Programmieren: Vom Frust zur Lust
R.H. studiert Computerlinguistik und Sprachtechnologie im dritten Semester Bachelor an der Universität Zürich (UZH).
Welche Überlegungen haben bei der Wahl Ihres Studienfachs eine Rolle gespielt?
Ich hielt mich nie für besonders technisch begabt, mit Computern hatte ich tatsächlich eher Mühe. Auch Mathematik lag mir nicht sonderlich. Im ersten Semester Informatik funktionierte alles recht gut, da die Einführungsveranstaltungen noch ziemlich leicht waren. Im zweiten Semester erlebte ich im Programmieren einen frustrierenden Misserfolg. Ich wundere mich manchmal selbst, dass ich nach diesem Misserfolg trotzdem Lust bekam auf das Computerlinguistik-Studium, das sich sehr stark ums Programmieren dreht. Irgendwie hat mich die Art, wie man Probleme angeht und löst dennoch gepackt. Die Module, in denen man programmieren muss, machen mir unterdessen in meinem Studium am meisten Spass. Für mich hat es sich gelohnt, über meinen eigenen Schatten zu springen, denn ich bin genau am richtigen Ort gelandet.
Wie sieht Ihr Studienalltag aus?
Da wir während des Semesters viele Übungen abgeben und Präsentationen machen müssen, arbeite ich zu Hause in den Wochen des Semesters ziemlich viel zusätzlich zu den Vorlesungen. Ich muss aber sagen, dass ich in vielen Fächern sehr ehrgeizig bin, oft habe ich erst das Gefühl, ich sei fertig, wenn ich alles restlos verstanden und eine Übung perfekt gelöst habe. In dieser Hinsicht übertreibe ich vielleicht manchmal ein wenig, ich denke es wäre absolut möglich, das Studium mit weniger Zeitaufwand zu absolvieren. Nach jeder Vorlesung habe ich das Gefühl, mehr zu wissen als zuvor – das ist unglaublich motivierend. Meistens sind die Übungen auch sehr stark auf die Vorlesungen bezogen, deshalb kommt die Bearbeitung einer Übung oft einer intensiven Nachbereitung einer Vorlesung gleich. Ich finde das eine effiziente Art zu lernen, da ich mich nochmals mit der Theorie des Stoffes beschäftigen muss und gleichzeitig überprüfen kann, was ich verstanden habe und was noch nicht. Irgendwie ist das eine offensichtliche Lernstrategie, ich entdeckte sie aber trotzdem erst im Studium für mich, während des Gymnasiums machte ich meine Hausaufgaben nie so konsequent.
Natürlich muss man aber auch erwähnen, dass die Prüfungen in der Computerlinguistik immer direkt nach Ende des Semesters stattfinden, dadurch sind die Semesterferien entsprechend lang und selbst wenn man ein wenig arbeiten geht, bleibt genügend Zeit, sich ausgiebig zu erholen.
Können Sie über die Inhalte einer konkreten Vorlesung erzählen?
In einem Modul war der Leistungsnachweis ein Programmierprojekt. Der Kurs hiess «Language Technology and Webapplications»
und unsere Aufgabe war es, eine Webapplikation zu programmieren. Unser Team, wir waren zu dritt, programmierte eine Seite, welche News in Leichter Sprache von News Sites aus verschiedenen Ländern wie zum Beispiel Schweden, Frankreich und Deutschland sammelte. Wir übersetzten diese News in Englisch, teilten sie in Kategorien ein und stellten sie auf unserer Seite barrierefrei dar. Dazu erstellten wir ein Glossar, das schwierige Wörter in den Artikeln erklärt. Das Glossar und die Artikel speicherten wir in einer Datenbank. Der Kurs war allgemein sehr spannend aufgebaut; in der ersten Semesterhälfte hatten wir Vorlesungen, in denen wir lernten, wie eine Webapplikation aufgebaut ist, in der zweiten Hälfte realisierten wir die Projekte in verschiedenen Gruppen. Unser Dozent sammelte für die Projekte Ideen bei seinen Kollegen am Institut, so konnten wir Projekte programmieren, die auch einen Nutzen für die Forschung am Institut hatten.