Ergotherapeutin in der Handtherapie
Marisa Zumbrunn behandelt Patientinnen und Patienten mit Verletzungen oder Erkrankungen der Hand.
"Die Praktika sind dazu da, verschiedene Dinge auszuprobieren."
Laufbahn
Alter/Jahr | Tätigkeit/Ausbildung |
18 | Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis EFZ als Kauffrau mit Berufsmaturität |
18 | Mitarbeiterin Buchhaltung/Sekretariat |
19 | Vorpraktikum Pflege und Ergotherapie: Rehaklinik Bellikon und Reha Rheinfelden, AG |
23 | Bachelor Ergotherapie: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Winterthur |
23 | Ergotherapeutin Handtherapie: Universitätsspital Basel |
Wie sieht Ihre aktuelle Tätigkeit aus?
In der Handtherapie behandle ich Patientinnen mit Verletzungen oder Erkrankungen der Hand und der Oberen Extremität. Diese reichen von Frakturen und Verletzungen der Sehnen, Bänder oder Nerven bis hin zu Überlastungssyndromen und rheumatischen Erkrankungen.
«Als Ergotherapeutin ist man sehr gefragt und hat eine breite Palette an Arbeitsmöglichkeiten in verschiedenen Fachbereichen.»
Die Nachbehandlung einer Verletzung oder Operation gestaltet sich sehr individuell. Dazu gehören das Anpassen von Lagerungs- und Übungsschienen, das Versorgen von Wunden und Narben sowie die Anleitung für Bewegungs- und Kraftübungen.
Weiter werden mit den Patienten gelenkschonende Strategien erarbeitet, die sie in ihren Alltag integrieren sollen. Zudem schauen wir, welche Betätigungen im Alltag noch Schwierigkeiten bereiten. Darauf aufbauend planen wir die weitere Therapie, um diese Betätigungen wieder zu ermöglichen.
Wie verlief Ihr Berufseinstieg?
Ich absolvierte eines von drei Praktika während des Studiums im Universitätsspital Basel in der Ergotherapie Hand. Somit kannte ich das Unternehmen und das Team der Handtherapie bereits. Dadurch ergab es sich, dass ich nach dem Studium eine Stelle hier antreten konnte. Als Ergotherapeutin ist man sehr gefragt und hat somit eine breite Palette an Arbeitsmöglichkeiten in verschiedenen Fachbereichen.
Zu Beginn meines Stellenantritts war ich sehr gefordert, da ich mir viel neues Fachwissen erarbeiten musste. Ich wurde und werde auch jetzt immer noch dabei begleitet und unterstützt von meinen Mitarbeiterinnen, wobei eine davon meine Hauptansprechperson ist. Denn auch nach einem Jahr Berufserfahrung gibt es noch immer viel zu lernen.
Welche Tipps geben Sie Studierenden?
Seid mutig und traut euch, in den Praktika Dinge auszuprobieren. Stellt Fragen und versucht, so viel wie möglich zu sehen. Denn wenn ihr das Studium beendet habt, werdet ihr möglicherweise nicht mehr so einfach die Möglichkeit dazu haben.
Fachleiter in einer Stiftung
Fabian Zurfluh arbeitet in der einzigen Ergotherapiepraxis für Kinder in seinem Kanton, die Kinder mit sehr unterschiedlichen körperlichen und geistigen Behinderungen betreut.
"Die Fertigkeiten in den Alltag zu übertragen, ist die grosse Herausforderung unserer Arbeit."
«Wenn die Motivation stimmt, arbeiten die Kinder unglaublich hart an ihren Zielen. Das beeindruckt mich nachhaltig.»
Laufbahn
Jahr | Tätigkeit |
2013 bis heute | Ergotherapeut & Fachleiter Ergotherapie, Stiftung Papilio, Altdorf |
2014–2015 | CAS Best Practice in Ergotherapie - Pädiatrie |
2011–2013 | Ergotherapeut, Rodtegg, Stiftung für Menschen mit körperl. Behinderung, Luzern |
2010–2011 | Ergotherapeut, Rehabilitationszentrum des Kinderspitals Zürich, Affoltern a. Albis |
2007–2010 | Bachelor in Ergotherapie, ZHAW Winterthur (Praktika: Orthopädie, Neurologie/Geriatrie, Pädiatrie) |
2007 | Vorpraktikum auf der Sonderpädagogischen Wohngruppe des Heilpädagogischen Zentrums Uri, Altdorf |
1999–2007 | Diverse Anstellungen als Elektroniker |
1995–1999 | Lehre als Elektroniker mit lehrbegleitender Berufsmatura |
Jetzige Tätigkeit
Seit 2013 arbeite ich zu 70% als Ergotherapeut in der Stiftung Papilio. Zusätzlich habe ich ein 10%-Pensum für die Fachleitung des Ergotherapieteams. Wir sind ein kleines Team von aktuell fünf Therapeutinnen und Therapeuten, alle arbeiten in Teilpensen. Die Stiftung Papilio liegt mitten im Dorfkern von Altdorf und ist in drei Bereiche aufgeteilt: Schule, Familie und Therapie. Die Schule ist eine Sonderschule für körper- und mehrfachbehinderte Kinder. Der Bereich «Familie» beinhaltet Kindertagesstätten, eine Tagesfamilienvermittlung sowie eine sozialpädagogische Familienbegleitung. Ich arbeite an der Therapiestelle der Stiftung Papilio. Im selben Haus arbeiten noch Physiotherapeutinnen, Logopäden, Heilpädagogische Früherzieherinnen und Psychomotoriktherapeuten, was die interprofessionelle Arbeit stark vereinfacht. Wir arbeiten im ambulanten Setting, das heisst, die Kinder kommen zu uns in die Therapie und gehen dann wieder nach Hause.
