohstoffe, Stiftung ZAR (50%), Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fachstelle für Sekundärrohstoffe, Institut für Geologie, Universität Bern (50%)
2013-2017Doktorat in Geologie, Universität Bern
2008-2013Geologiestudium an der Universität Bern mit Schwerpunkt Umwelt- und Rohstoffgeochemie
2007-2008Maturitätsschule für Erwachsene Bern (Passerelle)
2002-2005Lehre als Chemielaborantin mit Berufsmaturität
Jetzige Tätigkeit

Als Wissenschaftlerin im Bereich Abfall und nachhaltige Ressourcennutzung habe ich einen sehr vielfältigen Alltag zwischen Labor und Industriebetrieb. Ziel der Forschung ist die Entwicklung optimaler Nutzungs- und Verwertungswege von Abfällen. Nach der Verbrennung unseres Abfalls bleiben ca. 20% Reststoffe übrig. Da immer weniger Raum für die Deponierung dieser Verbrennungsrückstände zur Verfügung steht, muss die Verwertung dieser Materialien einer Deponierung vorgezogen werden. Ich bearbeite Projekte in enger Zusammenarbeit mit Behörden und Industrie. Dabei werden oftmals in Laborstudien die Grundlagen geschaffen und die Resultate dann im Grossmassstab umgesetzt. Konkret optimieren wir die Rückgewinnung von Metallen wie Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zink aus den Verbrennungsrückständen und bringen sie so zurück in den Stoffkreislauf. Dies schont wertvolle Primärressourcen und reduziert die Umweltbelastung.

Nebst meiner Forschungstätigkeit arbeite ich bei Lehrveranstaltungen im Bereich Umwelt an der Universität mit. Dies umfasst Laborkurse, Vorlesungen und Exkursionen.

Berufseinstieg

Meine jetzige Anstellungskonstellation hat sich aus meiner Dissertation heraus ergeben. Während meiner Doktorarbeit am Institut für Geologie der Universität Bern stand ich oft im Austausch mit der Stiftung ZAR. Aufgrund des guten Netzwerks, welches ich während meiner Doktorarbeit in der Abfallbranche aufbauen konnte, hat sich für mich die Möglichkeit ergeben in dieser Branche Fuss zu fassen. Als gelernte Chemielaborantin war ich die ganze Studienzeit hindurch immer Teilzeit berufstätig. Dies hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass ich nahtlos von meiner Diss in eine herausfordernde Projektleiterfunktion wechseln konnte.

Tipps

Rückblickend wurde mir klar, wie wichtig eine solide Grundbildung ist. Ich habe mich nach meiner Lehre als Chemielaborantin erst spät entschieden, noch den universitären Weg einzuschlagen. Die ganze Studienzeit hinweg konnte ich von meinen Erfahrungen aus der Berufslehre profitieren. Wichtig ist es eine Ausbildung zu wählen, die Freude bereitet. Ich stelle ein gutes Beispiel dar, was mit den heutigen Möglichkeiten für ein Werdegang möglich ist. Nach meinem Lehrabschluss als Chemielaborantin hätte ich nie gedacht, dass ich heute als Geologin in der Abfallbranche tätig bin.



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