Meine Kernaufgabe ist die ergotherapeutische Behandlung der uns anvertrauten Kinder. Da die Stiftung Papilio die einzige Ergotherapiepraxis des Kantons für Kinder ist, sind wir sehr breit aufgestellt. Wir behandeln Kinder mit körperlicher und geistiger Behinderung aus der Sonderschule der Stiftung. Die meisten Kinder gehen ganz normal oder als integrierte Sonderschüler in die Regelschule. Sie leiden unter Entwicklungsverzögerungen, Autismus oder ADHS. Manchmal behandeln wir auch Kinder nach einer akuten Handverletzung. Wenn mir ein Kind von einer Ärztin überwiesen wird, erhebe ich mit geeigneten Assessments den Eintritts-Status. Zusammen mit den Eltern und dem Kind legen wir die Ziele fest. Dann folgt die eigentliche Behandlung. Während des Behandlungsprozesses evaluiere ich regelmässig die Therapien. So kann ich sehen, ob die Ziele erreicht werden können.
Damit die erworbenen Fertigkeiten nicht bloss im Therapieraum gezeigt werden, folgt der Übertrag in den Alltag. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern, Lehrpersonen und Heilpädagogen. Oftmals ist dieser Übertrag die grosse Herausforderung in unserer Arbeit. Ein Beispiel hierfür: In der geschützten Umgebung des Therapiezimmers (ruhig und reizlos gestaltet) lernt das Kind, sich selbständig fürs Turnen umzuziehen. In der Umkleidekabine der Schule mit den Klassenkameraden geht’s laut und wild zu. Durch die grosse Ablenkung klappt’s dann plötzlich nicht mehr mit dem Umziehen.
Zu meinen Nebentätigkeiten gehört die interprofessionelle Zusammenarbeit mit den Ärztinnen, anderen Therapeuten, Lehrpersonen und natürlich den Eltern. Damit die Therapie von den Kassen bezahlt wird, müssen wir in regelmässigen Abständen Berichte verfassen, um so die Finanzierung sicherzustellen.
Als weitere Nebentätigkeit habe ich die Fachleitung des Teams übernommen und bin verantwortlich dafür, dass die angemeldeten Kinder an die Therapeutinnen übergeben werden. Oftmals übernehme ich den Erstkontakt zu Eltern, bevor ich sie dem zuständigen Therapeuten weitergebe. Kontakte zu Ärztinnen wie auch die Planung der Einsätze der Teammitglieder gehören ebenfalls zu meinen Aufgaben.
Berufseinstieg
Nach dem Studium nahm ich eine Stelle im Rehabilitationszentrum des Kinderspitals Zürich in Affoltern am Albis an. Das Team dort half mir bei der Einarbeitung. Am Anfang bedeutete dies: viel lesen, nachfragen und sich weiterbilden. Es war unglaublich spannend. Bei der Arbeit mit Kindern ist der Beziehungsaufbau enorm wichtig; mit Humor kann man Kinder sehr gut motivieren. Schon im Praktikum habe ich gemerkt, dass mir dies gut gelingt. So konnte ich beim Einstieg auf diese Fähigkeit vertrauen. Im Vorpraktikum wie auch in den Praktika während des Studiums konnte ich schon viele Erfahrungen sammeln, wie man eine Therapie «spassig» gestaltet. Wenn die Motivation stimmte, arbeiteten die Kinder unglaublich hart an ihren Zielen. Das hat mich nachhaltig beeindruckt und beeindruckt mich heute noch. Dies motivierte mich, mich ebenfalls reinzuknien und Wissenslücken schnellstmöglich zu schliessen.
Tipps
Das Studium ist breit gefächert. Ergotherapeuten arbeiten meistens spezialisiert. Diese Spezialisierung braucht ein wenig Zeit, Geduld und viel Arbeit. Die ersten zwei Jahre muss man unter einer erfahrenen Therapeutin arbeiten und kann von ihrem Wissen profitieren. Man sollte geduldig mit sich sein und offen dafür sein, aus Fehlern zu lernen.